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# taz.de -- Rechte Proteste wegen Preissteigerungen: Hoffnung auf linke Unterst…
> Rechtsextreme hoffen, sich mit Linken verbünden zu können, um den Staat
> wegen steigender Preise zu destabilisieren. Aber die Linken ziehen nicht
> mit.
Bild: 5. September in Leipzig: Jürgen Elsässer spricht auf einer Demo der Rec…
Der mediale Sound scheint einhellig: Rechte und Linke gehen wegen
steigender Lebensmittel- und Energiekosten auf die Straße. Ein heißer
Herbst droht anlässlich kalter Wohnungen, eine explosive Stimmung folgt auf
explodierende Preise. Eine Querfront von Rechten und Linken bahnt sich an,
wird auch nach dem vergangenen Sonntag und Montag weiter kolportiert. An
den Tagen marschierten aber weder in Hamburg noch in [1][Leipzig] Linke und
Rechte bei einer gemeinsamen Demonstration auf.
In Norddeutschland hatten verschiedene rechte Netzwerke zu Protesten
aufgerufen. Nach dem Vorbild der rechtsextremen Freien Sachsen versuchten
sie die drohenden sozialen Spannungen zu instrumentieren. Eine
[2][Demonstrationsankündigung der Freien Sachsen] suggerierte, dass Gregor
Gysi von der Linken gemeinsam mit Jürgen Elsässer vom rechtsextremen
Compact-Magazin als Redner auftreten würde. Bei den Protesten kamen aber
keine linke Organisation zusammen.
In Hamburg versammelten sich unter dem Motto „Es reicht! Wir haben keinen
Bock auf Armut“ rund 300 Demonstrierende. Den Aufmarsch verantwortete Tom
Naumann. Der Angestellte der Hamburger Polizei hat schon
Querdenken-Demonstrationen angemeldet. Die Polizei leitete 2020 seine
Entlassung wegen der Nähe zur Reichsideologie ein. Die Kündigung
akzeptierte Naumann nicht und klagt dagegen. Er sieht sich auch nicht als
Reichsbürger. Auf der Demonstration entwickelte er sogleich eine neue
Selbstbezeichnung: „Wir sind keine Reichsbürger, wir sind
Es-reicht-Bürger!“
Es marschierten viele Rechtsextreme mit, darunter der NPD-Kader Torben
Klebe, sowie Markus Haintz, prominenter Anwalt von Querdenkenden. Aus dem
Tross erfolgten prompt die gewohnten Positionen gegen „Cancel Culture“ und
„Genderschwachsinn“. Statt linker Beteiligung kam es vielmehr zu einem
kleinen Protest von Antifaschist*innen. „Lächerlich“ war ein Kommentar auf
einem Plakat des Gegenprotestes.
## Teilnehmende bekannt von Querdenken-Demos
„Fast alle Teilnehmenden sind von den Querdenken-Demos bekannt“, stellte
„Antira Info Hamburg“ fest. Das Netzwerk beobachtete regelmäßig die
Proteste der Querdenken-Bewegung an der Elbe.
Die Idee der Querfront hatten rechte Strateg*innen aber auch selbst
befeuert. Nicht bloß die Freien Sachsen hoffen, mit der Hinwendung zu
sozialen Themen neuen Zuspruch und Zulauf zu gewinnen. Gleiches gilt für
Teile der AfD. Das rechte Institut für Staatspolitik und das
Compact-Magazin hoffen darauf, sich in den Positionen und Diskussionen von
[3][Sahra Wagenknecht] zu verbinden. Sowohl Compact-Herausgeber Jürgen
Elsässer als auch Björn Höcke (AfD) schwärmen von der
Bundestagsabgeordneten der Linken.
Doch in der Linken vertreten nur Einzelne die Position, dass sie überzeugte
AfD-Wähler:innen nicht hinausdrängen würden, wenn diese sich dem [4][linken
Protest gegen sozialen Verwerfungen ]anschließen wollen. Und selbst diese
Personen würden keine rechtsextremen Funktionsträger:innen auf eine
Bühne einladen, heißt es aus der Partei.
Richtigstellung: In einer früheren Version dieses Textes fand sich eine
missverständliche Formulierung, die man so lesen konnte, als würden wir
Markus Haintz ebenfalls zu den Rechtsextremen zählen. Wir haben die Stelle
vereindeutigt und bedauern den Irrtum. Die Redaktion
8 Sep 2022
## LINKS
[1] /Montagsprotest-in-Leipzig/!5879137
[2] /Rechtsextreme-Freie-Sachsen/!5875254
[3] /Sahra-Wagenknecht/!t5013304
[4] /Linken-Chef-Schirdewan-zur-Energiekrise/!5875797
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
Rechtsextremismus
Linke Szene
Hamburg
Energiepreise
Kolumne Der rechte Rand
Janine Wissler
Bundestag
Sozialproteste
Tschechien
Rechtsextremismus
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