# taz.de -- Luftschadstoffe in der EU: 238.000 vorzeitige Todesfälle | |
> Vor allem in den Städten ist immer noch zu viel Feinstaub und Stickoxid | |
> in der Luft. Umweltbehörde und Umweltschützer mahnen zu mehr Maßnahmen. | |
Bild: Der Verkehr gehört zu den höchsten Emittenten von Feinstaub und Stickox… | |
Kopenhagen afp/dpa/taz | Obwohl die Corona-Maßnahmen die Luftqualität | |
verbessert hatten, starben in der EU im Jahr 2020 rund 238.000 Menschen | |
vorzeitig an den Folgen der Luftbelastung mit Feinstaub. Diese Schätzzahl | |
veröffentlichte die EU-Umweltagentur EEA am Donnerstag. Menschen, die in | |
Städten leben, sind demnach besonders gefährdet: Fast alle Stadtbewohner | |
(96 Prozent) seien Feinstaubwerten ausgesetzt, die über den Richtwerten der | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO) von fünf Mikrogramm per Kubikmeter | |
liegen, hieß es. | |
Feinstaub entsteht beispielsweise durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen und | |
Kohlekraftwerken, aber auch durch Reifenabrieb und beim Abbaggern in | |
Tagebauen. Kleine Feinstaubpartikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind | |
(PM2,5), sind besonders gefährlich, weil sie tief in die Lungen und das | |
Herz-Kreislauf-System eindringen können. Auf diese Weise können sie | |
Schlaganfälle, Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Atemwegsinfektionen | |
verursachen. | |
Neben Feinstaub ist auch die Belastung mit Stickstoffdioxid und Ozon | |
problematisch. Anders als beim Feinstaub ging die Zahl der vorzeitigen | |
Todesfälle durch diese beiden Schadstoffe 2020 aber zurück. Die Zahl der | |
Toten durch Stickstoffdioxid, das vor allem von Autos, Lastwagen und | |
Wärmekraftwerken ausgestoßen wird, ging laut der EUA auf 49.000 zurück. Bei | |
Ozon wurde ein Rückgang auf 24.000 Todesfälle verzeichnet. | |
Für Deutschland nannte die EEA 28.900 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub | |
(PM2,5) und 10.000 vorzeitige Todesfälle durch das Dieselabgasgift | |
Stickstoffdioxid (NO2) hätten 2020 in Deutschland vermieden werden können. | |
## DUH fordert Sofortmaßnahmen | |
Die EU hat sich in ihrem Null-Schadstoff-Aktionsplan das Ziel gesetzt, die | |
Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch die Feinstaub-Belastung bis 2030 um | |
55 Prozent im Vergleich zu 2005 zu reduzieren. 2020 war laut dem | |
EUA-Bericht schon ein Rückgang um 45 Prozent erreicht. Wenn sich diese | |
Entwicklung fortsetze, werde das 55-Prozent-Ziel schon vor 2030 erreicht, | |
erklärte die EU-Behörde. | |
„Trotzdem sind [1][weitere Anstrengungen nötig, um die Vision einer | |
Null-Verschmutzung bis 2050] zu erreichen – das heißt die Luftverschmutzung | |
auf ein Niveau zu senken, das nicht mehr als gesundheitsschädlich gilt“, | |
hieß es im Bericht der EU-Agentur. | |
Die Deutsche Umwelthilfe ging einen Schritt weiter und forderte die | |
Bundesregierung auf, sofort zu handeln. In Deutschland würden die | |
Grenzwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für Feinstaub und | |
Stickstoffdioxid bislang an nahezu allen Messstellen überschritten. Das | |
führe zu einem „Gesundheitsnotstand“. Zuallererst müsse das das | |
Kraftfahrt-Bundesamt bei den mindestens fünf Millionen Dieselfahrzeugen mit | |
stark erhöhten Stickoxid-Emissionen eine Nachrüstung anordnen oder sie | |
stilllegen. Auch in den [2][Sektoren Holzfeuerung und Landwirtschaft | |
bestehe dringend Handlungsbedarf.] | |
24 Nov 2022 | |
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[1] /Vorschlag-der-EU-fuer-neue-Abgasnorm/!5889304 | |
[2] /Umweltbundesamt-zu-Feinstaub/!5834582 | |
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