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# taz.de -- Petition der Woche: Sprach-Kitas weiterhin fördern
> Der Bund beendet ein Förderprogramm für Sprachbildung in Kitas. Daran
> gibt es viel Kritik. Nun fordert eine Petition die Verlängerung des
> Programms.
Bild: Ab dem kommenden Jahr sollen die Länder für die sprachliche Förderung …
Ende 2022 ist Schluss. Nach insgesamt elf Jahren [1][stampft der Bund sein
Förderprogramm für Sprach-Kitas ein]. Von diesen sollen vor allem Kinder
profitieren, die besonderen Förderbedarf bei der Sprache haben, etwa weil
sie in der Familie kein Deutsch sprechen. Dafür wurden Erzieher:innen
für Sprachbildung eingestellt, der Bund ermöglichte das durch Zuschüsse.
Inzwischen ist jede achte deutsche Kita eine Sprach-Kita – noch.
Denn ab dem kommenden Jahr sollen die Länder für die sprachliche Förderung
verantwortlich sein. Für die Fortsetzung des Förderprogramms ist im
Bundeshaushalt 2023 kein Geld eingeplant.
Gegen diese Entscheidung richtet sich [2][eine Petition] der Erzieherin
Ivonne Kleister. Sie ist selbst Fachkraft für Sprachbildung in einer
Berliner Kita. „Alle Kinder profitieren von diesem Programm“, sagt sie der
taz. Denn ihre Sprachkenntnisse würden auf unterschiedliche Weise
gefördert. Das kann zum Beispiel ein neues Lied für den Morgenkreis sein
oder ein Spiel – „alles, was Kinder in die Sprache bringt“, sagt Kleister.
Als Sprachbildungserzieherin besucht sie viele Weiterbildungen, das
Erlernte trägt sie in ihr Team. Das sei sehr wichtig. Gute Sprachkenntnisse
bedeuteten bessere Lernchancen und führten zu mehr Bildungsgerechtigkeit.
Mit der Aufarbeitung von Bildungslücken, die durch die Coronapandemie
entstanden sind, hätten Kitas sowieso schon zu kämpfen, ebenso mit dem
Fachkräftemangel.
## Ungewisse Zukunft für tausende Erzieher:innen
„Das Bundesprogramm sorgt dafür, dass sich zumindest ein bisschen was an
den Rahmenbedingungen verändert“, sagt Kleister. Es verbessere die
Zusammenarbeit mit den Familien und ermögliche Erzieher:innen, die
Mehrsprachigkeit vieler Kinder zu fördern. „Es geht auch darum,
gesellschaftliche Vielfalt in der Kita abzubilden.“
Deshalb fordert Kleister [3][Bundesfamilienministerin Lisa Paus] von den
Grünen auf, weiter in das Förderprogramm mit den vier Schwerpunkten
„Alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Inklusive Pädagogik,
Zusammenarbeit mit Familien und Digitale Medien“ zu investieren.
Von Beginn an sei das Programm als befristetes Modellprojekt geplant
gewesen, „um bundesweit die Aufmerksamkeit stärker auf die Bedeutung der
alltagsintegrierten Sprachförderung zu lenken“, teilt eine Sprecherin des
Bundesfamilienministeriums auf taz-Anfrage mit. Denn prinzipiell seien
Kindertagesbetreuung und Bildung Sache der Länder, die die geschaffenen
Strukturen nun selbst finanzieren müssten.
Dafür könnten sie schon jetzt auch Gelder aus dem Gute-Kita-Gesetz nutzen,
das der Bund zudem weiterentwickle. „Es liegt an den Ländern, welche
Priorität sie im Bereich der frühkindlichen Bildung setzen und ob sie die
Sprachförderung streichen oder nicht.“
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert das. „Der Bund
schiebt die Verantwortung für die sprachliche Bildung als festen
Bestandteil in der Kindertagesbetreuung einfach den Ländern zu“, erklärt
GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik. Die Qualität in den Kitas gleiche
so einem Flickenteppich, zudem wüssten tausende Fachkräfte nicht, wie es
mit ihren Jobs weitergehe. Siebernik warf der Bundesregierung den Bruch des
Koalitionsvertrags vor. Dort hatte die Ampelkoalition versprochen, das
Programm Sprach-Kitas „weiterentwickeln und verstetigen“ zu wollen.
24 Jul 2022
## LINKS
[1] /Sprachfoerderung-in-Kitas/!5864015
[2] https://www.change.org/p/weiterf%C3%BChrung-des-bundesprogramms-sprache-wei…
[3] /Neue-Bundesfamilienministerin-Lisa-Paus/!5847039
## AUTOREN
Jonas Wagner
## TAGS
Petition der Woche
Kitas
Sprache
Bildung
Lesestück Recherche und Reportage
Kita-Ausbau
Kita-Finanzierung
Schwimmen
Kolumne Kinderspiel
Ganztagsbetreuung
Das Milliardenloch
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