# taz.de -- Positiver Jahresrückblick trotz Krise: Woidke will weiter wirken | |
> Während es an der CDU-Spitze erneut einen Wechsel gibt, wird Brandenburgs | |
> Ministerpräsident bei der Wahl 2024 offenbar wieder Nummer 1 der SPD | |
> sein. | |
Bild: Ministerpräsident Dietmar Woidke (61, SPD) will noch lange nicht in Rent… | |
Berlin taz | Es ist ein zwiespältiger Eindruck, den Brandenburgs | |
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) von diesem Jahr hat. Da ist zum | |
einen das Krisenjahr mit Inflation und Energieknappheit, in dem der | |
Überfall Russlands auf die Ukraine alles überschattet. Da ist aber auch die | |
Statistik, laut der die Zahl der Beschäftigten so stark wie in keinem | |
anderen Bundesland gewachsen ist. Was viel mit der weiter [1][nicht | |
unumstrittenen Tesla-Autofabrik] in Grünheide zu tun hat. Erst im März | |
eröffnet, hat sie derzeit 8.500 Mitarbeiter und ist für Woidke „ein | |
Projekt, das Brandenburg international bekannt gemacht hat“. | |
[2][Sei 2013] ist Woidke Ministerpräsident, es ist das zehnte Mal, dass er | |
bei der Landespressekonferenz in Potsdam auf das fast abgelaufene Jahr | |
zurückblickt. Wenn es nach ihm geht, soll das auch weiterhin so sein: | |
Während Vize-Ministerpräsident Michael Stübgen (63) sich vom | |
CDU-Landesvorsitz zurückzieht und dessen Partei gerade einen neuen Chef und | |
potenziellen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2024 sucht, will Woidke | |
weitermachen. „Ich hoffe, ich mache nicht so einen amtsmüden Eindruck“, | |
sagt er auf die die Frage nach einer erneuten Spitzenkandidatur. Und wirkt | |
dabei fast überrascht, dass man ihn, den heute 61-Jährigen, nicht | |
selbstverständlich noch bis 2029 an der Spitze Brandenburgs sieht. Die SPD | |
will sich nach Woidkes Worten im nächsten Jahr mit dem Team für die Wahl | |
befassen – „nach jetzigem Stand gehe ich davon aus, dass ich Teil dieses | |
Teams sein werde“. | |
## Kein Problem mit Wechsel bei CDU | |
Der Wechsel an der CDU-Spitze, das habe man ihm versichert, werde „keine | |
Auswirkungen auf die Regierungsarbeit haben – vor allem keine negativen“. | |
Aussichtsreichster Nachfolgekandidat für den CDU-Landesvorsitz und die | |
Spitzenkandidatur ist derzeit Jan Redmann (43), der Fraktionschef im | |
Landtag. Den Zustand [3][der Kenia-Koalition], des 2019 erst zum zweitem | |
Mal in einem Bundesland zustande gekommenen rot-schwarz-grünen Bündnisses, | |
beurteilt Woidke, der auch SPD-Landeschef ist, positiv: „Wir arbeiten gut | |
zusammen – das heißt aber nicht, dass wir zu allem die gleiche Meinung | |
haben.“ | |
Jüngster Dissens: Ein Vorstoß der CDU, [4][Pläne zum CCS-Verfahren] | |
wiederzubeleben, der Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid (CCS). | |
Er glaube nicht, dass das realistisch sei, sagt Woidke. Und spricht sich | |
stattdessen für Investitionen in erneuerbare Energie aus – „da ist das Geld | |
besser aufgehoben als in solchen Träumen“. Er kritisierte Pläne, in | |
Nordrhein-Westfalen schon 2030 statt wie erst vereinbart spätestens 2038 | |
aus dem Kohleabbau auszusteigen, zugleich aber Gaskraftwerke zu bauen. Zu | |
Brandenburg sagt Woidke: „Wir steigen aus der Kohle aus, je früher, desto | |
besser, aber in einem geordneten Verfahren. Wenn wir 2032 die | |
Kohlekraftwerke nicht mehr brauchen, dann werden wir sie auch fröhlich | |
abschalten.“ | |
## Großes Lob für Tesla-Fabrik | |
Mit dem anderen Koalitionspartner wiederum, den Grünen, hatte es Berlin taz | |
| Streit über das geplante Abschiebegefängnis gegeben. Als der Landtag | |
vergangene Woche mit den neuen Haushalt auch die Finanzierung des | |
Abschiebezentrums beschloss, war für die Grüne Jugend sogar eine „rote | |
Linie“ überschritten. „Wir sehen keine Zukunft für ein weiteres Regieren | |
innerhalb dieser Koalition“, äußerten sich deren Landesvorsitzende, „für | |
uns wäre es nun nur konsequent, die Koalition zu beenden.“ Die grüne | |
Mutterpartei sieht das anders – weswegen Woidke am Montag auch von guter | |
Zusammenarbeit sprechen kann. | |
Anders als mancher Gewerkschafter hat Sozialdemokrat Woidke mit der | |
Bezahlung im neuen Tesla-Werk kein Problem – oder bringt Bedenken dazu in | |
dem Pressegespräch zumindest nicht zum Ausdruck. Was in Grünheide gezahlt | |
wird, ist aus seiner Sicht „für Berufseinsteiger nicht so schlecht im | |
Brandenburger Vergleich.“ Woidke erinnert zudem daran, dass unter den | |
8.500, die derzeit in der Tesla-Fabrik arbeiten, 1.000 vormalige | |
Arbeitslose sind. „Es ist schon eine wahnsinnige Erfolgsgeschichte für das | |
Land.“ [5][Erweiterungspläne] werden laut Woidke wie jedes andere Vorhaben | |
geprüft, eine vorherige Zusage gebe es nicht. | |
Eineinhalb Stunden dauert Woidkes Rückblick inklusive manchen Ausblicks – | |
wie auf seine mutmaßliche erneute Spitzenkandidatur bei der Wahl 2024. Sein | |
Gesamteindruck trotz gleich mehrerer Krisen: Das Jahr 2022 sei „eines der | |
erfolgreichsten in der jüngeren Brandenburger Geschichte“. | |
19 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Produktionsbeginn-fuer-Autofabrik/!5839996 | |
[2] /Brandenburger-Landtag/!5060340 | |
[3] /Kenia-Koalition-in-Brandenburg/!5664107 | |
[4] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-… | |
[5] /Gigafactory-in-Gruenheide/!5895938 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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