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# taz.de -- Neuauflage der Loveparade geplant: Dr. Motte dreht die Zeit zurück
> Der Erfinder der Loveparade feiert mit zweijähriger Verspätung einen 60.
> Geburtstag nach. Und schenkt sich eine neue Loveparade nach altem Muster.
Bild: Loveparade-Gründer Dr. Motte hat Geburtstag – und ein Ziel: die Techno…
Ab einem bestimmten Alter kann es schon nützlich sein, die Uhr des Lebens
anzuhalten. Auch wenn die Zeit dann leider doch unbarmherzig weiter
verstreicht. So wurde Dr. Motte, bekanntlich der Erfinder der
[1][Loveparade] – die etwas Betagteren werden sich an dieses
Massenspektakel erinnern! – schon vor zwei Jahren 60. Und den Runden wollte
er eigentlich auch gebührend feiern: mit einer großen Party. Doch das war
bekanntlich mitten in der Pandemie, und so blieb dem Mann nichts anderes
übrig, als leider nur im eigenen Wohnzimmer jede Menge Kerzen auf der Torte
auszublasen.
Aber jetzt lädt er endlich zu seiner großen „Birthday Celebration“ am 4.
Juni im Rahmen eines Raves in den [2][Gärten der Welt in Marzahn]. Und
dabei wird einfach der Sechzigste nachgefeiert – was zeigt, dass Dr. Motte
vor hat, ab sofort ewig jung zu bleiben. Oder zumindest zu verhindern, dass
man inzwischen sagen kann: Der Mann geht ja auch schon in Richtung 70!
In der letzten Zeit war es ohnehin eher etwas ruhiger geworden um ihn, der
einst „Friede, Freude, Eierkuchen“ forderte. Ein Motto übrigens, das
aktuell tatsächlich ganz schön politisch wirken würde.
Dr. Mottes bahnbrechende Erfindung, die Loveparade, zerschellte
traurigerweise vor zwölf Jahren in einem Duisburger Tunnel, was bei dem
guten Mann wahrscheinlich zu einer Sinnkrise führte. Aber nun ist er wieder
voll da. Nicht nur als baldiges Geburtstagskind, sondern auch wieder mit
einer Technoparade.
## Wie früher über den Kurfürstendamm
„[3][Rave the Planet“] soll sie heißen und am 9. Juli stattfinden, nicht
irgendwo, sondern auf dem Kurfürstendamm. An dem Ort also, wo vor über 30
Jahren die ersten verpeilten Raver ein paar Wagen hinterhertanzten, aus
denen Techno schallte, und die diesen Umzug dann „Loveparade“ tauften.
Eine Abschlusskundgebung wird es auch wieder geben, alles soll wieder wie
damals sein. Dr. Motte hat sich offenbar vorgenommen, die Zeit nicht
einfach anzuhalten, sondern sie sogar zurückzudrehen.
Allerdings will er dieses Mal nicht nur, dass bloß ein wenig auf der Straße
getanzt wird. Die Sache soll richtig groß und politisch sein, dieses Mal
wirklich. „Technokultur in Berlin“ soll als Immaterielles Kulturerbe der
Unesco anerkannt werden. Tanzverbote an christlichen Feiertagen (wie am
Karfreitag) sollen abgeschafft werden, ein bedingungsloses Grundeinkommen
kommen. Und wo Dr. Motte schon mal beim Fordern von Allerlei ist: Einen
„Tag der elektronischen Tanzmusikkultur“ als gesetzlichen Feiertag hätte er
auch noch ganz gerne.
Wer all diese dringend notwendigen Ideen zur gesellschaftlichen Veränderung
genauso wichtig findet wie Dr. Motte selbst, darf dafür auch ordentlich
Geld spenden, dieser Hinweis ist nicht unwichtig. Damit dem
Techno-Impresario bei seiner Arbeit nicht die Kraft ausgeht, was ziemlich
blöd wäre. Einer muss den harten Job mit dem Ziel, Techno in Berlin so
richtig zum Glänzen zu bringen, ja schließlich machen. Ohne die löbliche
Initiative von Dr. Motte könnte man sonst vielleicht ganz vergessen, wie
wichtig elektronische Tanzmusik für diese Stadt war – und ist.
17 May 2022
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Loveparade
[2] https://www.gaertenderwelt.de/
[3] https://www.ravetheplanet.com/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
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