| # taz.de -- Lehrer:innenmangel in Berlin: Eile bei der Verbeamtung | |
| > Die Bildungsverwaltung will, dass Lehrkräfte bis 52 Jahre noch Beamte | |
| > werden können. Ob das Gesetz beschlossen werden kann, ist noch unklar. | |
| Bild: Franziska Giffey vor neuen Staatsdiener:innen | |
| Berlin taz | Die Altersgrenze für die Verbeamtung von Berliner Lehrkräften | |
| soll temporär von 45 auf 52 Jahre angehoben werden. Das sieht ein | |
| Gesetzentwurf vor, den die Senatsbildungsverwaltung am Mittwoch vorstellte. | |
| Auch wer im laufenden Schuljahr 2022/23 bereits seinen 52. Geburtstag | |
| gefeiert hat, soll noch in den Genuss einer späteren Pension kommen. | |
| „[1][Das Projekt der Verbeamtung] von bis 16.000 Lehrkräften nimmt Formen | |
| an“, sagte Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty (SPD). Der Senat soll | |
| das Gesetz am 29. November beschließen, im Januar soll das Parlament | |
| zustimmen. Bereits ab Dezember will die Bildungsverwaltung auf ihrer | |
| Website ein Online-Antragsformular für Lehrer*innen schalten. Zum neuen | |
| Halbjahr im Februar könnte dann verbeamtet werden. Die Personalstelle in | |
| der Bildungsverwaltung sei dafür bereits aufgestockt werden. | |
| Es ist eine der [2][wichtigsten bildungspolitischen Richtungsentscheidungen | |
| dieser Legislatur]. Berlin war zuletzt das einzige Bundesland, das | |
| Lehrer*innen nicht verbeamtete – eine Position, die man sich angesichts | |
| des bundesweiten Fachkräftemangels nicht länger leisten wollte. | |
| Rot-Grün-Rot hatte dann die schrittweise Wiedereinführung der Verbeamtung | |
| beschlossen. Seit Sommer gilt das bereits für Neueinstellungen. | |
| Komplizierter ist die Lage für die älteren Lehrkräfte, die bereits als | |
| Angestellte arbeiten. Insbesondere die Anhebung der Altersgrenze musste | |
| „rechtssicher“ gestaltet werden, wie Slotty betonte. Anne Jürgens, die die | |
| Bildungsverwaltung extra als externe Projektleiterin Verbeamtung geholt | |
| hatte, sagte: „Wesentlich ist, dass die verbleibende aktive Dienstzeit als | |
| Beamter noch in einem angemessenen Verhältnis zur Ruhezeit steht.“ Die | |
| Anhebung auf 52 Jahre war die Grenze, die man „sachlich und rechtlich“ noch | |
| gut habe begründen können. | |
| ## Wahlwiederholung wirft Fragen auf | |
| Slotty betonte: „Das sind 4.000 Lehrkräfte in dieser Altesspanne zwischen | |
| 45 und 52 Jahren, denen wir so noch die Verbeamtung anbieten können, das | |
| ist ein enormer Gerechtigkeitsaspekt.“ Bis zum 31. Dezember 2026 soll diese | |
| Ausnahme in Berlin gelten, sagte Slotty. „Diese rund vier Jahre werden wir | |
| brauchen, alleine um den operativen Prozess der Verbeamtung zu | |
| bewerkstelligen.“ Für die notwendige Gesundheitsuntersuchung habe man einen | |
| Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung in der Schublade: Eine | |
| „vierstellige Zahl von Arztpraxen“ stehe dann bereit. | |
| Den schwierigsten Teil des Verbeamtungsprojekts wird die rot-grün-rote | |
| Koalition allerdings erst noch aushandeln müssen: Die Kompensation für die | |
| laut Bildungsverwaltung rund 5.000 Lehrkräfte, die zu alt für eine | |
| Verbeamtung sind. „Das wollen wir dem Souverän überlassen, der die | |
| Verbeamtung ja auch politisch beschlossen hat“, sagte Slotty. | |
| „Wünschenswert“, so der Staatssekretär an die Adresse der | |
| Parlamentarier*innen, sei eine monatliche Zulage von bis zu 400 Euro. Da | |
| wolle man „aber der Debatte nicht vorgreifen“. Die Gewerkschaft GEW | |
| argumentiert, dass tarifrechtlich bis zu 900 Euro Zulage möglich wären. Die | |
| Bildungsverwaltung legt das Tarifrecht anders aus. Der bildungspolitische | |
| Sprecher der SPD, Marcel Hopp, sagte auf taz-Anfrage: „Wir wollen uns am | |
| sächsischen Modell orientieren.“ Dort wird eine Zulage von 170 Euro | |
| gezahlt. | |
| Unklar ist, was passiert, wenn Berlin tatsächlich im Februar die | |
| Abgeordnetenhauswahl von 2021 wiederholen muss. Das Verfassungsgericht will | |
| darüber am 16. November urteilen. Denkbar wäre, dass die Richter | |
| entscheiden, dass der amtierende Senat bis zur Wahlwiederholung keine neuen | |
| Beschlüsse mehr fassen darf. Dann läge der Verbeamtungsprozess auf Eis. | |
| 13 Oct 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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