# taz.de -- Deutsche Auftaktniederlage: Die Stunde der Reaktionäre | |
> Scheidet die DFB-Elf aus, wird es heißen: Sie hätte sich statt | |
> Menschenrechten nur um Fußball kümmern sollen. Schon deshalb sollte sie | |
> weiterkommen. | |
Bild: Schon jetzt ein ikonisches Foto: Das DFB-Team hält sich den Mund zu | |
Am Sonntag drücke ich dem DFB-Team die Daumen. Jedenfalls ein bisschen. Und | |
obwohl WM-Boykotteur. Warum? Im Vergleich zu anderen nationalen | |
Verbandspräsidenten und Mannschaften bei dieser WM, ausgenommen Dänemark, | |
haben sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf und „unsere“ Spieler [1][zumindest | |
halbwegs kritisch verhalten] – auch wenn mensch [2][in der Bindenfrage ohne | |
Not eingeknickt ist]. Der stumme Protest vor dem Anpfiff gegen Japan war | |
der erste gegen die Fifa bei dieser WM und traf im Ausland auf positive | |
Resonanz. Freunde aus England und Irland übertrieben es allerdings, als sie | |
in ihren What’s App-Nachrichten die „mutigen Deutschen“ priesen – verbu… | |
mit der Hoffnung, dass nun andere Teams dem Beispiel folgen. | |
Kein anderer Verband und Verbandspräsident hatte in den letzten Tagen so | |
viel Stress mit Gianni Infantino wie der DFB und Bernd Neuendorf. | |
Vorstellbar, dass sich der Fifa-Diktator nach der Auftaktniederlage die | |
Hände gerieben hat. Scheidet die DFB-Elf vorzeitig aus, wird es heißen: Der | |
DFB, sein Präsident und die Spieler hätten sich lieber um Fußball kümmern | |
sollen! Nicht um Menschenrechte, Regenbogenbinden et cetera. Damit seien | |
die Spieler überfordert. Dies meinte schon der autoritäre und stramm | |
konservative Hermann Neuberger, Präsident des Verbands von 1975 bis 1992. | |
## „Kein Grund für Protest“ | |
Nach dem stillen Protest meldete sich als erste Sylvia Schenk zu Wort. Nach | |
dem Abgang von Fritz Keller hatte sich Schenk als DFB-Präsidentin ins | |
Gespräch gebracht – erfolglos. Neuendorf warf sie nun vor, | |
„Frontalopposition zu machen.“ Schenk mag keine öffentlichen Proteste von | |
Spielern. Schon die harmlosen „Human Rights“-Shirts stießen ihr auf. | |
Bezüglich [3][der Situation der Arbeitsmigrant*innen] gäbe es „keinen | |
Grund für Protest“. | |
Gern erzählt Schenk die rührselige Geschichte vom Diskriminierungsopfer | |
Infantino – der Fifa-Boss habe ihr davon persönlich berichtet, das sei sehr | |
authentisch und beeindruckend gewesen. Wir müssen damit rechnen, dass nun | |
die Stunde der Leute kommt, die wieder einen Präsidenten wollen, der sich | |
nur um Fußball kümmert und auf „Gesellschaftspolitik“ verzichtet. Und | |
sollten nicht vergessen, wie die Alternative zu Bernd Neuendorf hieß: Peter | |
Peters. | |
26 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Dietrich Schulze-Marmeling | |
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