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# taz.de -- Gerichtsurteil in Chile: Entschädigung nach 34 Jahren
> Héctor Llaitul wurde in der Pinochet-Ära inhaftiert und gefoltert. Nun
> muss Chile den Mapuche-Führer mit umgerechnet 13.000 Euro entschädigen.
Bild: Mapuche-Führer Héctor Llaitul bei einer Veranstaltung 2018
Buenos Aires taz | Dem chilenischen Mapuche-Führer Héctor Llaitul steht
eine Entschädigung von umgerechnet 13.000 Euro zu. Während der Diktatur von
Augusto Pinochet (1973–1990) war der damalige Student Héctor Llaitul am 28.
April 1988 zehn Tage ohne Kontakt zur Außenwelt im Gefängnis von Quillota,
in der Mitte Chiles, festgehalten und vom Diktaturgeheimdienst gefoltert
worden. Dafür muss ihn jetzt, 34 Jahre später, der chilenische Staat
entschädigen, so das Berufungsgericht von Santiago de Chile am Montag.
Diese Entschädigung wird jedoch der Vorsitzende der
Mapuche-Verteidigungsorganisationen Coordinadora Arauco-Malleco (CAM)
nicht in Freiheit erhalten. Seit dem 24. August sitzt der 54-Jährige in
Untersuchungshaft. Die Inhaftierung fußt auf einer Anzeige, die 2020 von
der konservativen Regierung [1][des damaligen Präsidenten Sebastián Piñera]
erstattet wurde. Darin werden ihm diverse Straftaten vorgeworfen, wie
Holzdiebstahl, Amtsanmaßung und Anstiftung zur Zerstörung privater
Einrichtungen. Von der Justiz wurde er als eine „Gefahr für die öffentliche
Sicherheit“ eingestuft. Die CAM wird den radikalen Organisationen der
Mapuche zugerechnet, die in der südlichen Region Araukanien aktiv sind.
Vollstreckt wurde der Haftbefehl unter der Regierung des linken Präsidenten
Gabriel Boric. Seit seinem Amtsantritt im März hatte sich Boric darum
bemüht, [2][den Konflikt in Araukanien und den benachbarten Regionen zu
entschärfen]. Im Wahlkampf hatte er versprochen, das Gebiet zu
entmilitarisieren und nicht auf das umstrittene Staatssicherheitsgesetz
zurückzugreifen, mit dem schneller verhaftet und weit höhere Strafmaße
verhängt werden können.
Doch schon Mitte Mai verhängt [3][die Regierung den Ausnahmezustand über
Araukanien und Teile der Region Bío-Bío]. Héctor Llaitul rief dazu auf, den
„bewaffneten Widerstand zu organisieren“.
Mit rund 1,6 Millionen Angehörigen sind die Mapuche das größte indigene
Volk des Andenstaates und stellen gut neun Prozent der rund 17,5 Millionen
Chilenen. Sie sind in den zentralen und südlichen Regionen La Araucanía,
Bío-Bío, und Los Ríos beheimatet. Ein Großteil lebt in der Hauptstadt. Sie
sind keine homogene Gemeinschaft, die an einem Strang zieht. Vielen geht es
jedoch um Selbstbestimmung und das Recht auf ihr Land. Vor allem die
Unternehmen der Holz- und Zellulosewirtschaft beharren dagegen auf den
bestehenden Besitzverhältnissen und dem Zugriff auf die natürlichen
Ressourcen.
8 Nov 2022
## LINKS
[1] /Ausnahmezustand-in-Teilen-Chiles/!5804080
[2] /Chiles-Umgang-mit-indigenen-Mapuche/!5424618
[3] /Konflikt-in-Chile/!5857216
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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Mapuche
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