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# taz.de -- Parallelregierungen in Libyen: Erneut Kämpfe um Tripolis
> Zum dritten Mal gescheitert: Der ostlibysche Gegenpremier versuchte den
> Regierungssitz des Premiers in der Hauptstadt Tripolis einzunehmen.
Bild: Eine neue Runde der Zerstörung in Libyens Hauptstadt Tripolis
Tunis taz | Bei schweren Kämpfen wurden am Samstag in der libyschen
Hauptstadt Tripolis mindestens 32 Menschen getötet, über 160 nach Angaben
lokaler Krankenhäuser verletzt. Milizen beschossen sich in mehreren
Wohngebieten der Metropole mit Luftabwehrgeschützen und Raketen.
Einige Kampfzonen waren auch am Sonntag für Freiwillige der
Hilfsorganisation Roter Halbmond noch unerreichbar, die Zahl der Opfer
dürfte daher wohl weit höher liegen. Begonnen hatte der erneute Krieg um
Tripolis mit einem Überfall auf eine regierungstreue Miliz in einer Straße
im Zentrum. Gleichzeitig griffen Anhänger der ostlibyschen
Parallelregierung von Fathi Bashaga strategisch wichtige Kontrollpunkte
westlich und südlich der Hauptstadt an.
Nach Treffern auf Tankstellen und brennenden Straßenzügen schwebte am
Nachmittag schwarzer Rauch über der Stadt, Menschen suchten in Cafés,
Restaurants oder zu Hause Schutz.
Seit Februar [1][beanspruchen zwei Regierungen] die Macht in dem ölreichen
6-Millionen-Einwohner-Land für sich: Der schwerreiche Geschäftsmann Abdul
Hamid Dbaiba war im Januar 2021 von einer Wahlkommission unter Vermittlung
der Vereinten Nationen für ein Jahr zum Übergangspremier ernannt worden.
Doch die für Dezember letzten Jahres [2][geplanten Wahlen] wurden im
letzten Moment abgesagt. Milizen hatten mit Gewalt gedroht, da mit Muammar
al-Gaddafis Sohn Saif al-Islam, dem Warlord Chalifa Haftar und schließlich
auch Dbaiba für die jeweils andere Partei untragbare Gegenkandidaten
angetreten waren.
## Dbaiba versichert: Den Kämpfen seien Gespräche vorausgegangen
Dbaiba blieb entgegen seinem Versprechen im Amt und gewann dank üppiger
Geldzahlungen die Gunst des Kartells der verschiedenen Hauptstadtmilizen
von Tripolis.
Haftar und der Parlamentspräsident Aguila Saleh versuchten es nach dem
Scheitern ihrer Militäroffensive auf Tripolis mit der Nominierung eines
Gegenpremiers – Bashaga. Doch der im Frühjahr Ernannte scheiterte nun ein
drittes Mal daran, in die Hauptstadt zu gelangen.
Nach dem Abflauen der Kämpfe besuchte Premier Dbaiba nun an wichtigen
Punkten stationierte Militäreinheiten. Die Gespräche mit den
schwerbewaffneten und von der Heftigkeit der Kämpfe selbst überraschten
Kämpfern diente nicht nur als Beweis seiner Anwesenheit in Tripolis. Den
ihn begleitenden Journalisten versicherte Dbaiba ungefragt, dass den
Kämpfen Gespräche mit der Parallelregierung von Bashaga vorausgegangen
seien.
Beide Seiten müssen aufgrund der vielen zivilen Opfer und der Zerstörung
ganzer Straßenzüge den Unmut der Bevölkerung fürchten.
## Türkische Bayraktar-Drohnen könnten entscheidend gewesen sein
„Um ein Blutvergießen zu verhindern, habe ich schon vor längerer Zeit
vorgeschlagen, Ende dieses Jahres Wahlen abzuhalten“, so Dbaiba. Sein
Regierungssprecher Mohamed Hammouda behauptet, die dritte Runde der
Verhandlungen hätte am Freitag in der Hafenstadt Misrata stattfinden
sollen. Doch Bashagas Verhandlungsteam habe das Treffen im letzten Moment
abgesagt, so Hammouda.
Entscheidend könnte am Samstag wieder einmal die türkische Militärhilfe für
die Regierenden in Tripolis gewesen sein. Nach den Attacken [3][türkischer
Bayraktar-Drohnen] brachen Bashaga-treue Truppen ihren Marsch auf Tripolis
ab.
28 Aug 2022
## LINKS
[1] /Erneute-Kaempfe-in-Libyen/!5852134
[2] /Proteste-in-Libyen/!5862195
[3] https://www.bbc.com/news/world-africa-62485325
## AUTOREN
Mirco Keilberth
## TAGS
Abdul Hamid Dbaiba
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