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# taz.de -- Netflix-Serie „Our Great National Parks“: Am Strand mit Barack …
> Die Serie zeigt schöne Natur, hinterlegt mit der sanften Stimme des
> ehemaligen US-Präsidenten. Das ist jedoch alles, was es zu sehen und
> hören gibt.
Bild: Nur die ruhige Stimme des ehemaligen US-Präsidenten unterscheidet diese …
Es gibt epische Tierdoku-Sprecher:innen wie den spanischen Naturschützer
und Regisseur Félix Rodríguez de la Fuente, der mit seiner Serie „Der
Mensch und die Erde“ für das Entstehen eines Umwelt- und
Naturschutzbewusstseins im Spanien der 70er sorgte. Es gibt
Kultdokumentarfilme wie „Serengeti darf nicht sterben“, der die Welt
von der Schönheit des gleichnamigen Nationalparks in Tansania begeisterte.
Jetzt gibt es auch noch [1][einen ehemaligen US-Präsidenten, Barack Obama],
der sich für den Klimaschutz einsetzen möchte, und die neue
Netflix-Miniserie „Our Great National Parks“, in der er sich als Sprecher
an uns wendet, damit wir das auch tun.
Fünf Episoden hat die erste Staffel. Folge eins versucht etwas
zusammenhangslos, die generelle Bedeutung von Nationalparks und den
persönlichen Bezug zur Natur des former Mr. President zu betonen. Der
läuft dafür über „seinen“ Strand auf Hawaii. Näher kommt er der Natur
nicht. Vom Strand aus spricht er auch die restlichen Folgen ein, in denen
verschiedene Nationalparks weltweit vorgestellt werden: Indonesien, Kenia,
Patagonien, Kalifornien, alles mit persönlichem Bezug zu seiner Kindheit
und Jugend und kleinen netten Tiergeschichten und -fakten.
## Eine einfache Message
Vorgabe scheint dabei immer zu sein: keine zu grausame Szene. So schafft es
der Puma nicht, das süße Guanako – eine nichtdomestizierte Stammform des
Lamas – zu töten. Denn der Fokus der Doku liegt klar auf Harmonie und
Schönheit. Und darauf, uns zu zeigen wie stark innerhalb eines Ökosystems
zusammengearbeitet wird.
Wie ein Lehrfilm über Nationalparks wirkt das Ganze, vor allem, wenn Obama
vor der Kamera steht, den Strand im Hintergrund, und über eine
Verbundenheit von Mensch und Natur spricht, was aber nicht so richtig
ankommt. Das Ergebnis stattdessen: ein Appell an die Eigenverantwortung,
schöne Musik und wunderbare Aufnahmen von Wildnis und Natur. Am besten zu
genießen auf großer Leinwand nach einem anstrengenden Tag. Die Aufnahmen
wirken beruhigend und sind dann noch unterlegt von der altbekannten warmen
Stimme Obamas. Wäre er nicht, würde diese Doku wohl kaum etwas von einer
beliebigen anderen Naturdoku unterscheiden.
Die Message ist einfach und klar: Die Natur gilt es zu bewahren.
Nationalparks sind dafür sehr wichtig. Oder um es in präsidialen Worten zu
sagen: „Setzt euch dafür ein, Nationalparks zu erhalten. In dieser Welt,
die immer wärmer und voller wird, müssen wir mehr tun.“ Was und wie das
passieren soll, beantwortet er nicht. Engagiert euch, heißt es, und „wählt,
als ob der Planet davon abhinge“. Was das in einem Staat mit der
zweithöchsten CO2-Emissionsrate weltweit und keiner großen Partei, die sich
dezidiert für Klimapolitik einsetzt, bedeuten soll, bleibt unklar.
Eine Definition von Nationalparks gibt es in der Serie nicht. Eine
kritische Betrachtung auch nicht. Dass zum Beispiel gerade Volksgruppen wie
die Massai in Tansania durch solche Parks in der eigenen Heimat
eingeschränkt sind und ihnen zum Beispiel Fläche zum Weiden ihrer Tiere
genommen wird, bleibt unerwähnt.
Stattdessen wirft „Our Great National Parks“ viele Fragen auf. Was ist
überhaupt mit our – „unsere“ – gemeint? Wem gehören die Nationalparks…
Amerikanern, uns allen? Und warum eigentlich great? Groß, großartig,
riesig, so beschreibt Obama die Nationalparks und ihre Bedeutung für das
Klima am liebsten. Er spricht auch gerne in Superlativen, was wie ein
Versuch wirkt, die ziemlich durchschnittliche Doku spannender erscheinen zu
lassen. Die Aufnahme einer bislang unbekannten Echsenart macht die Doku
dann auch nicht aufregender.
## Das Klima spielt keine Rolle
Seine Amtszeit ist lange vorbei, sein Drang, sich zu engagieren, nicht.
Obama versucht mit seinen Idealen die Massen zu erreichen. Vergangenes Jahr
[2][durch einen Podcast mit Bruce Springsteen] über seine Liebe zu den USA,
nun über seine Liebe zur Natur. Einhergehend mit dem Wunsch, über einen
anderen Weg als den der Angst auf Klimaschutz hinzuweisen. Am Ende erhält
man vor allem Nationalparkpropaganda, bei der Obama wie der Sprecher eines
Infofilms eines Naturkundemuseums rüberkommt.
„Die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen, ist zu wichtig“,
appelliert er am Ende. Neben ihm läuft nun eine Gruppe Mädchen durch den
US-amerikanischen Yellowstone-Nationalpark. Der Schutz solcher Parks
scheint für Obama die Lösung darzustellen, um das Klima zu retten. Doch er
erwähnt dabei nur sehr am Rande, dass die Gefahr maßgeblich aus der
rasanten Klimaerwärmung entsteht. Das Symbol und auch die Doku sind schön,
doch noch lange nicht ausreichend.
5 May 2022
## LINKS
[1] /Das-Buch-von-Obama-und-Springsteen/!5823136
[2] /Bruce-Springsteen-auf-der-Buchmesse/!5350448
## AUTOREN
Ruth Lang Fuentes
## TAGS
Barack Obama
Netflix
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Natur
Schwerpunkt Klimawandel
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