# taz.de -- Kriegsziele des ukrainischen Präsidenten: Falscher Heroismus | |
> Der ukrainische Präsident Selenski hat erneut die Rückeroberung der Krim | |
> als Kriegsziel ausgegeben. Gut, dass hier nun sogar Nato-Vertreter auf | |
> Distanz gehen. | |
Bild: Region Donezk Anfang Juni: Präsident Selenski beim Besuch an der Frontli… | |
Der Kampf werde als „eine der brutalsten Schlachten in die | |
Militärgeschichte Europas eingehen“, verkündete der ukrainische Präsident | |
Wolodimir Selenski am Dienstag in seiner Video-Ansprache an die Nation. | |
Angesichts zweier Weltkriege ist das ein bemerkenswerter Superlativ. Wer | |
ihn beklatscht, hat das Ausmaß einer bevorstehenden humanitären Katastrophe | |
nicht verstanden. | |
Es geht bei Selenskis Ankündigung um den militärischen Sieg der | |
[1][Ukraine] gegen Russland. Darüber hinaus bekräftigte er erneut, dass | |
auch die Rückeroberung der annektierten Krim sein [2][Kriegsziel] ist. | |
Damit unterscheidet sich seine Rhetorik ein wenig von der seiner westlichen | |
Unterstützer. Gegen einen Angriff darf man sich verteidigen und deshalb, so | |
argumentieren viele, sei es auch notwendig, Waffen und schwere Waffen nach | |
Kiew zu liefern. Die Krim ist zwar ein gewaltvoll annektiertes Gebiet, aber | |
sie unterliegt aktuell nicht einem so brutalen Angriff wie andere Teile der | |
Ukraine. Das erste Mal geht es bei der Verteidigung der Ukraine somit um | |
einen expliziten militärischen Vorstoß. | |
Das mögen viele völkerrechtlich legitim finden. Die Frage ist, ob es etwas | |
bringt. Und ob es realistisch ist. In vielen anderen Territorialkonflikten | |
etwa werden Pufferzonen errichtet. Das kann unfair sein – denn auch | |
angegriffene und unterdrückte Parteien sind dann zu Zugeständnissen | |
gegenüber repressiven Großmächten gezwungen. Vielleicht ist aber die | |
konkrete Verhinderung weiterer Opfer hier wichtiger als die Frage nach dem | |
Prinzip. Das finden nun sogar Nato-Vertreter. | |
Bei einer der [3][„brutalsten Schlachten der Militärgeschichte Europas“] | |
wird Selenski selbst vermutlich nicht mitkämpfen. Er weiß aber – das zeigt | |
seine Wortwahl –, dass er viele seiner Landsleute damit in den Tod schickt. | |
Und er muss wissen, dass sein „Kriegsziel“ die furchtbaren Kämpfe in die | |
Länge ziehen wird. | |
Ein Staat mag souverän sein, aber er ist keine Einzelperson, sondern | |
bestimmt in einem solchen Fall über Leben und Tod etlicher Menschen. Es | |
wäre Wahnsinn, nach der angekündigten Schlacht auch noch an der | |
Krim-Rückeroberung festzuhalten. | |
15 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Ukrainischer-Abgeordneter-ueber-sein-Land/!5858134 | |
[2] /Artikel-mit-Krim/!s=Krim | |
[3] https://www.deutschlandfunk.de/praesident-selenskyj-werden-krim-zurueckerob… | |
## AUTOREN | |
Lea Fauth | |
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