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# taz.de -- Laufzeitverlängerung bayerischer AKWs: „Bayerische Probleme dort…
> Jürgen Trittin schaltet sich in die Atomdebatte ein. Laut BUND-Studie
> könnte eine Laufzeitverlängerung an den nötigen Sicherheitsprüfungen
> scheitern.
Bild: 2009 durchlief das Kernkraftwerk Neckarwestheim seine bislang letzte Sich…
Berlin taz | Der Ton unter den Mitgliedern der Grünen wird angesichts der
Atomdebatte rauer. Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne)
hat jetzt im Spiegel [1][die Haltung seiner Münchner Parteikollegen] scharf
kritisiert. Sie hatten sich offen gezeigt für einen Streckbetrieb, also
eine um einige Monate verlängerte Laufzeit des Atomkraftwerks Isar 2. An
Isar 2 ist auch die Stadt München beteiligt.
Trittin sagte dem Spiegel, er rate dazu, „dass dieses bayerische Problem in
Bayern gelöst wird“. Bayern könne für Netzstabilität sorgen, indem es Str…
spare. Gerichtet an seine Parteikollegin Katrin Göring-Eckardt, die sich
ebenfalls offen für einen Streckbetrieb von Isar 2 gezeigt hatte, falls die
Versorgung von Krankenhäusern gefährdet ist, sagte er: „Eine Familien- und
Sozialpolitikerin sollte wissen, dass es in jedem Krankenhaus, und in den
großen Münchener Kliniken sowieso, Notstromaggregate für plötzliche
Stromausfälle gibt.“
Der Umweltpolitiker, der Architekt des ersten Atomausstiegs im Jahr 2000
war, sagte mit Blick auf den beginnenden Landtagswahlkampf in
Niedersachsen, [2][dort lösten Äußerungen zu längeren Atomlaufzeiten
„genervtes Kopfschütteln“ aus]. Er ist selbst Mitglied das
niedersächsischen Landesverbands der Grünen.
Auch Angela Wolff, BUND-Expertin für Atom- und Energiepolitik, sprach am
Mittwoch in einer Pressekonferenz des Umweltverbands davon, dass das
bayerische Energieproblem [3][angesichts des zähen Ausbaus der Windkraft im
Freistaat] „hausgemacht“ sei. Zudem verwies sie darauf, dass der Reaktor
Isar 2 bislang zu einem großen Anteil mit Uran aus Russland und dem lange
Zeit eng verbandelten Kasachstan beliefert wurde.
## Die Meiler müssten schon längst gewartet werden
Oda Becker, Diplom-Physikerin und Expertin für Risiken von Atomanlagen,
verwies im Rahmen der Pressekonferenz darauf, dass die
Energieversorgungsunternehmen, welche die drei deutschen Reaktoren
betreiben, einen Weiterbetrieb davon abhängig machten, dass der Staat als
Betreiber einspringt. Das würde bedeuten, dass der Staat sowohl technisch
als auch wirtschaftlich die Verantwortung übernimmt. Den Firmen selbst ist
das Geschäft mit den alten Meilern offenbar längst zu heikel.
Zudem hält Becker es für fraglich, ob ein Weiterbetrieb aus Sicht der
Anlagensicherheit überhaupt zustande kommen könnte. Die Periodische
Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) der drei noch laufenden Anlagen, die
eigentlich alle zehn Jahre erfolgen muss, liegt inzwischen bis zu 13 Jahre
zurück. Damit habe man auch das Europarecht bereits „weit gedehnt“.
Die letzten PSÜ seien noch auf Basis eines Regelwerks der frühen 1980er
Jahre erfolgt – einer Anleitung also noch aus der Zeit vor Tschernobyl.
Seit 2012 gelte ein neues technisches Regelwerk für die PSÜ. Strebe man
eine Laufzeitverlängerung an, müssten diese neuen Regeln angewandt werden.
Das könne in den Blöcken zu erheblichen Investitionen führen oder gar dazu,
dass ein Weiterbetrieb ausscheide. Das große Problem der Debatte liege
darin, so Becker, dass „Sicherheit keine objektivierbare Kenngröße“ sei,
sondern immer von den Beurteilungskriterien abhänge.
Ähnlich kritisch sieht auch der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit
der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, längere Laufzeiten für die drei
verbliebenen Atomkraftwerke. Ihm fehle in der momentanen Debatte ein
„zentraler Aspekt“: „Wichtigster Maßstab im Umgang mit der
Hochrisikotechnologie Atomkraft ist und bleibt die Sicherheit“ sagte er dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auch er verwies darauf, dass sich
angesichts der fehlenden PSÜ der laufenden Meiler im Fall einer
angestrebten Laufzeitverlängerung zahlreiche Fragen stellten.
28 Jul 2022
## LINKS
[1] /Laufzeitverlaengerung-der-Isar-2/!5867017
[2] /Atomkraft-Ausstieg-2022/!5867433
[3] /Ausbau-erneuerbarer-Energien-beschlossen/!5862681
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Grüne Bayern
Schwerpunkt Atomkraft
Jürgen Trittin
Atomkraftwerk
Atomausstieg
Anti-AKW-Proteste
USA
Fed
Energie
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