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# taz.de -- Deutsch-Ukrainische Begegnungsschule: Unterricht in der Muttersprac…
> In Kreuzberg ist eine Deutsch-Ukrainische Begegnungsschule eingerichtet.
> Das bundesweit erste Projekt dieser Art ist bilingual.
Bild: Ukrainische Perspektiven in der Berliner Aziz-Nesin-Grundschule
Berlin taz | Über ein Drittel der Menschen, die vor dem Krieg aus der
Ukraine fliehen, sind Minderjährige – Kinder und Jugendliche, die noch vor
wenigen Wochen ganz normal in der Ukraine zur Schule gegangen sind.
Angekommen in Deutschland, werden sie in Regelschulen oder
[1][Willkommensklassen] untergebracht. Sobald sie hier eine
Aufenthaltserlaubnis haben, gilt auch für sie die Schulpflicht.
Beeindruckt nahm man in Deutschland wahr, dass viele ukrainische Schulen
nach Kriegsbeginn den Betrieb durch Onlineunterricht aufrechterhielten. Die
Schüler*innen – nach ihrer Flucht verstreut in ganz Europa –
versammelten sich weiter in digitalen Klassenräumen. Wo es ging, nahmen sie
auch in Deutschland parallel zum Präsenzunterricht an der Onlineschule
teil.
Im Kopf dabei war immer die große Unsicherheit, wie sich die Lage weiter
entwickeln würde, der Wunsch, bald in die Heimat zurückzukehren, die
traumatischen Fluchterfahrungen. Auf diesen Schwebezustand der
Schüler*innen [2][zwischen Ankommen und Zurückkehren] reagiert die
Deutsch-Ukrainische Begegnungsschule in Berlin.
Das bundesweit erste Projekt dieser Art ist bilingual: Ukrainische Kinder
und Jugendliche lernen verstärkt Deutsch und bekommen auch Fachunterricht
in deutscher Sprache. Deutschunterricht wird in der Ukraine in der Regel ab
der fünften Jahrgangsstufe angeboten, deshalb bringen die Schüler*innen
einige Kenntnisse mit. Ergänzend dazu werden sie aber weiterhin von
ukrainischen Lehrkräften in den Fächern „Ukrainische Sprache/Literatur“ u…
„Ukrainische Geschichte/Recht“ unterrichtet.
## Mögliche Rückkehr im Blick
Was hier angestrebt wird, klingt recht ambitioniert – Deutsch lernen, sich
ins deutsche Schulsystem einfinden und gleichzeitig in der Ukraine den
Anschluss nicht verlieren – die mögliche Rückkehr im Blick. Entsprechend
voller sind dann auch die Stundenpläne für diese Schüler*innen.
Dass besonders die Älteren ihren Schulabschluss in der Ukraine jetzt nicht
aufgeben wollen, ist nachvollziehbar. An der [3][Begegnungsschule] in
Berlin können sie sich auf die Abschlussprüfungen in der 9. und 11. Klasse
vorbereiten und diese dann – unter der Aufsicht des ukrainischen
Bildungsministeriums – auch schreiben, so der Plan.
Das ist gut, aber angesichts der Situation der ukrainischen Jugendlichen
nicht das einzig Wichtige. Schließlich ist Schule nicht nur die
Vorbereitung auf Abschlüsse. Schule ist auch der Ort, wo die jungen
Menschen jetzt einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Und Schule könnte und
sollte der Ort sein, wo sie sich gut begleitet in ihre neue Lebensrealität
eingewöhnen und sich orientieren.
Deshalb arbeiten in der Begegnungsschule Lehrer:innen, die muttersprachlich
Ukrainisch sprechen und oft die gleichen Fluchterfahrungen mitbringen. Ein
gutes Vorbild ist die Schule also auch, weil sie die Bedürfnisse der
Schüler*innen in den Blick nimmt: verstanden zu werden, nach etwas
Kontinuität und Zugehörigkeit. Und damit auch die grundsätzliche Frage
aufwirft, woran sich Integrationspolitik in Bildungsfragen orientieren
sollte.
Die Aziz-Nesin-Schule in Kreuzberg hat die Kapazitäten, dieses Pilotprojekt
unter ihrem Dach zu beherbergen: Sie gehört zu den wenigen Berliner
Schulen, die noch über freie Räume verfügen. Und sie ist mit
interkultureller Begegnung vertraut – die Schule ist eine Europaschule,
alle Klassen werden je zur Hälfte von Kindern mit deutscher und Kindern mit
türkischer Muttersprache besucht.
31 Oct 2022
## LINKS
[1] /Ukrainische-Schueler-in-Deutschland/!5844783
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## AUTOREN
Hanna Fath
## TAGS
Schwerpunkt Stadtland
Schule
Ukraine
Berlin-Kreuzberg
Schule
Migration
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Serie Flucht aus der Ukraine
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