# taz.de -- Bilanz 2021 der Berliner Wasserbetriebe: Sensibler sprengen | |
> Mit Wasser sollen die Berliner*innen künftig wieder sparsamer | |
> umgehen. Allzu viele Tipps haben die Wasserbetriebe aber noch nicht im | |
> Angebot. | |
Bild: Sparsames Gießen: Geht am besten mit der Kanne | |
Wasser ist mal klar und mal trübe, mal warm und mal kalt. Vor allem aber, | |
das wurde auf der Jahrespressekonferenz der Berliner Wasserbetriebe (BWB) | |
am Mittwoch deutlich, ist Wasser knapp. Zwar lässt sich im Berliner | |
Urstromtal weit mehr trinkbares Nass fördern als etwa im Bereich des | |
Wasserverbands Strausberg-Erkner, der [1][seit Neuestem den Verbrauch von | |
Neukunden deckelt]. Aber durch den nach mehreren Dürrejahren stark | |
gesunkenen Grundwasserspiegel und den mittelprächtigen Zustrom über Spree | |
und Havel wird ein bewussterer Umgang mit Wasser dennoch unumgänglich. | |
„Wir müssen bei den BürgerInnen Bewusstsein dafür schaffen, dass es um eine | |
kostbare Ressource geht“, so Vorstandschef Frank Bruckmann bei der | |
Vorstellung der Bilanz für 2021. Das heiße allerdings nicht „Wassersparen | |
auf Teufel komm raus“, sondern „Aufklärung und Sensibilisierung“. Wobei | |
Bruckmann einräumen musste, dass es noch gar keine Pläne gibt, wie dies | |
konkret aussehen soll: „Da wird sich die Unternehmenskommunikation etwas | |
Schlaues ausdenken.“ | |
In den Privathaushalten, wo im Schnitt 100 Liter pro Tag und Kopf in den | |
Abflüssen verschwinden, habe man das Sparpotenzial durch technische | |
Innovationen im Grunde auch schon ausgeschöpft, so Bruckmann. Einen | |
Verzicht auf Duschorgien oder Wannenbäder wollte er seinen KundInnen | |
offensichtlich nicht nahelegen. Wer einen Garten habe, könne aber | |
beispielsweise darauf achten, nicht bei starker Sonneneinstrahlung den | |
Rasen zu sprengen, wenn die Verdunstung besonders hoch sei. | |
Dass der Trinkwasserverbrauch mit einer Preisstaffelung gesenkt werden | |
könnte – also einem günstigeren Basisvolumen und teureren Spitzen –, woll… | |
Bruckmann nicht grundsätzlich ausschließen: „In Spanien gibt es so etwas | |
bereits.“ Für die Wasserbetriebe sei das allerdings „im Moment kein Thema�… | |
Die Idee differenzierter Preise war [2][zuletzt unter anderem beim | |
Stadtgespräch der Stiftung Zukunft Berlin diskutiert] worden, als es um den | |
„Masterplan Wasser“ des Senats ging. | |
Im Übrigen konnte der BWB-Chef auf das 2021 vorgestellte „Resilienzkonzept“ | |
des Unternehmens verweisen. Dazu gehörten Investitionen in die Bohrung | |
neuer Trinkwasserbrunnen, die Erschließung neuer Wasserwerksstandorte und | |
ein Ausbau der „Grundwasseranreicherung“, bei der gereinigtes Abwasser über | |
sogenannte Versickerungsanlagen wieder tieferen Schichten unter der Stadt | |
zugeführt wird. | |
## Regen ersetzt Gießen | |
2021 war der Trinkwasserverkauf laut der BWB-Bilanz erstmals seit mehreren | |
Jahren wieder leicht zurückgegangen: um 8 Millionen auf 215 Millionen | |
Kubikmeter. Grund dafür waren verregnete Wochen im Frühling und Sommer, | |
wodurch sich vielerorts das Gießen erübrigte. Trotzdem verpasste Berlin | |
auch im vergangenen Jahr das vieljährige Niederschlagsmittel knapp. Um das | |
Grundwasser wieder auf das Vor-Dürre-Niveau zu heben, müssten laut den | |
Wasserbetrieben theoretisch vier Jahre lang jeweils mehr als 600 Liter pro | |
Quadratmeter fallen. Das war zuletzt 2017 der Fall. | |
Die übrigen Zahlen bewerteten Bruckmann und seine Vorstandskollegin Kerstin | |
Oster positiv: 122 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete das landeseigene | |
Unternehmen, die aus den eigenen Umsätzen bestrittenen Investitionen | |
beliefen sich auf fast 400 Millionen. Im laufenden Jahr soll dieser Betrag | |
sogar auf 478 Millionen steigen – laut BWB eine Verdopplung des bis 2016 | |
vorherrschenden Investitionsniveaus. | |
Rund zwei Drittel der investiven Mittel fließen demnach in Ableitung und | |
Reinigung des Abwassers. Das „Gewässergütebauprogramm“, das unterirdischen | |
Stauraum schafft, um Überläufe von Schmutzwasser in Fluss und Kanal zu | |
vermeiden, befinde sich „auf der Zielgeraden“, 260.000 von geplanten | |
300.000 Kubikmetern seien fertig. Die erste Ozonierungsanlage sei im | |
Klärwerk Schönerlinde seit Dezember im Bau, außerdem erhielten alle | |
Klärwerke zusätzliche Reinigungsstufen zur Minimierung der Restgehalte an | |
Phosphor und Stickstoff. | |
20 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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