# taz.de -- Die 50+1-Regel schnell erklärt: Keine Mehrheit den Investoren | |
> Die 50+1-Regel soll dafür sorgen, dass Vereine auch bei ihren | |
> Fußball-Profiteams das Sagen haben. Ob sich in Hannover daran gehalten | |
> wird, ist unklar. | |
Bild: Die 50+1-Regel ernst nehmen, das ist nicht nur unter Hannover 96-Fans ein… | |
HANNOVER taz | Wer ein Heimspiel von Hannover 96 besucht, hat es nur auf | |
den ersten Blick mit der Darbietung eines Sportvereins zu tun. Denn der | |
deutsche Profifußball ist unter der Regie der Deutschen Fußball Liga (DFL) | |
ein Wettstreit zwischen 36 [1][umsatzorientierten Unternehmen], die dafür | |
eine Lizenz erhalten. Um beim Jonglieren mit Millionenbeträgen oder | |
Krediten nicht den eigentlichen Stammverein zu gefährden, haben die meisten | |
Klubs ihre in der 1. und 2. Bundesliga vertretenen Mannschaften | |
ausgegliedert. | |
In Hannover bedeutet das: Die Hannover 96 GmbH & Co. KGaA ist Lizenznehmer | |
der DFL. Ihre Geschäftsführung wird durch die Hannover 96 Management GmbH | |
ausgeübt. Über diesen Weg soll die sogenannte 50+1-Regel erfüllt werden: | |
Sie besagt, dass der eigentliche Verein mehrheitlich an der | |
Kapitalgesellschaft beteiligt sein muss. | |
Es gibt höchst unterschiedliche Modelle, wie die 50+1-Regel eingehalten | |
werden kann. Der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen erhalten ihre Lizenz | |
dank einer Ausnahmegenehmigung, obwohl dort finanzstarke Konzerne – | |
Volkswagen und Bayer – das Sagen haben. Bei der TSG Hoffenheim hat mit | |
Dietmar Hopp ein reicher Mäzen ebenfalls dank einer Sonderregelung die | |
Stimmhoheit. Er konnte nachweisen, dass er den Verein seit mehr als zwei | |
Jahrzehnten finanziell erheblich unterstützt. | |
Letzteres konnte [2][Martin Kind bei Hannover 96] nicht nachweisen. Um | |
trotzdem der 50+1-Regel zu entsprechen, ist ein sogenanntes Hannover-Modell | |
entstanden: Darin ist vertraglich geregelt, wie die Vereinsseite in | |
maßgebliche Entscheidungen einbezogen werden kann. Ob das in der Praxis | |
wirklich geschieht oder möglich ist, darüber [3][streiten sich die | |
Protagonisten.] | |
## Die Regel sorgt international für Wettbewerbsnachteil | |
Über Sinn und Unsinn der 50+1-Regel lässt sich wunderbar philosophieren: | |
Vereinsliebhaber kämpfen um deren Erhalt, damit sich ihre Klubs nicht | |
vollends an Investoren „verkaufen“. Kritiker der Regel bemängeln, dass in | |
anderen europäischen Ländern Investoren schon seit langem Mehrheitseigner | |
von Fußballvereinen sein dürfen. In Spanien oder England können die | |
Geldgeber ungehemmt wirtschaften. | |
In diesem Zusammenhang beschert die 50+1-Regel dem deutschen Profifußball | |
einen Wettbewerbsnachteil. Sie begrenzt den Einfluss von Investoren. Genau | |
das stört die Geldgeber bei Hannover 96 massiv. | |
15 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Christian Otto | |
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