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# taz.de -- Trockenheit in Ostdeutschland: Zusammen das Wasser halten
> Die Initiative „Wasser bewegt Berlin“ ruft Berlin und Brandenburg auf,
> durch eine gemeinsame Planung eine Krise bei der Wasserversorgung
> abzuwenden.
Bild: Gesucht: rettende Ideen für den regionalen Wasserhaushalt
Berlin taz | Die Initiative [1][„Wasser bewegt Berlin“] und weitere
regionale Akteure haben einen dringlichen Appell an die Politik in Berlin
und Brandenburg gerichtet, den Wasserhaushalt in der Region künftig
gemeinsam zu organisieren und eine Krise der Versorgung abzuwenden. Bei
einem Pressegespräch am Dienstag forderten sie die Gründung eines
länderübergreifenden „Wasserverbundes“, um die Problemlage der zunehmenden
Trockenheit zu untersuchen und daraus verbindliche Maßnahmen abzuleiten.
Als Vorbild nannten sie bereits funktionierende Zusammenschlüsse wie den
Verkehrsverbund Berlin Brandenburg.
„Wasser bewegt Berlin“ ist im Rahmen der Stiftung Zukunft Berlin tätig. Die
Initiative befasst sich seit über 10 Jahren mit Fragen zum Thema Wasser und
organisiert dazu unter anderem Diskussionsrunden. Zuletzt veranstaltete sie
seit November 2021 eine [2][dreiteilige Gesprächsreihe], die in der
vergangenen Woche mit dem „26. Stadtgespräch Wasser“ im Sälchen des
Holzmarkts endete. Daran beteiligt waren das Zukunftsforum
Berlin-Brandenburg sowie das Kommunale Nachbarschaftsforum (KNF), ein
länderübergreifendes Bündnis zum Austausch zwischen Brandenburger Gemeinden
und Berliner Bezirken.
„Die nächste Hitzewelle kommt, der Klimawandel läuft weiter, uns fehlt
mittlerweile ein gesamter Jahresniederschlag in der Region“, sagte Markus
Müller von „Wasser bewegt Berlin“. Weil sich diese Situation wohl noch
verschärfen werde, sei Kooperation gefragt. Berlin entwickle derzeit einen
„Masterplan Wasser“, Brandenburg ein „Niedrigwasserkonzept“ – die
Aktivitäten in beiden Ländern müssten aber viel stärker verzahnt werden. Es
gehe etwa um Fragen wie die Ansiedlung von Wohngebieten und
Industriestandorten, aber auch um Maßnahmen, mit denen das vorhandene
Wasser am schnellen Abfluss aus der Region gehindert werde, so der
Landschaftsplaner.
Müller verwies auf die Herausforderung, die das Ende des Braunkohltagebaus
in der Lausitz für die Region darstellt: Floss durch das Abpumpen der
Gruben dort über viele Jahrzehnte mehr Wasser in Richtung Berlin, als
natürlicherweise zu erwarten wäre, wird nun die Flutung dieser Gruben den
Zufluss über einen langen Zeitraum reduzieren. „Das muss man gut
austarieren“, so Müller, die vorliegenden Berechnungen seien zum Teil nicht
mehr aktuell. Ähnlich wichtig sei es, die Entwässerungssysteme in der
Landschaft umzubauen, die zuletzt in der DDR erweitert worden seien. In
vielen dieser Gräben lasse sich Niederschlagswasser nicht mehr nach Bedarf
stauen, weil die Anlagen marode seien – es fließe einfach ab.
## Fischtreppen oder Staustufen?
Marco Rutter, Bürgermeister von Petershagen/Eggersdorf im Landkreis
Märkisch-Oderland und Vorstand des Kommunalen Nachbarschaftsforums, verwies
auf die Komplexität von Entscheidungen, die sich im Zusammenspiel von
regionalem Wasserhaushalt und Naturschutz ergeben. So habe man in der
Vergangenheit Staustufen im Fredersdorfer Mühlenfließ abgebaut, um
Fischtreppen anzulegen – nun aber könne das Wasser ungehindert abfließen
und der Fluss trockne oft gänzlich aus, weil nicht genug Niederschlag
fällt. Problematisch könne es auch werden, wenn etwa wieder mehr Gemüse
regional angebaut werde: Dazu sei Bewässerung nötig, die mit den
vorhandenen Ressourcen möglicherweise nicht gewährleistet werden könne.
An dem geforderten regionalen Wasserverbund müssten laut Markus Müller
„eigentlich alle“ beteiligt werden: die Versorger, die Gemeinden und
Landkreise, Industrie, Land- und Forstwirtschaft, aber auch die
Bevölkerung. Wie das rechtlich und organisatorisch aussehen könne, wisse
man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, so Müller, „aber die Entscheidungen
müssen getroffen werden.“ Darunter fielen auch unpopuläre Maßnahmen wie
beispielsweise Nutzungsbeschränkungen von Wasser. Dass sich die
Landesregierungen ohne Druck an diese Aufgabe machten, „wage ich deshalb zu
bezweifeln“.
12 Jul 2022
## LINKS
[1] https://www.wasser-bewegt-berlin.de/
[2] /Trinkwasser-in-Berlin/!5843316
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Wassermangel
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Berlin Brandenburg
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Berliner Wasserbetriebe
Schwerpunkt Klimawandel
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