Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nancy Pelosi in Taiwan: Beide spielen mit dem Feuer
> Nancy Pelosis Taipeh-Besuch ist verständlich, aber trotzdem ungeschickt.
> Denn die Sprengkraft des Konflikts zwischen Taiwan und China ist enorm.
Bild: Willkommen in Taiwan: Grußbotschaft an Nancy Pelosi in Taipeh
Der [1][Taiwan-Konflikt] war viele Jahre eingefroren, auch wenn es immer
wieder zu Eruptionen kam. Dabei versuchten meist Politiker in Peking wie
Taipeh mit einer Art Salamitaktik, sei es symbolisch, rhetorisch oder real,
die eigene Position zu verbessern. Doch in den letzten Jahren haben sich
vor allem das Machtgefüge und das Selbstverständnis auf beiden Seiten der
Taiwan-Straße wie des Pazifiks stark verändert. Das macht es jetzt so
gefährlich.
Die Volksrepublik China ist heute eine wirtschaftlich und militärisch
potente Weltmacht. Sie hat den Anspruch und inzwischen wohl auch die
Fähigkeiten, die Gewässer weit vor der eigenen Küste zu kontrollieren und
Taiwan zu blockieren. Chinas alleinherrschende Kommunistische Partei sieht
sich als Vereinigerin und Alleinerbin des Reichs der Mitte. Die Rückkehr zu
historischer Größe ist ihr Ziel, ein inzwischen auftrumpfender, arroganter
bis aggressiver Nationalismus ein zentrales Element der
Herrschaftslegitimation.
In Taiwan hingegen ist heute die Demokratie fest verankert. Die Bewohner
der Insel haben eine eigene Identität herausgebildet, mit unabhängigem
Denken und Handeln, das nur noch von Peking eingeschränkt wird. Einst
versuchte Peking Taiwan mit [2][Hongkongs Autonomiemodell] („ein Land, zwei
Systeme“) zu ködern. Das verfing nicht, vielmehr hat Hongkong gezeigt, dass
Peking nicht zu trauen ist.
Heute isoliert China Taiwan nicht nur immer mehr, sondern droht zunehmend
unverhohlen mit Gewalt und hofft, die als geschwächt angesehenen USA von
militärischem Eingreifen abhalten zu können. [3][Washington hat Taiwan
Sicherheit versprochen], Details aber bewusst unklar gehalten. Das Ansehen
der USA hat wegen Irak und Afghanistan stark gelitten, und sie haben,
angesichts des Konflikts in der Ukraine, derzeit auch kein Interesse an
einem Krieg im Pazifik.
Dort gibt es zudem Zweifel, ob die USA ihre Hegemonie überhaupt noch
aufrecht erhalten können und wollen. Denn natürlich geht es bei Taiwan auch
um die Vorherrschaft in der Region. Die Situation ist jetzt so gefährlich,
weil Peking wie Washington dabei ihr Gesicht verlieren können, was als
Schwäche interpretiert würde.
So verständlich es ist, dass Nancy Pelosi das kleine demokratische Taiwan
gegen die Drohungen des autoritären Chinas unterstützen will, so ist ihr
Timing, wie die Tatsache, dass ihre Reisepläne vorab bekannt wurden, sehr
ungeschickt. Doch auch das Regime von Chinas Machthaber Xi Jinping, der
kurz vor dem für ihn wichtigen Parteitag nicht als Papiertiger dastehen
will, hätte besser diskreter agiert, um sich flexiblere Optionen offen zu
halten. Peking und Pelosi spielen mit dem Feuer.
2 Aug 2022
## LINKS
[1] /Taiwan-und-China/!5759545
[2] /Jahrestag-der-Rueckgabe-Hongkongs-an-China/!5864878
[3] /Bei-Angriff-der-Volksrepublik-China/!5856234
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Taiwan
China
Nancy Pelosi
Joe Biden
GNS
Taiwan
Annalena Baerbock
USA
Taiwan
Taiwan
Taiwan
Taiwan
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Konflikt um Taiwan: Ein Selfie und seine Geschichte
Menschenrechtler Wu’er Kaixi und Nancy Pelosi begegnen sich auf einem
nichtöffentlichen Treffen. Der 54-Jährige lebt seit 1996 in Taiwan im Exil.
Nach Taiwan-Besuch von US-Politikerin: China sanktioniert Pelosi
Wegen deren Taiwan-Besuch hat Peking gegen die demokratische US-Politikerin
Sanktionen beschlossen. Sie gelten auch für Nancy Pelosis Angehörige.
Taiwan-Kurs von Außenministerin Baerbock: Klartext statt Zurückhaltung
Die Äußerungen von Außenministerin Baerbock stoßen in Peking auf deutliche
Ablehnung. Auch unter deutschen Politiker*innen regt sich Unmut.
Nancy Pelosi in Taiwan: Das Schweigen des Präsidenten
Der Besuch der dritthöchsten Amtsträgerin der USA in Taiwan löst in den USA
heftige Debatten aus. Nur Präsident Joe Biden sagt nichts.
Besuch Nancy Pelosis: Militärmanöver um Taiwan
Chinas Armee reagiert auf den Besuch der Vorsitzenden des
US-Repräsentantenhauses mit sechs Militärübungen. Das könnte erst der
Auftakt sein.
Rolle von Taiwans Chipindustrie: Systemrelevant für die Welt
Zwei Drittel des weltweiten Bedarfs an Halbleitern werden in Taiwan
produziert. Bricht dort die Chipindustrie zusammen, sind die globalen
Folgen immens.
Disput zwischen China und USA: Taiwan erwartet Pelosi
Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses soll noch am Dienstag in Taiwan
ankommen. In Chinas Medien werden militärische Reaktionen diskutiert.
Bei Angriff der Volksrepublik China: Biden würde Taiwan verteidigen
Die Inselrepublik wird von den USA nicht voll diplomtisch anerkannt.
Dennoch sagte der Präsident nun, Taiwan bei einem Angriff Chinas
beizustehen.
Die Ukraine als mögliche Blaupause: Als Nächstes Taiwan?
China könnte aus Russlands Ukraine-Invasion ableiten, welche Kosten ein
Angriff Pekings auf Taiwan hätte. Dabei ist die Ausgangslage dort eine
andere.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.