# taz.de -- Haushaltsdebatte in Berlin: Die Entlastung kommt voran | |
> Sondersitzung Teil eins: Im Hauptausschuss bleiben die großen Konflikte | |
> über die milliardenschwere Nachbesserung des Etats für 2022 und 2023 | |
> aus. | |
Bild: Im Abgeordnetenhaus fällt die Entscheidung über den um 2,6 Milliarden E… | |
Berlin taz | Ruhig und eher auf Ausgleich bedacht hat sie am Mittwoch | |
begonnen, die stark verkürzte Beratung des [1][Nachtragshaushalts im | |
Abgeordnetenhaus]. Es gibt Kritikpunkte, aber dem grundsätzlichen Anliegen | |
der rot-grün-roten Regierungsfraktionen – Berlins Bevölkerung mit | |
zusätzlichen 2,6 Milliarden Euro sicher durch den Krisenwinter zu bringen – | |
verweigern sich auch die Oppositionsfraktionen von CDU und FDP nicht. Die | |
AfD hingegen lehnt das Beschlussverfahren grundsätzlich ab und spricht von | |
einem „Durchpeitschen“ des Haushalts. | |
Dass es einen Nachtragshaushalt geben muss, eine Nachbesserung des erst im | |
Juni beschlossenen Einnahmen- und Ausgabenplans für 2022 und 2023, war seit | |
Monaten klar. Bloß sollte dafür mehr Zeit zur Verfügung stehen und das | |
Parlament erst Mitte Dezember darüber beschließen. | |
Weil aber nicht auszuschließen ist, dass nach dem Mittwoch anstehenden | |
Urteil des Verfassungsgerichts zur Wahlwiederholung das Parlament nur noch | |
beschränkt handlungsfähig sein könnte, gilt ein vorheriger Beschluss aber | |
als unumgänglich. [2][„Wir gehen auf Nummer sicher“,] beschrieb | |
Regierungschefin Franziska Giffey diese Strategie schon im Oktober. | |
Die führenden Haushaltspolitiker von CDU und FDP äußern sich gemäßigter, | |
als es jüngst ihre Fraktionschefs taten. Zwar üben auch Christian Goiny | |
(CDU) und Sibylle Meister (FDP) Kritik – beiden reicht etwa die | |
Unterstützung kleinerer Unternehmen in der Krise nicht aus. Im Duktus und | |
im Ton aber sind beide weit von grundsätzlicher Ablehnung entfernt. | |
Die 32 Ausschussmitglieder sitzen dabei ein wenig verloren [3][im weiten | |
Rund des Plenarsaals], der für 147 Abgeordnete bestuhlt ist. Corona ist | |
zwar medial in den Hintergrund getreten, aber der große Raum bietet weiter | |
mehr Schutz vor einer Infektion als der im Vergleich dazu fast schon | |
kuschelige Ausschussraum. | |
Mehrfach halten sich Redner kurz und verweisen auf die Parlamentsdebatte am | |
nächsten Tag zum selben Thema. Dann steht dort die erste Sondersitzung zum | |
Nachtrag an – zweimal muss ein Gesetz auf der Tagesordnung sein, bevor es | |
beschlossen werden kann. | |
## FDP lobt stark verbilligtes Sozialticket | |
Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) hat den vom Senat zusammengestellten | |
[4][Entwurf des Haushalts] zuvor erwartbarerweise gelobt, hält ihn für | |
zielgenau und nicht für Entlastung nach dem Gießkannerprinzip – bei dem | |
jeder und jede die gleiche Hilfe bekommt, egal wie arm oder reich. Das mag | |
die FDP-Abgeordnete Meister dann doch nicht so stehen lassen: Das | |
29-Euro-Ticket fü alle – ein Teil des Entlastungspakets – sei „überhaupt | |
nicht zielgenau, sondern Gießkanne pur“, sagt sie. Lob kommt von ihr | |
hingegen für die Verbilligung des Sozialtickets für Bedürftige von 29 auf 9 | |
Euro: „Da macht Entlastung Sinn.“ | |
SPD-Mann Torsten Schneider erinnert schließlich noch an einen sehr | |
angenehmen Aspekt der Beratung: Für die zusätzlichen 2,6 Milliarden sind | |
keine Kredite nötig, weil die Inflation für ungeplante höhere | |
Steuereinnahmen gesorgt hat. | |
9 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Entlastungen-in-der-Energiekrise/!5888881 | |
[2] /Finanzierung-des-Entlastungspakets/!5887634 | |
[3] https://www.parlament-berlin.de/Ausschuesse/19-plenum | |
[4] https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/Haupt/vorgang/h19-0700-v.pdf | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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