Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- ARD-Chef Tom Buhrow überrascht: Zukunft von ARD und ZDF ungewiss
> Beim Hamburger Übersee-Club machte Buhrow ernst. Er forderte eine Reform
> der Öffentlich-Rechtlichen und stellte die Existenz der zwei Sender in
> Frage.
Bild: Tom Buhrow: Als ARD-Vorsitzender ist für ihn Ende des Jahres Schluss
Die ARD hat die Revolution ausgerufen. Natürlich nicht von irgendeinem
Anstaltsbalkon oder mitten in einer „Lügenpresse, auf die Fresse“-Demo,
sondern viel gediegener in Schlips und Kragen. Tom Buhrow sprach vor dem
Hamburger Übersee-Club.
Nun hätte da das Übliche kommen können. Doch Buhrow machte wirklich Ernst
und damit klar, dass er alles andere als das Leichtgewicht mit dem netten
„Tagesthemen“-Lächeln ist. Überhaupt war das Ganze glänzend inszeniert,
passend zum Übersee-Club mit unmittelbarer [1][Rundum-Berichterstattung
durch die FAZ].
„Das ist keine Debatte mehr um Einzelthemen. Es ist eine Grundsatzdebatte“,
sagte Buhrow. Eine Grundsatzdebatte, die auf übliche Weise nicht zu lösen
ist. „Alle belauern sich. Medienpolitik und Senderchefs belauern sich. ARD
und ZDF belauern sich […]. Es ist ein bisschen wie Mikado: Wer sich zuerst
bewegt, verliert.“
Doch nach einem Verlierer sieht Buhrow nicht aus, seine Position gleicht
eher der [2][des Schriftstellers Ernst Toller], den es vor gut 100 Jahren
eher unbeabsichtigt an die Spitze der Münchner Räterepublik gespült hatte.
„Jeder sieht den großen weißen Elefanten im Raum. Aber wir müssen ihn
benennen und mit ihm umgehen. Bisher schleichen wir alle mit
Taschenrechnern und Vertragsentwürfen um diesen Elefanten herum und
versuchen, ein paar Fortschritte zu erzielen, indem wir an kleinen
Stellschrauben drehen.“
## Wirklicher Sprengstoff
Der tolle Buhrow traute sich sogar, [3][die Gretchenfrage zu stellen]:
„Will Deutschland weiter parallel zwei bundesweite, lineare Fernsehsender?
Wenn nicht: Was heißt das? Soll einer ganz verschwinden und der andere
bleiben? Oder sollen sie fusionieren […]? Und was ist mit den regionalen
Programmen? Sollen sie als Vollprogramme bleiben? Oder in dem einen
verbleibenden bundesweiten Programm aufgehen?“
ARD, ZDF und die Dritten in einem Atemzug zur Disposition zu stellen, ist
nun wirklich mal Sprengstoff. Den „gedanklichen Neuanfang“ soll jetzt ein
neues, unabhängiges Forum schaffen, „ohne die typischen
Selbstverteidigungsreflexe. Ohne Denkverbote.“
Buhrow zitiert den CSU-Vorschlag eines Parlamentarischen Rates, der die
Gründung der Bundesrepublik vorbereitete. Wobei, wenn schon Bayern, dann
lieber öffentlich-rechtlichen Verfassungskonvent, diesmal auf
Frauenchiemsee! Doch der WDR-Chef spricht auch vom runden Tisch. Das wäre
die beste Lösung. Sie hat auch 1989 in der DDR leidlich funktioniert.
Wobei Buhrow, der alte Fuchs, jetzt zwar die Bombe gezündet hat. Doch als
ARD-Vorsitzender ist für ihn Ende des Jahres Schluss. Um im Bild der
Räterepublik zu bleiben, muss dann als Erich Mühsam [4][Kai Gniffke vom SWR
als neuer ARD-Chef ran].
3 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zur-zukunft-von-ard-und-zdf-c…
[2] /Theaterstueck-ueber-Ernst-Toller/!5722721
[3] /Oeffentlich-rechtlicher-Rundfunk/!5884228
[4] /Umbau-beim-SWR/!5658194
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
Schwerpunkt Tom Buhrow
Reform
Schwerpunkt Tom Buhrow
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
Öffentlich-Rechtliche
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rückzug von der Ifa: Adieu, ihr Alten
Die ARD zieht sich von der IFA zurück und will dafür ihre Präsenz auf der
re:publica stärken. Das Ziel: sich mit jungem Publikum austauschen.
Öffentlich Rechtliche und Kinder: Ein Medienhaus als Villa Kunterbunt
Der MDR bepreist jetzt Schlaflieder vom Kinderchor – das ist gut. Der ÖRR
braucht mehr rote Zora und Pipi Langstrumpf.
Debatte um den ÖRR: Wer Reformation will, braucht Humor
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist bockig, sobald Kritik laut wird.
Dabei lässt sich bei Luther lernen, wie man es macht: mit Witz.
ZDF buhlt um Anzeigenkunden: Werbung für Werbung
Ds ZDF wirbt im aktuellen „Manager Magazin“ um Autohersteller. Dabei geht
es auch um die Fußball-WM in Katar. Allein: Es bleibt absurd.
Siezen und Duzen im Journalismus: Letzte Bastion deutscher Sprache
Es duzt auf einmal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Geht das? Die
journalistische Duz- und Siez-Haltung ist kompliziert. Und sie ändert sich.
Bayerischer Fernsehpreis für Markus Lanz: Kein Söder Lanz in dieser Zeit
Der Bayerische Fernsehpreis ist auch immer ein bisschen Selbstfeierei von
Markus Söder. Und er ist schwer verliebt in Preisträger Markus Lanz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.