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# taz.de -- Hannovers Innenstadtentwicklung: No-Shopping-Queen mit Lastenrad
> Als inbrünstige Shopping-Hasserin freut sich die Kolumnistin auf das Ende
> der Fußgängerzone, wie wir sie kennen. Doch was kommt dann?
Bild: Noch sind es die Autos, die Hannovers Innenstadt füllen: die Schmiedestr…
Neulich war ich mal wieder bei einer Debatte zur Innenstadtentwicklung. Die
Kollegen von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung haben die veranstaltet,
am Kröpcke, kurz nachdem Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) [1][erste
Entwürfe für die Neugestaltung vorgestellt hatte].
Die Skizzen boten tatsächlich einen hübschen Aha-Effekt. Da parken
[2][einfach keine Autos mehr am Bordstein] und zack, sieht die Stadt ganz
anders aus. Dazu noch ein paar Bäume, ein paar Bänke, ein bisschen Wasser
und schon tauchen sie auf, die spielenden Kinder, die entspannt
tratschenden Menschen, die gemütlichen Flaneure und Lastenradfahrer, ein
einziges Idyll.
Während ich fröstelnd bei der Open-Air-Veranstaltung saß, fragte ich mich
allerdings kurz, wie viel Klimawandel diese Entwürfe eigentlich schon
voraussetzen – da war immer alles so hübsch grün und sonnig und niemand
trug eine Funktionsjacke.
Die Vertreter des Handels waren aus anderen Gründen nicht so wahnsinnig
begeistert: „So ganz ohne Auto wird es nicht gehen“, mahnten sie
routiniert, aber irgendwie klangen sie auch schon, als wären sie im
Rückzugsgefecht. Immerhin sollen die Parkhäuser ja ansteuerbar bleiben.
Damit man es mit dem Auto an den Rand der Fußgängerzone schafft.
## Ein Hoch auf den Online-Handel
Möglicherweise bin ich da ungnädig und voreingenommen. Ich bin ja
[3][dankbar für die Erfindung des Onlinehandels]. Vor kurzem musste ich aus
purer Zeitnot mal wieder in Präsenz shoppen. Ich hatte zu lange ignoriert,
dass die Anzahl der Kleidungsstücke, aus denen ich unvorteilhaft
herausquelle, in meinem Kleiderschrank massiv angestiegen war. Also quälte
ich mich durch diverse Geschäfte in der Kleinen und der Großen
Packhofstraße.
Ich hasse alles daran. Das Geschubse und Gedrängel, den Geruch und die
schale Luft in den Geschäften, das beschissene Licht und die noch
beschissenere Musik, das konfus machende Überangebot, dessen Sortierung
sich mir nicht erschließt, das Anstehen vor den Umkleidekabinen (deren
Spiegel und Beleuchtungskonzepte übrigens von menschenverachtenden
Dreckschweinen designt werden).
Am Ende kaufte ich Zeug, damit die Quälerei nicht umsonst war. Es will mir
nicht in den Kopf, dass es Leute gibt, die so etwas zum Vergnügen in ihrer
Freizeit tun. Aber natürlich gibt es davon immer noch einige und sie kommen
extra aus Burgdorf, Lehrte, Dendensen, Gümmer und Barsinghausen in die
große Stadt, deren echte Bewohner lieber in ihren eigenen Vierteln bleiben
und die „City“ meiden.
Die Frage ist also berechtigt, wer eigentlich künftig diese ganzen
Flaniermeilen und baumbeschirmten Bänke füllen soll und warum. Man müsste
eben auch viel mehr Wohnen und Arbeiten und Kultur zurück in die Stadt
kriegen, sagt der OB und alle auf dem Podium nicken. Weiß halt nur keiner
wie. Vielleicht ist das der Grund, warum man sich seit Jahrzehnten lieber
in die schlichtere Frage verbeißt, ob die Stadt nun [4][autofreundlich oder
autofrei] sein soll.
5 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Politik/B%C3%BCrgerbet…
[2] /Verkehrswende-in-Hamburg/!5853641
[3] /Klimaexperte-ueber-Vertriebswege/!5739936
[4] /Volksbegehren-Berlin-autofrei/!5850755
## AUTOREN
Nadine Conti
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