# taz.de -- Neue Welle der Gewalt in Libyen: Auch Europa braucht Stabilität | |
> Europäische Länder haben im Libyenkrieg unterschiedliche Seiten | |
> unterstützt. Jetzt, wo die Gewalt wieder aufflammt, wird es Zeit, einig | |
> aufzutreten. | |
Bild: Die Waffenruhe ist vorbei: In Tripolis wurden bei schweren Kämpfen mehre… | |
Zwei Jahre lang war es in [1][Libyen] relativ ruhig geblieben, seit ein | |
international vermittelter Waffenstillstand in Kraft trat. Damit ist es | |
seit diesem Wochenende vorbei. Rivalisierende Milizen verwandelten die | |
Hauptstadt Tripolis in ein Schlachtfeld: Mindestes 23 Tote, unzählige | |
zerstörte Gebäude, beschädigte Krankenhäuser. | |
Das erneute Aufflammen der Kämpfe bedeutet auch, dass die internationale | |
Gemeinschaft damit gescheitert ist, die Waffenruhe für einen politischen | |
Prozess zu nutzen, der das nordafrikanische Land endgültig befrieden | |
sollte. Eigentlich hätten letzten Dezember Wahlen stattfinden sollen. Aber | |
dieser Versuch wurde erneut von der alten Rivalität zwischen dem Osten und | |
Westen des Landes überschattet. Die Rivalität hat nun zwei neue Gesichter | |
bekommen: der von der UN als Interimsministerpräsident installierte | |
[2][Abdul Hamid Dbeibah] in Tripolis und sein vom Osten des Landes und vom | |
dortigen Parlament unterstützter Rivale [3][Fathi Bashagha], der ihm seit | |
drei Monaten das Amt streitig macht. | |
Die Kämpfe brachen aus, als Milizen Bashagas versuchten, in die Hauptstadt | |
zu gelangen. Wie es scheint, wurde dieser Versuch zunächst | |
zurückgeschlagen. Wie überdrüssig die Zivilbevölkerung der Kämpfe ist, | |
zeigt auch eine Erklärung des Ältestenrats der Stadt Tripolis, die beide | |
Seiten für Tod und Zerstörung verantwortlich macht. | |
Die internationale Gemeinschaft hat selbst zu dieser verheerenden Situation | |
beigetragen, indem sie jahrelang unterschiedliche Seiten unterstützte: die | |
Emirate, Ägypten, Russland und Frankreich den Osten, die UNO, die Türkei | |
und Italien die Regierung in Tripolis. Dabei wäre eine Befriedung Libyens | |
im unmittelbaren europäischen Interesse. Denn dort liegen beträchtliche Öl- | |
und Gasreserven. Dort mehr geeintes politisches Kapital einzusetzen, käme | |
nicht nur dem geschundenen Land zugute, sondern könnte auch die vom | |
Ukrainekrieg gefährdeten Energieflüsse besser absichern. Europa kann es | |
sich nicht mehr leisten, Libyen einigen Milizen und Warlords zu überlassen. | |
28 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Karim El-Gawhary | |
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