# taz.de -- Flucht über das Mittelmeer: Helfer fordern staatliche Rettung | |
> Seenotretter schlagen Alarm: Die Zahl der Menschen, die von Afrika nach | |
> Europa flüchten, steigt. Salvini fährt für seinen Wahlkampf nach | |
> Lampedusa. | |
Bild: Wo bleibt die staatliche Seenotrettung? Migranten im Mittelmeer im Juni 2… | |
ROM dpa | Wegen immer mehr Menschen, die im Mittelmeer in Seenot geraten, | |
fordern drei Hilfsorganisationen ein staatliches Such- und | |
Rettungsprogramm. Der deutsche Verein Sea-Watch sowie die internationalen | |
Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée verlangten von den | |
EU-Staaten am Mittwoch den „Einsatz einer angemessenen, staatlich geführten | |
und proaktiven Flotte für die Seenotrettung“. | |
In den vergangenen Wochen hatten die Helfer mit ihren Schiffen [1][Hunderte | |
Menschen an Bord geholt], die von Afrika aus nach Europa übersetzen | |
wollten. Italien registrierte in diesem Jahr bislang mehr als 42.000 | |
Flüchtlinge – das sind schon jetzt deutlich mehr als im gesamten 2021, als | |
30.000 gezählt worden waren. Das Mittelmeerland hat immer größere Probleme, | |
die Leute vernünftig zu registrieren und aufzunehmen. Das für rund 350 | |
Menschen konzipierte Flüchtlingslager auf der [2][Insel Lampedusa] etwa ist | |
extrem überfüllt. | |
Die Helfer beklagen, dass die EU-Staaten keine koordinierten Einsätze im | |
Mittelmeer durchführen, um Menschen zu retten. Stattdessen müssten zivile | |
Organisationen einspringen. Auf der zentralen Mittelmeerroute wurden nach | |
UN-Angaben allein in diesem Jahr bislang 907 Migranten als tot oder | |
vermisst gemeldet. | |
An diesem Donnerstag will [3][Matteo Salvini] von der rechten Lega das Camp | |
in Lampedusa besuchen und dort Wahlkampf betreiben. Er hofft auf einen | |
[4][Sieg des Mitte-Rechts-Blocks bei den Wahlen] am 25. September und | |
kündigte bereits an, dann wesentlich härter gegen Migranten vorzugehen. | |
Die Hilfsorganisationen sind derweil ständig im Einsatz. Das Schiff Geo | |
Barents von Ärzte ohne Grenzen wartete am Mittwoch mit 659 Geretteten – | |
darunter mehr als 150 Kinder und Babys – weiter auf die Zuteilung eines | |
Hafens. „Dieses unnötige, tagelange Warten zermürbt die Geretteten“, | |
berichtete Mattea Weihe, Sprecherin von Sea-Watch. „Sie haben das | |
Mittelmeer überlebt, doch anstatt sich in Sicherheit zu wissen, müssen sie | |
tagelang vor den verschlossenen Toren Europas darauf warten, dass ihre | |
Menschenrechte respektiert werden.“ | |
3 Aug 2022 | |
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