# taz.de -- Beschwerde der Umwelthilfe abgelehnt: Klimapolitik ohne Karlsruhe | |
> Die Deutsche Umwelthilfe wollte weiter Druck auf die Bundespolitik | |
> machen. Doch das Bundesverfassungsgericht lehnte die Klage ohne | |
> Begründung ab. | |
Bild: Bundesverfassungsgericht: Die Klage gegen das unzureichende Bundesklimasc… | |
Hamburg taz | Das Bundesverfassungsgericht hat eine neue Verfassungsklage | |
der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen das Klimaschutzgesetz ohne jede | |
juristische Begründung abgelehnt. Das teilte DUH-Anwalt Remo Klinger in | |
Hamburg auf dem Deutschen Anwaltstag mit. Das Bundesverfassungsgericht | |
bestätigte den Vorgang. | |
Im Frühjahr 2021 war das Bundesverfassungsgericht noch der Champion der | |
Klima-Bewegung. Damals ließ das Gericht überraschend klimapolitische | |
Verfassungsbeschwerden zu, obwohl keine „gegenwärtige“ Gefährdung von | |
Grundrechten vorlag. Die Richter:innen [1][argumentierten], dass in | |
Zukunft massive Eingriffe in Freiheitsrechte drohen, wenn nicht rechtzeitig | |
klimapolitisch umgesteuert wird. | |
Konkret verlangte das BVerfG damals vom Bundestag zwar nur, frühzeitig | |
Ziele für die CO2-Reduktion ab 2030 festzulegen. Aber es erklärte den | |
Klimaschutz zugleich zum Staatsziel, das durch das 1.5/2-Grad-Ziel des | |
Pariser Abkommens konkretisiert werde. | |
Im Januar koordinierte die DUH eine neue Verfassungsbeschwerde von neun | |
jungen Leuten aus dem Umfeld von Fridays for Future. Das Verfassungsgericht | |
solle feststellen, dass die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes im August | |
2021 nicht den Anforderungen des Grundgesetzes genüge. Die Neuregelung | |
führe nur zu einer Senkung der Emissionsmenge um 6,5 Prozent bis 2030. | |
Die Klage stützte sich auch auf einen neuen, den sechsten, | |
Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, wonach sich der Klimawandel | |
„schneller und folgenschwerer“ vollzieht als bislang angenommen. Die | |
Argumentation der DUH wurde auf 162 Seiten ausgeführt. | |
## Kläger wollen nach Straßburg | |
Das Bundesverfassungsgericht reagierte schnell, aber nicht so wie | |
erwünscht. Die Verfassungsbeschwerde wurde ohne jede juristische Begründung | |
nicht zur Entscheidung angenommen. Dies ist in Karlsruhe zwar zulässig, um | |
das Gericht zu entlasten. Bei Klagen von dieser Bedeutung dürfte es aber | |
doch unüblich sein. (Az.: 1 BvR 188/12) | |
Schon im Februar war eine andere von der DUH initiierte | |
Verfassungsbeschwerde nicht angenommen worden. Damals stellte Karlsruhe | |
fest, dass Bürger nicht gegen die Klimapolitik einzelner Bundesländer | |
klagen können, weil es nur auf Bundesebene ein CO2-Budget gibt. Diese | |
[2][Ablehnung] war immerhin noch auf 12 Seiten begründet worden. | |
Remo Klinger zeigte sich bei der Tagung in Hamburg desillusioniert. „In | |
Karlsruhe ist erstmal Schluss“, mit weiteren bahnbrechenden | |
Klima-Beschlüssen rechne er vorerst nicht. | |
Die DUH erklärte auf Anfrage, dass die neun jungen Leute nun den | |
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anrufen werden. | |
24 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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