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# taz.de -- Grüne Mobilität auf der Elbe: Fähre statt Tunnel
> Die Elbfähre bei Glückstadt könnte elektrisch ausgebaut werden. Und
> vielleicht eine Alternative zur A20 schaffen.
Bild: Elbfähre zwischen Wischen Hafen und Glückstadt über die Elbe
Hamburg taz | Seit etwas über 100 Jahren, seit 1919 nämlich, [1][verbindet
eine Fähre] Glückstadt im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg mit
Wischhafen im niedersächsischen Landkreis Stade. Dazwischen fließt die
Elbe, die hier, ungefähr auf halber Strecke zwischen Hamburg und der
Nordsee, etwa dreieinhalb Kilometer breit ist. Wer mit oder ohne eigene
Räder eines der vier Fährschiffe besteigt, nutzt damit die Bundesstraße
475. Übergesetzt wird ungefähr alle 20 Minuten, rund 25 Minuten dauert eine
Fahrt – dazu kommen je nach Tageszeit, Ferienplan und Verkehrsaufkommen
beträchtliche Wartezeiten.
Die sollen deutlich kürzer werden, geht es nach den Plänen der [2][Reederei
FRS], die diese Verbindung vor knapp zwei Jahren übernommen hat. Und es
kommt noch vollmundiger: Mit einer Leistungssteigerung von bis zu 600
Prozent möchte man eine „echte Alternative“ zur Autobahn 20 schaffen, und
damit einen Beitrag leisten zu „grüner Mobilität in Norddeutschland“. Und
hier ist aus Sicht von Umweltschützer:innen auf beiden Seiten des
Flusses Gefahr im Verzug.
Denn eigentlich entsteht bei Glückstadt der absehbar längste
Unterwassertunnel Deutschlands: [3][5,7 unterirdische Autobahnkilometer]
sollen einst das „Nadelöhr“ Hamburg entlasten, dann nämlich müsste etwa
Verkehr aus und nach Skandinavien nicht durch die Stadt hindurch. Während
nicht nur die Hafenbetriebe solche Entlastung kaum erwarten können, ist
diese Planung [4][aus Sicht von Kritiker:innen] an der Unterelbe eine
Katastrophe: Rund 19.000 Hektar „unzerschnittener Naturräume“ würden durch
die Autobahn zerschnitten, mehr als 450.000 Tonnen CO2 freigesetzt. Die
Reederei hat ausgerechnet, dass das den Emissionen von weiteren 90 Jahren
Fährbetrieb mit den heutigen Schiffen entspricht. Kommt dieser Tunnel, ist
die Fähre tot.
Emissionsfrei ist dagegen die jetzt vorgestellte Alternative – beinahe
wenigstens: Die Anleger umzubauen, sodass zwei Schiffe gleichzeitig
abgefertigt werden können, das ist nicht aufkommensfrei. Auch würde FRS sie
leicht verlegen, weil das die Fahrtzeit verkürzt. Der eigentliche „grüne“
Clou sind aber die Schiffe selbst: Mindestens vier elektrisch betriebene
Fähren würde man bauen lassen, optional zwei weitere. Einfach irgendwo
kaufen lassen die sich nicht, erzählt FRS-Geschäftsführer Tim Kunstmann:
denn die Bedingungen zwischen Glückstadt und Wischhafen sind anspruchsvoll.
Weil die Fähren auch bei Niedrigwasser fahren müssen, dürfen sie nicht zu
viel Tiefgang haben. Gleichzeitig brauchen sie leistungsfähige Antriebe –
es wollen nicht nur Radtourist:innen oder Berufspendler:innen hier
über die Elbe, sondern auch ganz schön viele Lkw. Wer nämlich Gefahrgut
transportiert, darf nicht durch den existierenden Hamburger Elbtunnel. Die
vielen Laster sind auch ein Grund für die teils so frustrierenden heutigen
Wartezeiten – weil sie so viel Platz brauchen.
Während diese solarbetriebenen Elektroschiffe von der Reederei angeschafft
würden, sieht sie bei den Maßnahmen an Land die Politik in der Pflicht:
beim Umbau der Anleger und eventuell auch der Zuwege. Zentraler Wunsch des
Unternehmens ist aber Planungssicherheit. Schiffe bauen zu lassen, das
lohne sich ja nur, wenn die nicht in ein paar Jahren überflüssig seien,
denn weiterverkaufen werde man die nicht können.
Hat das Ganze Aussicht auf Erfolg? Die Bundestags-Grünen entsandten dieser
Tage zwei Abgeordnete an die Unterelbe, darunter [5][Ingrid Nestle],
stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss mit Wahlkreis auf der
schleswig-holsteinischen Elb-Seite. Die bedankte sich für die gute Idee –
immerhin.
1 May 2022
## LINKS
[1] /Neuer-Elbtunnel-gestoppt/!5296894
[2] https://www.frs-elbfaehre.de/
[3] https://www.deges.de/projekte/projekt/a-20-neubau-in-schleswig-holstein/
[4] https://a20-nie.de/
[5] https://www.ingrid-nestle.de/
## AUTOREN
Alexander Diehl
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Niedersachsen
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Fähre
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A26
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