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# taz.de -- Umweltzerstörung in Australien: Down under droht der Kollaps
> Bergbau, Rodungen und Waldbrände zerstören die Ökosysteme Australiens.
> Die neue Regierung zeigt sich schockiert.
Bild: Ein Koala wird vor einem Wildfeuer in Australien gerettet
Canberra taz | Umweltministerin Tanya Plibersek war sichtlich bewegt, als
sie sich am Dienstag in Canberra den Medien stellte. Der neueste
Fünfjahresbericht einer Gruppe von 30 Experten zum Zustand der
australischen Umwelt sei ein „schockierendes Dokument“. Bergbau, Rodungen,
invasive Pflanzen- und Tierarten und Klimawandel werden in dem Bericht als
[1][Hauptverursacher einer Vielzahl von Umweltproblemen] verantwortlich
gemacht, mit denen sich der Kontinent konfrontiert sieht.
So ist laut den Wissenschaftlern die Zahl der [2][bedrohten Arten] allein
in den letzten fünf Jahren um 8 Prozent gestiegen. Die Belastung vieler
Ökosysteme sowohl auf dem Land als auch im Meer durch die Folgen des
Klimawandels habe zum Teil dramatisch zugenommen. In praktisch allen
Ökosystemen habe sich die Situation in den letzten Jahren verschlechtert.
Besonders dramatisch ist die Entwicklung bei den Säugetieren. Australien
hält unter den Kontinenten den traurigen Rekord, in den über 200 Jahren
seit Beginn der Kolonisierung im Jahr 1788 39 der rund 400 Säugetierarten
verloren zu haben. Seit der letzten Studie im Jahr 2016 seien 17 weitere
Säugetierarten, 19 Amphibien und 17 Vogelarten neu auf die Liste der
bedrohten Arten aufgenommen worden oder gelten sogar als vom Aussterben
bedroht. Auch der Koala gilt inzwischen als hochgradig gefährdet.
Dieses für Australien ikonische Tier leidet wie viele andere unter der
Zerstörung von Lebensraum. Umweltschutzverbänden zufolge hat das Land eine
ähnlich hohe [3][Rodungsrate wie das Amazonasgebiet.] Der Bericht schreibt,
zwischen 2000 und 2017 seien rund 7,7 Millionen Hektar Wald abgeholzt
worden, oftmals illegal.
## Illegal, aber meist unbestraft
Die Täter blieben in der Regel unbestraft. Während im tropischen Norden des
Kontinents der Boden mehrheitlich zur Zucht von Fleischrindern genutzt
wird, fallen im Süden die Lebensräume der Koalas der Zersiedelung zum
Opfer. Vor allem kleinere Säugetiere und Vögel werden von ins Land
eingeschleppten Arten gefressen, allen voran Füchsen und verwilderten
Hauskatzen.
Die [4][Folgen des Klimawandels] haben wesentlich zur Verschlechterung der
Situation beigetragen, erklären die Forscher: In den letzten fünf Jahren
hätten Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände, Stürme und Hitzewellen alle
Teile Australiens betroffen. Die saisonalen Feuerperioden würden immer
länger und dauerten inzwischen bis zu acht Monate. Experten fordern seit
Jahren, Australien als führender Exporteur von Kohle müsse auf die
Förderung des klimaschädlichen Rohstoffs verzichten, sollte die Welt die
globalen Temperaturen in den Griff bekommen wollen.
Umweltministerin Plibersek machte „mehr als ein Jahrzehnt Untätigkeit und
vorsätzliche Ignoranz“ der Vorgängerregierung unter Ex-Premierminister
Scott Morrison verantwortlich für die Probleme. Morrison hatte den Bericht
seit vergangenem Jahr vorliegen, die Veröffentlichung vor den jüngsten
Wahlen aber verhindert. Die klimaskeptische Haltung und der Fokus auf die
weitere Ausbeutung fossiler Ressourcen durch die Konservativen hätten laut
Analysten dazu beigetragen, dass die Regierung Ende Mai die Macht an die
sozialdemokratische Labor-Partei verlor. Kurz nach Amtsübernahme erhöhte
der neue Premierminister Anthony Albanese das Klimaschutzziel Australiens.
19 Jul 2022
## LINKS
[1] /Australien-zwei-Jahre-nach-den-Braenden/!5845291
[2] /Tasmanien-und-seine-Teufel/!5736429
[3] /Rodungen-im-Amazonas-auf-Hoechststand/!5816631
[4] /Meereskonferenzen-in-der-Kritik/!5864880
## AUTOREN
Urs Wälterlin
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