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# taz.de -- Die Wahrheit: Wie der Mensch, so das Tier
> Die Ornithologie verblüfft derzeit mit bahnbrechenden Erkenntnissen.
> Alles dreht sich um die Vorlieben und Abneigungen der Vögel.
Bild: Mensch und Vogel, hier beide aus der Spezies „Sonnenuntergangsanbeter“
Es war ein Paukenschlag in der Wissenschaftswelt, der vor einigen Wochen
die globalen Vogelkundler aufrüttelte. Kein Geringerer als Akishino,
Kronprinz von Japan, der bereits 1996 in Marburg mit einer Dissertation zum
Thema Ornithologie promoviert worden war (Titel: „Die Stilpnia
meyerdeschauenseei – oder warum wir mehr Grünkappentangare brauchen“), kein
Geringerer also als Kronprinz Akishino, allererster in der
Chrysanthemen-Thronfolge, schrieb jüngst in der fachlich hochangesehenen
International Birds Brochure (IV/2022, S.239) dies: „Jahrelange, akribische
Zählungen, Befragungen und Beringungen von Vögeln aller Art haben spannende
Ergebnisse über Abneigungen und Vorlieben der Vogelwelt ergeben.“
Zusammen mit dem Rostocker Hobbyornithologen Marcus zum Lamm, der fließend
Japanisch und Ornithologisch spricht, guckt sich der japanische Kronprinz
schon seit Jahren in heimischen und fremden Vogelgefilden um. Jetzt haben
die beiden – der Kronprinz nutzt für Fachartikel das Kürzel
Akishino-no-miya Fumihito-shinnō, Marcus zum Lamm MZL – etwas
herausgefunden, was die gesamte Evolutionsbiologie mit ihrer Taxonomie,
ihrer Systematik und Verbuchung der Vögel vom Kopf auf die Füße und wieder
zurückstellt. Was aber haben die beiden Experten trotz unterschiedlicher
Hintergründe und unterschiedlicher Lebensalter (Kronzprinz Akishino ist
derzeit 56 Jahre alt, Marcus zum Lamm 29) nun herausgefunden?
## Tier- und Menschenwelt überlappen sich
Das ist nicht mit einem Satz erzählt, und doch eigentlich kinderleicht zu
verstehen, weil hier die Tier- und die Menschenwelt sich annähern, ja
regelrecht überlappen, wenn nicht überschneiden. Stellen Sie sich also
einfach vor, um ein ganz einfaches Beispiel zu bemühen, Sie hätten heute
frei, vielleicht sogar Urlaub. Draußen scheint die Sonne. Es ist ein
wunderbar leicht bewölkter Sommertag, die Sonne wird lange scheinen und
spät untergehen. Untergehen, das ist das Stichwort. Wenn die Sonne
untergeht, was machen Sie dann an diesem wunderbaren, lauen Sommertag?
Diese Frage hatten auch die beiden Ornithologen Akishino und zum Lamm auf
ihrem Forscherzettel. Der Einfachheit halber stellten sie sie in einem
Zeitraum von dreizehn Jahren und drei Monaten einfach den Vögeln selbst.
Die Antworten waren schlicht verblüffend. Sie variierten stark je nach
Vogelart und Vogelwesen, auch die Kontinent-Herkunft der Vögel erwies sich
als wichtige Variable, wie Marcus zum Lamm in einer Fußnote auf Seite 256
in der fachlich hochangesehenen International Birds Brochure betont.
Demnach, so führt es der aufsehenerregende Aufsatz der beiden
Gefiederforscher, „Wie der Mensch so der Vogel“ (IV/2022, S.239-278), aus,
würden die Nachtigall, der Gartenrotschwanz sowie die Lerche und mit ihnen
rund Dreiviertel der Menschheit zu den Sonnenuntergangsanbeterinnen und
-anbetern par excellence zählen. Nach erfolgreichem Sonnenuntergang würden
diese Vögel, sowie mit ihnen dann noch mindestens die Hälfte der
Menschheit, einfach „weitersingen oder sich wegen irgendetwas lautstark
beschweren beziehungsweise wegen etwas anderem auch mal spontan
jubilieren“.
## Verhasste Sonnenuntergänge
Die Verfasser des wissenschaftlich hochinteressanten Aufsatzes, kurz
Akishino-no-miya Fumihito-shinnō und MZL, kommen im Mittelteil ihrer
Expertise zum vorläufigen Schluss, dass die Podicipediformes, zu deutsch
Lappentaucher, die Gaviiformes, also die Seetaucher, und schließlich die
Procellariiformes, die Röhrennasen, zu denjenigen Vögeln gehören, die, wie
rund ein Viertel der Menschheit, Sonnenuntergänge schlichtweg hassen, sie
nicht kommentieren und schon gar nicht fotografieren oder auf Facebook
posten.
Kronzprinz Akishino und Marcus zum Lamm schließen schließlich ihre starke
Studie zu den Vögeln und ihren Vorlieben und Abneigungen, Schwerpunkt
Sonnenuntergänge, auf Seite 278 der renommierten International Birds
Brochure (IV/2022) mit einem tiefsinnigen Kalenderspruch des großen
Ornithologen und großen Stauferkaisers Friedrich II. (Kürzel HRR): „Vögel
und Menschen, da gibt es kein Vertun.“
23 Sep 2022
## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
Die Wahrheit
Ornithologie
Vogelbeobachtung
Biologie
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Schwerpunkt Klimawandel
Robert Habeck
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