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# taz.de -- 37 Grad in Deutschland: Heiß, heißer, Hitzewelle
> Eine Hitzewelle erreicht das Land. Was braucht unser Körper bei hohen
> Temperaturen? Wie bereiten sich Altenheime vor, wie kühlen Städte sich
> ab?
Bild: Besonders vulnerabel bei Hitze sind Senior*innen. Ihre Haut ist dünner u…
Eine neue Hitzewelle erreicht Deutschland. Fast überall werden in der
kommenden Woche Temperaturen über 30 Grad erwartet. Wie geht man damit am
besten um?
## Hitze im Körper
Für den Körper können solche Temperaturen eine Belastung sein, erklärt Jens
Wagenknecht vom Hausärzteverband. Dabei sei die bloße Hitze nicht das
Gefährliche. „So lange wir im Schatten sitzen und uns nicht großartig
bewegen, können wir über 40 Grad überstehen“, sagt er. Schlimmer sei der
Verlust von Wasser und Salz [1][durchs Schwitzen]. Denn mit dem Schweiß
verlieren wir lebensnotwendige Mineralien.
Wird dann kein Salz durch Nahrung oder Getränke nachgeführt, werde es
kritisch, sagt Wagenknecht. Ein sogenannter Hitzschlag könne die Folge
sein. „Ich rate niemandem dazu, an heißen Tagen ein reines Wassergetränk
oder Tee zu trinken.“ Besser seien isotonische Getränke. Der Salzausgleich
erfolge sonst nämlich nur über das Essen. Wer also ausschließlich pures
Wasser trinkt, muss bei Hitze etwas Salzhaltiges dazu essen.
## Hitze im Altersheim
Besonders vulnerabel bei Hitze sind Senior*innen. Ihre Haut ist dünner und
ihr Flüssigkeitsverlust direkter. Zudem spürten sie die Dehydrierung häufig
nicht, sagt Manuel Gottschalt. „Die stellen die Heizung dann trotzdem auf
fünf, ziehen sich eine Strickjacke an und setzen eine Mütze auf.“
Gottschalt ist Heimleiter in einem Altenpflegeheim in Görlitz und kennt das
Prozedere bei Hitze mittlerweile. „Das haben wir fast jedes Jahr im
Sommer“, sagt er. Es seien „Kleinigkeiten“, die das Pflegepersonal umsetz…
um die Hitze für die Heimbewohner*innen erträglicher zu gestalten. Die
dicke Bettdecke gegen ein dünnes Laken austauschen, den Speiseplan auf
leichte Kost umstellen und vor allem ausreichend Getränke zur Verfügung
stellen. Das Personal werde vor Hitzewellen nochmal entsprechend
eingewiesen, sei aber mittlerweile routiniert.
Die meisten Altenheime haben ein Hitzekonzept wie in Görlitz. Nachholbedarf
gebe es eher bei den Gebäuden selbst, sagt Andreas Wedeking vom Verband
katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. Da brauche man etwa mehr
Schattenspender, wie Markisen oder Bäume im Garten. Auch bauliche Maßnahmen
werden laut Wedeking bald nötig sein wie Gebäudedämmungen und intelligente
Beschattungskonzepte.
„Ein Anfang wäre es, wenn derartige Maßnahmen regional auch ohne den
langwierigen Umweg über Ordnungsbehörden ermöglicht werden könnten“, sagt
er. Mehr Sorgen macht sich Wedeking um die Senior*innen, die in
ambulanter Pflege sind. Zu Hause seien sie auf sich allein gestellt und
müssten selbst schauen, dass sie für Abkühlung sorgen.
## Hitze im Büro
Hitzefrei – das Wort, das bei hohen Temperaturen in der Schule sehnsüchtig
erwartet wird. Die Schulleitungen können meist selbst bestimmen, ob sie die
Schüler*innen früher nach Hause schicken oder sogar einen ganzen Tag
frei geben. Für Arbeitnehmer*innen [2][sieht das anders aus].
„Grundsätzlich haben Arbeitnehmer kein Recht auf hitzefrei“, sagt Simone
Weber, Anwältin für Arbeitsrecht in München.
Bevor man sich also dazu entscheidet, bei Hitze die Arbeit zu verweigern
und eine Abmahnung zu riskieren, sollte man das Gespräch mit dem
Arbeitgeber suchen. Der ist nämlich laut Arbeitsstättenverordnung dazu
verpflichtet, für eine „gesundheitlich zuträgliche Arbeitstemperatur“ zu
sorgen. Das heißt: Der Arbeitsplatz muss so gestaltet sein, dass die
Arbeitnehmer vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind.
Ab einer Temperatur über 26 Grad schlägt die Verordnung weitere Maßnahmen
vor: Morgendliches Lüften, das Bereitstellen von Ventilatoren, Sonnenschutz
und kühlen Getränken (Salz nicht vergessen!). Bei über 30 Grad müssen diese
umgesetzt werden. „Sollte der Arbeitnehmer über Symptome wie Übelkeit oder
Kopfschmerzen klagen, muss der Arbeitgeber darauf eingehen“, sagt Weber.
Am Arbeitsplatz dürfe die Gesundheit nicht gefährdet werden. Ab über 35
Grad gilt der Arbeitsraum ohne weitere Maßnahmen wie Luftduschen oder
Wasserschleier als nicht mehr geeignet.
## Hitze in der Stadt
In Städten wirkt die Hitze besonders drückend. Zwischen den Gebäuden staut
sie sich, der Asphalt speichert die Wärme. Die meisten Städte haben einen
Hitzeschutzplan. Die Begrünung von Fassaden und Dächern ist ein Weg, das
Stadtklima etwas abzukühlen. „Mehr Grün in der Stadt spendet Schatten und
hilft, dass Plätze und Straßen sich weniger aufheizen“, sagt Verena Göppert
vom Deutschen Städtetag.
Wichtig sei auch das Freilassen von sogenannten Frischluftschneisen bei der
Stadtplanung. So kann Wind für weitere Kühlung sorgen. Kurzfristig geben
die Städte Informationen heraus, um die Bewohner*innen vor der Hitze zu
schützen. Koblenz informiert seine Bürger*innen etwa in einem
„[3][Hitzeknigge“] über die richtige Verhaltensweise bei hohen
Temperaturen. Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Stadt Mannheim
eine Liste mit kühlen Plätzen, die öffentlich zugänglich sind, wie Museen,
Kirchen und Bibliotheken.
19 Jul 2022
## LINKS
[1] /Hautarzt-ueber-das-Schwitzen/!5525025
[2] https://www.arbeitsrechte.de/hitzefrei-arbeit/
[3] https://www.koblenz.de/umwelt-und-planung/klimaschutz/der-hitzeknigge/hitze…
## AUTOREN
Gina La Mela
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