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# taz.de -- Die Kunst der Woche: Show it all!
> Mit der Schau „Paint it all!“ zeigt die Berlinische Galerie Gemälde aus
> ihrer Sammlung. Das Ergebnis ist farbtrunken, unprätentios und
> überraschend.
Bild: In der Sammlung der Berlinischen Galerie: Tatjana Dolls „CAR_Crankcase�…
Wenn das nur ein Häppchen ist, wie die Ankündigung von „Paint it all!“ es
mit dem Hinweis, nur ein Teaser sein zu wollen, so bescheiden formuliert,
und wenn das so weiterginge, alle paar Monate mit den farbgetränkten
Häppchen in der [1][Berlinischen Galerie], könnte mensch sich die nächsten
Jahre ohne Probleme ausschließlich von Vorspeisen ernähren. Für die
malereizentrierte Ausstellung präsentiert die Berlinische Galerie zehn
Positionen aus ihrer Sammlung, viele der Werke werden zum ersten Mal im
Haus gezeigt, so ganz nebenbei ist das Mitte Oktober gestartet, ohne viel
Aufhebens und ohne Eröffnung.
Mit [2][Christine Streulis] „Warpainting_008“ (2016/2017) ist der Impetus
„Alles Malen!“ direkt im All-over-Prinzip umgesetzt. [3][Gerold Millers]
„Anlage 129“, scheint mit ihrem Entstehungsdatum im Jahr 1996 das
Versprechen des Untertitels „Aktuelle Malerei aus Berlin“ zu unterlaufen,
es geht hier aber nicht um Dekaden, sondern um Latenz: Wie Miller seinen
beigen Lack gemeinsam mit dem dunkel-silber gebürsteten Stahlrahmen
antreten lässt, der keinen Bildraum umrandet, sondern selbst Bildträger
ist, der Träger des genüsslich herabfließenden Lackes nämlich, das deutet
nicht nur auf eine sich selbst genügende Präsenz der Malfarbe hin, sondern
auch auf eine unprätentiöse Wahl der Malmittel, die in der Ausstellung
immer wieder so angenehm auffällt.
Im äußerst lebhaften zweiten Raum ist das zum Beispiel bei [4][Tamina
Amadyar] der Fall. Sie trägt ihre semitransparenten Farbfelder, wie hier
bei „blue world“ (2020), gern direkt auf die rohe Leinwand auf, die
Überlappungen und sanften Komplementärkontraste (ja, so was gibt es!)
kommen bei ihr wie immer daher, als handle es sich um die einfachste Geste
der Welt. Vielleicht schafft sich die Berlinische Galerie ja demnächst dazu
ihre neuesten [5][Malereien in Wasserfarbe] an, mit denen sie ins
Figurative übergegangen ist und die dabei ebenso lässig in alle möglichen
Richtungen auslaufen, denen die Farbsubstanz in dem Moment eben zu folgen
gedenkt.
Auch [6][Tatjana Doll], die 2021 in der BG mit dem Fred-Thieler-Preis für
Malerei ausgezeichnet wurde, die unter anderem wieder ihr Gespür für
Karosserien unter Beweis stellt, ist hier unerwartet materialnah
anzutreffen: bis sich aus dem gigantischen „DUMMY_Dr Bruce Banner II“
(2014) überhaupt ein Hulk-nahes Gesicht formt, ist mensch schon längst eine
halbe Stunde lang in den zart applizierten rosa und blauen Schichten und
den dickflüssig darüber gleitenden grünen Lackmassen versunken, die hier
über die Leinwand schwappen.
Außer Werken von Streuli, Miller, Amadyar und Doll sind außerdem Arbeiten
von [7][Philip Grözinger], Eberhard Havekost, Olaf Holzapfel, [8][Zora
Mann], Peter Stauss und Thomas Zipp zugegen. Was da wohl noch so alles an
malerischen Überraschungen in der Sammlung der BG wohnt? Die Hoffnung liegt
bereits jetzt in der Wiederholung der Aktion. Der Wunsch muss lauten: Alles
zeigen! Show it all!
30 Oct 2022
## LINKS
[1] https://berlinischegalerie.de/ausstellungen
[2] http://christinestreuli.ch/
[3] https://geroldmiller.de/
[4] https://www.guidowbaudach.com/artists/tamina-amadyar
[5] https://koroneougallery.com/artists/tamina-amadyar
[6] https://www.tatjanadoll.de/
[7] /!5330655/
[8] /Der-Spirit-von-Hundertschaften/!5563379/
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
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