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# taz.de -- Sexualisierte Gewalt im Sport: Das Schweigekartell brechen
> Sexualisierte Gewalt ist im Jugendsport weit verbreitet. Die Vereine
> müssen endlich dazu verpflichtet werden, für mehr Schutz zu sorgen.
Bild: So wie jede Kita und jede Schule ein Schutzkonzept haben muss, sollte auc…
Turnen, [1][Schwimmen], Wasserspringen, Fußball, Judo, Reiten, Handball –
es gibt keine Sportart und kaum einen Sportverein, in dem Kindern und
Jugendlichen keine sexuelle Gewalt angetan wird. Die jetzt veröffentlichte
Missbrauchsstudie, die die Sportsoziologin Bettina Rulofs im Auftrag der
Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs erstellt hat, zeigt
das erneut auf eindrückliche Weise. Und wie immer, wenn neue Beweise
vorliegen, wird heftig Betroffenheit bekundet sowie der Wille, die Fälle
umfassend und schleunigst aufzuarbeiten. Doch was passiert tatsächlich?
Die Ampelregierung hat sich verpflichtet, noch in diesem Jahr ein
[2][Zentrum für „Safe Sport“] zu schaffen, eine Anlaufstelle für Betroffe…
von sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt. So steht es im
Koalitionsvertrag und darauf haben sich das Innen- und das
Familienministerium, die Missbrauchsbeauftragte, der Deutsche Olympische
Sportbund (DSOB) und andere Sportfunktionär:innen geeinigt.
So weit, so gut. Aber wer soll das Zentrum finanzieren? Der DOSB sagt: Wir
auf keinen Fall, das muss der Bund machen. Und was ist mit Prävention und
Aufarbeitung? Auch da hat der DOSB eine klare Haltung: Die „originäre
Verantwortung“ haben die einzelnen Verbände und Vereine. Es ist infam, wie
die Dachorganisation des deutschen Sports die Verantwortung von sich
schiebt. Hätten die [3][Athleten Deutschland], ein Interessenverein aktiver
Kadersportler:innen, nicht intensiv um das Zentrum Safe Sport gerungen,
stünde es vermutlich bis heute nur auf dem Papier.
Das erinnert an das Verhalten der Kirchen, die erst nach Jahren und immer
neuen Skandalen allmählich anerkennen, was hinter den unzähligen
Gewalttaten steckt: ein System aus Machtmissbrauch und Straftaten, begangen
an Kindern und Jugendlichen. Beim Sport kommt eine besonders krasse Form
der Abhängigkeit hinzu: Die Sportler:innen wollen nach ganz oben, sie
wollen Spitzenleistungen und Medaillen erringen – und sie wissen, dass ihre
Sportkarriere ein jähes Ende hat, sobald sie sich offenbaren. Dieses
Schweigekartell, in das nicht selten Eltern mit hineingezogen werden,
wissen manche Trainer – Täter sind in der Tat fast ausschließlich Männer �…
perfide zu nutzen.
Ist Schutz vor sexualisierter und psychischer Gewalt im Sport also
unmöglich? Nein. So wie jede Kita und jede Schule ein Schutzkonzept haben
muss, sollte auch jeder Sportverein eines vorlegen. Tut er das nicht,
sollten ihm finanzielle Zuwendungen wie die staatliche Sportförderung
verwehrt bleiben. Und Eltern sollten ihre Kinder nur Vereinen anvertrauen,
die ein fundiertes Schutzkonzept haben.
27 Sep 2022
## LINKS
[1] /Missbrauchsskandal-im-Schwimmen/!5873487
[2] /Anlaufstelle-fuer-Gewaltopfer-im-Sport/!5852496
[3] /Gewalt-gegen-Sportlerinnen/!5765672
## AUTOREN
Simone Schmollack
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Sport
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