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# taz.de -- Machtkampf im Weltfußball: Das finalischste Finale des Jahres
> Die Uefa und die Fifa ringen um das Big Business. Dabei erblicken immer
> neue Wettbewerbe das Licht der Fußballwelt.
Bild: Applaus, Applaus: Argentinien ist europäisch-südamerikanischer Kontinen…
Na, auch noch ganz aufgewühlt von diesem Spiel? Es war eine
Machtdemonstration der Argentinier. 3:0 gegen Italien im finalischsten
Finale dieses Jahres. Wahnsinn! Der Cup of Champions geht nach der
Finalissima in Wembley an das Team von Lionel Messi. Finalissima, mit
diesem Wort hat die Uefa das Spiel des Europameisters gegen den
Südamerikameister beworben. Einen eigenen Pokal gibt es auch dafür, der
Sieger darf im Konfettiregen stehen und er wird gewiss ein passables
Honorar einstreichen.
Und was ist Argentinien jetzt? Klar, Cup-of-Champions-Champion. Oder eben
europäisch-südamerikanischer Kontinentalvergleichsmeister. Aber warum sagt
man nicht gleich Weltmeister? Es hat doch noch nie ein Team die WM
gewonnen, das nicht aus Europa oder Südamerika gekommen ist. Moment, das
geht nicht. Die WM gehört der Fifa. Nur die kann einen WM-Titel vergeben.
Ihre Turniere sind ein gutes Geschäft.
Nur allzu gern würde Fifa-Präsident Gianni Infantino alle zwei Jahre ein
solches veranstalten. Das will mindestens die halbe Welt auch. Nur zwei
Verbände sträuben sich dagegen, die Uefa und der südamerikanische Verband
Conmebol. Dort sind die mächtigsten und erfolgreichsten Klubs und Verbände
der Welt zuhause. [1][In den anderen Verbänden ist der Rest der
Fußballwelt] organisiert, Asien, Mittel- und Nordamerika, Afrika und
Ozeanien. Interessante Märkte, auch Spielermärkte gewiss, aber aus Sicht
der Europäer und Südamerikaner nichts anders als Heimat der Fußvölker des
Fußballs.
Als die Fifa immer [2][konkretere Pläne für ein WM-Turnier im
Zweijahresrhythmus] vorgestellt hat, haben sich Uefa und Conmebol dagegen
verbündet. Die Uefa, die mit der Champions League Maßstäbe beim
Geldscheffeln durch den Verkauf von Übertragunsgrechten gesetzt hat, wollte
mit aller Macht eine Entwertung ihrer Wettbewerbe durch ein quasi
immerwährendes WM-Turnier verhindern. Nicht dass die Fifa der Uefa ein
Stücke vom Marketingkuchen wegfrisst!
## Die Idee hinter der Finalissima
Wer glaubt, die Uefa mache das auch deshalb, weil ihr so viel am
Vierjahresrhythmus liegt, weil sie Traditionen bewahren möchte, der glaubt
auch, dass Robert Lewandowski nach Barcelona wechseln möchte, weil er ein
Haus auf Mallorca hat und es in Spanien ganz dufte findet. In Wahrheit
erfindet die Uefa einen Wettbewerb nach dem anderen, um sich die
geschäftliche Vormachtstellung im Weltfußball zu sichern. In diesen Tagen
wird in Europa um die Nations League gespielt. Mit Gruppenspielen über die
Saison verteilt und einem Finalturnier für die besten vier.
Die Idee hat der Fifa so gut gefallen, dass sie über eine weltweite Nations
League nachgedacht hat. So wie sie seit Jahren voller Neid auf die
Champions League der Uefa schaut und an einer Klub-WM bastelt, mit der sich
ähnlich gute Geschäfte machen ließen. Die Uefa hat sich nun mit dem
Conmebol einen Verbündeten gesucht. Die Partnerschaft soll sich natürlich
lohnen. Das ist die Idee hinter der Finalissima.
Dass nun verkündet wurde, auch in der Schiedsrichterei ein wenig zu
kooperieren, ist Beiwerk bei einer Zusammenarbeit, bei der es um nichts
anderes geht, als der Fifa bei ihren Expansionsplänen im Weg zu stehen. Die
Pläne der Uefa und des Conmebol, gemeinsam Futsal-Turniere auszutragen und
eine Finalissima der Frauen zu spielen, sind Teil dieses Wettbewerbs. Es
gab auch schon Diskussionen über eine europäisch-südamerikanische Nations
League.
Gut möglich, dass der Wettbewerb mit der Fifa dazu führt, dass noch mehr
neue Wettbewerbe eingeführt werden. Am Fußballvolk gehen die teilweise
spurlos vorüber. Ober kann irgendjemand da draußen sagen, wer gerade
amtierender Nations-League-Champion ist, ohne dafür Wikipedia zu bemühen?
3 Jun 2022
## LINKS
[1] /Fussball-WM-soll-oefter-stattfinden/!5827432
[2] /Streit-um-die-Zukunft-des-Fussballs/!5803272
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Fußball
Uefa
Fifa
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Nations League
Wochenkommentar
Afrika
Fußball
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