# taz.de -- Bremen wird Mehrweg-Stadt: Bye-bye, Bierbecher | |
> In Bremen sollen künftig keine Einwegprodukte auf Straßenfesten mehr | |
> verkauft werden. Ab 2024 gibt's die Currywurst dann vom Porzellanteller. | |
Bild: Dieses Plastikzeug sollte in Bremen bald endgültig Geschichte sein | |
BREMEN taz | Die Zeit ist aus für Plastikbierbecher im Müll; auch | |
majoverschmierte Pommesschalen auf der Festivalwiese gehören der | |
Vergangenheit an; und die Currywurst, die gibt's von Porzellan – oder gar | |
nicht mehr. Bremen plant ein Mehrweggebot für Veranstaltungen: Bei | |
Weihnachts- und Wochenmärkten, bei Festivals und Messen, beim Straßenfest | |
und beim Flohmarkt sollen Getränke (ab 2023) und Essen (ab 2024) nur noch | |
von echtem Geschirr angeboten werden. | |
Das entspricht ganz dem Geist der Zeit: Seit dem vergangenen Sommer | |
[1][verbietet die EU] den Verkauf von bestimmten Einwegprodukten. Und: Sie | |
verpflichtet die Mitgliedstaaten, etwas gegen die Verpackungsflut bei | |
Lebensmitteln zu unternehmen. „Es ist also zu erwarten, dass in den | |
nächsten Jahren auf Bundesebene weitere Einschränkungen für Einwegprodukte | |
folgen werden“, heißt es im Bremer Bürgerschaftsantrag. | |
Auch ohne diesen Druck gibt es viele Gründe, die gegen Einweg sprechen: Die | |
Produktion verschlingt Ressourcen, der Müll ist unansehnlich, selbst | |
vermeintliche Pappschalen sind meist aufwendig oder gar nicht zu recyclen, | |
und nicht zuletzt kostet es Geld, all die Teller und Becher zu entfernen. | |
[2][720 Millionen Euro] zahlen deutsche Städte und Gemeinden jährlich für | |
die Entsorgung von Essensverpackungen. | |
Umsonst freilich ist auch ein Mehrwegsystem nicht zu haben: Das Geschirr | |
muss abgewaschen werden, es braucht eine Infrastruktur. Trotzdem gibt es in | |
Bremen bisher nur wenig Gegenwind gegen das Mehrweggebot. Ein wenig | |
Gegrummel kommt von den Schaustellerverbänden; doch [3][Handelskammer] und | |
[4][Bremer Gastro Gemeinschaft] sind an Bord. | |
## Berlin war schneller | |
Selbst die CDU hat gemeinsam mit der rot-grün-roten Koalition für das | |
Gebot gestimmt. Schließlich ging die Initiative in Bremen von | |
Veranstalter*innen aus: Ein [5][Bündnis aus 22 lokalen Akteuren] hatte | |
im März 2021 darauf gedrängt. Ohne gesetzliche Regelung sei es zu schwer, | |
ein reines Mehrwegsystem umzusetzen, argumentierte etwa ein Organisator des | |
Kulturfestivals Breminale: Wer es als Veranstalter auf eigene Faust | |
versuche, habe einen echten Wettbewerbsnachteil. | |
Nein, die Ersten sind sie mit ihrem Mehrweggebot nicht, die Bremer: Berlin | |
hat ein ähnliches Gesetz schon 2021 verabschiedet. Für die Umsetzung lässt | |
man sich in der Hauptstadt aber länger Zeit: bis 2025. | |
Der eigentliche Pionier aber ist München: Lange bevor Plastikstrohhalme | |
ihre Unschuld verloren, seit 1991 schon, dürfen Speisen und Getränke bei | |
Veranstaltungen in München nur in Pfandbehältnissen ausgegeben werden – | |
und, oh Wunder, das Oktoberfest gehört [6][zu den saubersten | |
Großveranstaltungen überhaupt.] Ein paar andere bayrische Städte, Nürnberg, | |
Erlangen, das kleine Bamberg, haben ähnliche Regeln eingeführt. | |
Eigentlich also hinkt Bremen den Bayern um 30 Jahre hinterher. Etwas Neues | |
könnte der Norden trotzdem beitragen: Die Stadt prüft ein eigenes | |
kommunales Mehrwegsystem. Damit nicht jeder Kleinstveranstalter sich um | |
Geschirr kümmern muss, könnte Bremen selbst zum Verleiher werden – und | |
Bremen-Becher, Bremen-Teller, Bremen-Weingläser vertreiben. | |
14 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] /EU-Plastikverbot-tritt-in-Kraft/!5783980 | |
[2] https://www.duh.de/verpackungsfasten2021/?no_cache=1 | |
[3] https://www.handelskammer-bremen.de/beraten-informieren2/umwelt-und-umwelts… | |
[4] https://bggev.clubdesk.com/ | |
[5] https://m.facebook.com/horntobewild.festival/photos/a.1023377731172957/1910… | |
[6] https://www.recyclingnews.de/zahl-des-monats/zahl-des-monats-oktober-2016/ | |
## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Stadtland | |
Mehrweg | |
wegwerfen | |
Mülltrennung | |
Bremen | |
Schwerpunkt Stadtland | |
Schwerpunkt Stadtland | |
Barock | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Breminale am Osterdeich: „Wir möchten nachhaltig agieren“ | |
Nach zwei Jahren kehrt das Musik- und Kulturfestival an den Osterdeich | |
zurück. Das Team hat dazu am Nachhaltigkeitskonzept gearbeitet. | |
Debatte in Neuengamme: Gemeinsames Gedenken unerwünscht | |
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme lud russische und belarussische Offizielle | |
aus. Die ukrainische Konsulin kam trotzdem nicht. | |
Grüne Mobilität auf der Elbe: Fähre statt Tunnel | |
Die Elbfähre bei Glückstadt könnte elektrisch ausgebaut werden. Und | |
vielleicht eine Alternative zur A20 schaffen. | |
Das Sterben der Buchsbäume: Kahle Stellen im Kulturdenkmal | |
In Hannover befindet sich eine einzigartige barocke Gartenanlage. Dort | |
bedrohen wie überall ein Falter und ein Pilz die prägenden Buchsbaumhecken |