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# taz.de -- Die Verständnisfrage: Klimakrise? Sorry!
> Ältere haben es versäumt, mehr gegen die Klimakrise zu tun. Sollten sie
> sich bei jungen Menschen entschuldigen?, fragt ein Leser. Ein Azubi
> antwortet.
Bild: Wir steuern auf eine Katastrophe zu: Ausgetrockneter See in Ungarn im Som…
In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren
Verhalten der Fragesteller_in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine
Person, die antwortet..
Alfred Abels, 84, Rentner aus Bremen fragt:
Liebe junge Menschen, wollt ihr die Entschuldigung von uns Älteren für die
Klimakrise überhaupt hören?
***
Tjalf Eydeler, 21, Azubi aus Passau antwortet:
Nein, wollen wir nicht. Denn was bringt uns das? Wir sitzen mittlerweile zu
tief in der Scheiße, als dass Entschuldigungen noch etwas helfen. Und du
als einzelne Person kannst ja auch gar nichts dafür. Die Menschen eurer
Generation wussten ja lange selbst nicht, was für fatale Auswirkungen
Treibhausgase haben. Es ist nicht die Aufgabe der Bevölkerung, im Auge zu
behalten, was die Wissenschaft sagt, und das eigene Leben daraufhin
anzupassen. Dafür haben wir ja eine Regierung, die auf die Expert:innen
hören soll. Solange du nicht in einer wichtigen Regierungsposition warst
und dich aktiv dagegen entschieden hast, auf die Wissenschaft zu hören,
gibt es keinen Grund, sich zu entschuldigen.
Wenn es jemanden gibt, der sich entschuldigen sollte, dann sind das die CDU
und die SPD. Aber nicht dafür, dass die Klimakrise begonnen hat, sondern
dafür, wie damit umgegangen wird. Wir haben ja nicht mehr einfach nur Angst
vor einer ungewissen Zukunft, wir steuern auf eine Katastrophe zu. Als
junger Mensch wird man trotzdem noch belächelt: Wir sollen nicht so extrem
sein und es sei ja absolut verwerflich, dass [1][sich Leute auf die Straße
kleben] und andere dadurch fünf Minuten später zur Arbeit kommen. Dieses
Egalsein, das ist etwas, wofür man sich wirklich entschuldigen kann.
Man könnte argumentieren, dass ältere Menschen schuld sind, weil sie diese
Parteien gewählt haben. Doch viele ältere Menschen haben erst in den
letzten paar Jahren die Konsequenzen des Klimawandels verstanden. Die haben
ihre Leben gelebt, das hatte bestimmte Folgen, die sie aber nicht
einschätzen konnten. Als der Klimawandel dann zum Thema wurde, hieß es, man
muss Eigenverantwortung zeigen: auf Plastik verzichten und Müll trennen.
Dabei ist nicht die Bevölkerung das Problem, sondern Unternehmen. Aber die
Firmen haben natürlich die krassere Lobby, mit der sie die Politik und die
öffentliche Meinung beeinflussen können. Das hat die Wissenschaft nicht und
sollte sie auch nicht haben müssen, denn eigentlich liegt es in der
Verantwortung der Politik, auf diese zu hören und nicht auf die Lobbys.
Klar stehen alle ein bisschen mit in der Verantwortung, auch wir junge
Wähler:innen. Die [2][FDP war ja bei uns zweitstärkste Kraft]. Es sind
nicht nur die älteren Generationen schuld. Aber letzten Endes hat vor allem
die Politik ihren Job nicht gemacht. Der Anteil der Schuld der Bevölkerung
ist meiner Meinung nach vernachlässigbar.
Wenn du dich dennoch schuldig fühlst, dann helfen uns Taten mehr als Worte.
Es gibt überall vor Ort Gruppen, die sich mit Klimagerechtigkeit
auseinandersetzen, auf lokaler wie auf Bundesebene. Wenn man da hingeht und
sagt: Ich bin zwar nicht 7, sondern 70 oder auch 84 Jahre alt, aber ich
will helfen, was kann ich tun?, dann freuen sich die Menschen in diesen
Gruppen ein Loch in Bauch. Denn du hast vielleicht ganz andere
Möglichkeiten als Leute, die zur Schule gehen oder studieren, bringst
andere Erfahrungen und Wissen mit. Es gibt sehr viele kleine Aktionen und
jeder Einzelne hilft. Ich glaube, dass es wichtig ist, aktiv zu werden,
indem man eben nicht nur Plastikmüll trennt, sondern auch für politische
Veränderungen auf großer Ebene wirkt.
Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um alles
in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn Sie
eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre Frage
an [3][[email protected]].
28 Nov 2022
## LINKS
[1] /Union-vs-Letzte-Generation/!5890404
[2] /Junge-FDP-Abgeordnete/!5884188
[3] /[email protected]
## AUTOREN
Alexandra Hilpert
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