| # taz.de -- Die Wahrheit: „Lauter süße Mamsellchen“ | |
| > Das Wahrheit-Interview: Der Aschaffenburger Dichter Thomas Gsella wandelt | |
| > wieder einmal auf Freiersfüßen in Zeiten von #MeToo. | |
| Bild: TV-Moderatorin Stephanie Ruhle und ein Mann, der verdächtig aussieht wie… | |
| taz: Ist es wahr, Herr Gsella, dass Sie seit November 2022, seit den | |
| Midterms in den Vereinigten Staaten, amerikanische Fernsehnachrichten | |
| bingewatchen und sich jetzt von der NBC-Moderatorin Stephanie Ruhle | |
| gestalkt fühlen? | |
| Thomas Gsella: Was bringt Sie denn auf diese absolut absurde Idee? | |
| Es handelt sich um ein Gerücht, das in der Medienbranche kursiert. | |
| Das ist völliger Unsinn. Ich habe nur hier und da die Ansicht vertreten – | |
| sowohl in meinem Aschaffenburger Stammlokal Schlappeseppel als auch zuletzt | |
| in meiner Festrede anlässlich meiner Ehrung als „Brillenträger des Jahres“ | |
| durch das Kuratorium Gutes Sehen e. V. –, dass Stephanie Ruhle mir in ihren | |
| Sendungen schöne Augen macht. | |
| Aber die kann Sie doch gar nicht sehen. | |
| Das sagen Sie! Mir kommt das anders vor. Erst gestern Abend zum Beispiel: | |
| Da hat sie mir gleich zweimal schelmisch zugezwinkert … | |
| Und das hat Ihnen gefallen? | |
| Wem gefiele so etwas denn nicht? Sie ist ein knuspriges Persönchen. Ich | |
| würde sie gern einmal nach Aschaffenburg einladen und sie im Schlappeseppel | |
| mit Leberknödeln und Hefeweizen abfüllen. | |
| Laut Wikipedia haben Sie mit zwölf Frauen fünfzehn uneheliche Kinder | |
| gezeugt, und Ihr neunzigster Geburtstag steht unmittelbar bevor. Wäre es da | |
| nicht an der Zeit, ein wenig kürzer zu treten und das Feld jüngeren | |
| Schürzenjägern zu überlassen? | |
| Welchen denn? Ich kenne niemanden, der meine Fackel weitertragen könnte. | |
| Zumal mich jetzt auch immer öfter Nia-Malika Henderson mit ihrem | |
| Augenaufschlag umwirbt. Die ist für CNN als Senior Political Analyst tätig | |
| und anscheinend „echt heiß“ auf mich, um es hier einmal auf Neudeutsch zu | |
| formulieren. | |
| Gibt es noch mehr US-amerikanische Journalistinnen, die hinter Ihnen her | |
| sind? | |
| An erster Stelle wäre da Katy Tur zu nennen, die ebenfalls bei NBC | |
| angestellt ist. In mich vernarrt scheinen aber auch die jungen Damen | |
| Adrienne Lawrence und Francesca Fiorientini zu sein, die das politische | |
| Geschehen fortlaufend für das Netzwerk „The Young Turks“ kommentieren. Das | |
| ist jedes Mal Liebe auf den ersten Blick gewesen. | |
| Und für wen werden Sie sich entscheiden? | |
| Schwer zu sagen. Auch die TYT-Mitarbeiterin Jessica Burbanks gibt mir mit | |
| ihrem Mienenspiel immer wieder zu verstehen, dass ich ihr Typ bin. Und dann | |
| schwirrt da ja auch noch die hinreißend schöne Jacqueline Alemany von der | |
| Washington Post herum … | |
| Unter diesen Umständen werden Sie wohl einen Harem gründen müssen. | |
| Daran habe ich auch schon gedacht, aber hier in Aschaffenburg tummeln sich | |
| dafür zu viele Neider. Ich war ja mal mehr oder weniger mit Romy Schneider | |
| verlobt, oder jedenfalls fast, oder um ganz genau zu sein: Meine Großmutter | |
| väterlicherseits war mit einem Onkel von Romy Schneider verschwägert, und | |
| nachdem ich mich darüber im Gespräch mit Günter Gaus in der ZDF-Sendereihe | |
| „Zur Person“ geäußert hatte, drohte Romy Schneider mir mit einer | |
| Vaterschaftsklage im Hinblick auf ihre angeblich von mir gezeugte Großtante | |
| Leni Riefenstahl. | |
| Da kommen wir nicht mehr ganz mit. | |
| Ich weiß, das ist etwas verwirrend. In meiner Wahlheimatstadt Aschaffenburg | |
| hat diese Geschichte jedenfalls viel Staub aufgewirbelt. Noch mal möchte | |
| ich mir das nicht antun. Wenn ich mit Jacqueline Alemany in die | |
| Flitterwochen fahre, will ich ihr lieber ein paar halbwegs unverpisste | |
| Ecken meiner Geburtsstadt Essen zeigen. | |
| Und was wird dann aus Stephanie Ruhle, Nia-Malika Henderson, Katy Tur, | |
| Francesca Fiorientini und Jessica Burbanks? | |
| Verdammt, die hätte ich jetzt fast wieder vergessen. Das sind ja auch alles | |
| lauter süße Mamsellchen, die sich einiges von mir erhoffen. | |
| Wie wäre es mit einem gemeinsamen Segeltörn auf dem Main von Aschaffenburg | |
| bis Rüsselsheim? Mit Jacqueline, Stephanie, Nia-Malika, Katy, Francesca und | |
| Jessica als Matrosinnen und Ihnen als Käpt’n? | |
| Geht nicht. Ich bin wasserscheu. Doch vielleicht kann ich die Damen ja zu | |
| einem Heimspiel von Rot-Weiß Essen einladen. | |
| Fürchten Sie nicht, dass ein Drittligaspiel etwas abtörnend wirken könnte? | |
| Da unterschätzen Sie meine Qualitäten als Stimmungskanone. Außerdem würden | |
| wir dann ja nicht in der zu Recht als trist verrufenen Essener Fankurve | |
| herumstehen, sondern uns in der VIP-Lounge aalen, zu der ich als Essener | |
| Ehrenbürger jederzeit freien Zutritt habe. Man kann dort gratis flippern | |
| und darten, der Faber-Sekt ist ebenfalls umsonst, und es besteht die | |
| Möglichkeit, sich mit hochgestellten Persönlichkeiten wie mir zu | |
| unterhalten. | |
| Und was machen Sie, wenn dem einen oder anderen ihrer weiblichen Gäste aus | |
| den USA ein eifersüchtiger Freund oder Ehemann hinterherreist? | |
| In derartigen Dingen bin ich ganz und gar nicht kleinlich. Wenn solche | |
| Männer ihr Mütchen an mir kühlen wollen, würde ich ihnen ihre Freiheit | |
| schenken, nachdem ich ihnen sämtliche Knochen gebrochen habe. | |
| Sie sind ja berühmt für ihre Brutalität. Haben Sie auch eine zartere Seite? | |
| Nein. | |
| Nun denn – wir wünschen Ihnen viel Glück! | |
| Ich mir auch. | |
| Vielen Dank für das Gespräch. | |
| 6 Dec 2022 | |
| ## AUTOREN | |
| Gerhard Henschel | |
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