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# taz.de -- Klimakiller Luftfahrt: CO2-frei fliegen – noch weit entfernt
> Die Bundesregierung will Deutschland zum Vorreiter für klimaneutrale
> Luftfahrt machen. Dazu soll nachhaltiges Kerosin produziert werden.
Bild: In der Luftfahrt sind die Entwicklungszeiten besonders lange
Berlin taz | Fliegen ohne Flugscham – das ist ein Traum und wird es wohl
auch noch lange bleiben. Dabei will die Bundesregierung die Weichen dafür
stellen, dass Deutschland international Vorreiter auf dem Weg zur
klimaneutralen Luftfahrt wird. Doch die vorgesehenen Maßnahmen werden an
der [1][Klimaschädlichkeit des Fliegens] nichts ändern, warnen
Luftfahrtexperten von Umweltverbänden.
„Wir wollen die gesamte Community und Branche auf dem Weg zur
Klimaneutralität unterstützen“, sagte die Koordinatorin der Bundesregierung
für Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann (Grüne), bei der Vorstellung des
Papiers „Klimaneutrale Luftfahrt“ zusammen mit Verkehrsstaatssekretär
Oliver Luksic (FDP). Anlass war die Internationale Luft- und
Raumfahrtausstellung, die am Mittwoch in Berlin eröffnet wird.
Die Weichen für effizientere Flugzeuge, neue Antriebe etwa mit Wasserstoff,
nachhaltig erzeugte Kraftstoffe und einen klimaneutralen Betrieb der
Flughäfen müssten schnell gestellt werden, forderte Christmann. Vieles,
etwa neue Antriebe, sei wegen der langen Entwicklungszeiten in der
Luftfahrt nicht kurzfristig umsetzbar. „Einige Schritte sind aber sofort
möglich“, sagte sie. Allerdings fehlen in dem Papier klare zeitliche
Vorgaben.
Schnell möglich wäre der stärkere Einsatz von nachhaltigem Kerosin in Form
sogenannter Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) oder von Agrosprit.
[2][Agrokraftstoffe] werden aus Pflanzen gewonnen. Sie sind umstritten,
weil auf den Anbauflächen auch Nahrungsmittel erzeugt werden könnten. Bei
PtL-Verfahren wird Kerosin aus Strom gewonnen, was sehr energieintensiv
ist. „Langfristig setzen wir auf PtL“, erklärte Christmann. Der Hochlauf
neuer Kraftstoffe müsse zügig unterstützt werden. „Der Staat als Nachfrager
kann diesen Prozess beschleunigen“, sagte sie. Der Koalitionsvertrag legt
fest, dass Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer in die Förderung von
CO2-neutralen Flugkraftstoffen fließen. Damit kommt die Regierung einem
Wunsch der Branche nach.
## Kein Verbot von Inlandsflügen
Das Verteidigungsministerium soll laut Oliver Luksic ein wichtiger Abnehmer
von nachhaltigem Kerosin werden. „Es ist wichtig, dass wir der Wirtschaft
zeigen, dass das Thema kommt“, sagte er. Zurzeit ist PtL noch sehr teuer
und wird nicht in den erforderlichen großen Mengen hergestellt. Im
[3][Emsland ist im Herbst die erste Anlage in Deutschland in Betrieb
gegangen], die nachhaltiges Kerosin produziert – gebaut von einer
Klimaschutzorganisation. In Kürze will die Bundesregierung den Standort für
eine Demonstrationsanlage bekanntgeben, die in industriellem Maßstab PtL
herstellt.
In Deutschland ist eine Mindestquote an klimaneutralen Spritbeimischungen
ab 2026 in Höhe von 0,5 Prozent nachhaltigem Kerosin vorgesehen. Bis 2030
soll der Anteil bei mindestens 2 Prozent liegen. Auf europäischer Ebene
wird über die Quote zurzeit verhandelt. Luksic wollte dazu mit Hinweis auf
die Gespräche nichts sagen. Maßnahmen wie ein Verbot von Inlandsflügen zur
Senkung des CO2-Ausstoßes plant die Bundesregierung nicht.
Doch wer das Klima schonen will, kommt an einer Verringerung des
Flugverkehrs nicht vorbei, sagte Luftfahrtexperte Reh vom BUND. „Wir
brauchen ein Gesamtpaket, das auch weniger Flüge und das Umlegen der
Klimakosten auf den Ticketpreis vorsieht“, sagte er. Die
Beimischungspflicht habe nur einen geringen Effekt. Denn die Luftfahrt
werde in den kommenden Jahren so stark wachsen, dass die Branche im Jahr
2030 klimaschädlicher sein werde als heute. Reh: „Wir sind noch Lichtjahre
vom klimaneutralen Fliegen entfernt.“
21 Jun 2022
## LINKS
[1] /Klimagerechtigkeit-beim-Flugverkehr/!5768259
[2] /Klimaschaedliche-Biokraftstoffe/!5833976
[3] /Klimaschutz-in-der-Luftfahrt/!5802716
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Fliegen
Luftfahrt
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