| # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Seit Kriegsbeginn 89 Tote in … | |
| > Die USA haben bei den UN beantragt, Russland aus dem Menschenrechtsrat | |
| > auszuschließen. Nach Behördenangaben sind in Kiew seit Beginn des Krieges | |
| > 89 Menschen ums Leben gekommen. | |
| Bild: Mariya Ol'hovs'ka trauert um ihren Vater, der in Kiew durch eine russisch… | |
| ## UN stimmt über Antrag zum Ausschluss Russlands ab | |
| Die Generalversammlung der Vereinten Nationen wird am Donnerstag über einen | |
| Antrag der USA abstimmen, Russland aus dem UN-Menschenrechtsrat | |
| auszuschließen. Das teilen Diplomaten mit. Für einen Rauswurf Russlands aus | |
| dem Gremium mit Sitz in Genf wegen grober und systematischer Verletzung der | |
| Menschenrechte ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 193 Mitgliedern | |
| nötig. (rtr) | |
| ## Nato-Generalsekretär: Krieg in der Ukraine könnte noch Jahre dauern | |
| Die Nato rechnet mit einem noch lange anhaltenden Krieg in der Ukraine. Es | |
| gebe keine Anzeichen dafür, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine | |
| Ambitionen aufgegeben habe, die komplette Ukraine zu kontrollieren, sagte | |
| Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch am Rande eines Treffens der 30 | |
| Außenminister der Bündnisstaaten in Brüssel. Man müsse sich bewusst darüber | |
| werden, dass der Krieg noch „viele Monate oder sogar Jahre“ andauern könne. | |
| Den Rückzug russischer Truppen aus dem Norden der Ukraine erklärte | |
| Stoltenberg mit einer nach Nato-Erkenntnissen geplanten Großoffensive im | |
| Osten. Die Streitkräfte sollen demnach verstärkt und neu bewaffnet werden, | |
| um den gesamten Donbass einzunehmen und eine Landbrücke zur bereits | |
| besetzten ukrainischen Halbinsel Krim zu schaffen. | |
| Konsequenz aus den Entwicklungen ist laut Stoltenberg, dass sich die Nato | |
| auf einen langen Weg vorbereiten muss. „Wir müssen die Ukraine | |
| unterstützen, unsere Sanktionen aufrechterhalten, unsere Verteidigung und | |
| unsere Abschreckung stärken“, sagte er. (dpa) | |
| ## Scholz nimmt Lambrecht bei Waffenlieferungen in Schutz | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht | |
| (beide SPD) gegen den Vorwurf in Schutz genommen, sie gebe zu zögerlich | |
| Waffen an die Ukraine ab. „Ich weiß, dass die Bundesverteidigungsministerin | |
| Christine Lambrecht alles unternimmt, was angesichts der Beschlusslage | |
| unserer Alliierten und mit Blick auf die Fähigkeiten der Bundeswehr machbar | |
| ist“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch über seine Parteikollegin in der | |
| Regierungsbefragung im Bundestag. „Was wir aus den aktuellen Beständen der | |
| Bundeswehr an Waffen liefern können, alles das, was sinnvoll ist und | |
| schnell wirkt, das wird geliefert.“ | |
| Die Bundesregierung hatte kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine | |
| beschlossen, Waffen in das Kriegsgebiet zu liefern und damit ein Tabu | |
| gebrochen. Bisher hat sie unter anderem Luftabwehrraketen, Panzerfäuste, | |
| Maschinengewehre und mehrere Millionen Schuss Munition exportiert. Nach den | |
| Gräueltaten an Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha sollen die | |
| Waffenlieferungen nun noch einmal ausgeweitet werden. Die CDU/CSU wirft | |
| Lambrecht vor, dabei zu zögerlich vorzugehen und nicht alles zu liefern, | |
| was zugesagt wurde. | |
| Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über ein | |
| Ende des Krieges nannte der Kanzler die von der Ukraine angebotene | |
| Neutralität ein „großes Zugeständnis gegenüber dem Aggressor“. Er machte | |
| zugleich klar: „Es darf nicht auf einen Diktatfrieden hinauslaufen.“ Die | |
| Frage von Sicherheitsgarantien für die Ukraine sei „noch nicht | |
| ausbuchstabiert“, sagte Scholz. „Selbstverständlich reden wir darüber – | |
| aber das auch in der notwendigen Vertraulichkeit – mit der Ukraine und tun | |
| das auch mit den anderen, die angesprochen sind.“ Dies lasse sich im Moment | |
| aber noch nicht weiter konkretisieren. (dpa) | |
| ## Ukrainische Behörden melden 89 Tote in Kiew | |
| Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar sind in der ukrainischen | |
| Hauptstadt Kiew nach Angaben der Behörden 89 Menschen getötet worden. | |
| Weitere 398 Menschen wurden verletzt, teilt der Stadtrat mit. 167 | |
| Wohngebäude sei durch russische Luftangriffe beschädigt. Trotz des jüngsten | |
| Rückzugs der russischen Truppen aus der Region Kiew sollten die Menschen | |
| wachsam sein und die Luftalarm-Warnungen befolgen. „Es ist sicherer | |
| geworden in Kiew, aber die Gefahr von Luftangriffen bleibt.“ Russland | |
| bestreitet, Zivilisten anzugreifen. | |
| In Mariupol ist mehr als 500 weiteren Menschen die Flucht gelungen. Das | |
| teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit. Ein IKRK-Team | |
| habe einen Konvoi aus Bussen und Privatautos in die südukrainische Stadt | |
| Saporischschja geleitet, nachdem die Zivilisten auf eigene Faust aus | |
| Mariupol geflohen seien, teilt die Hilfsorganisation mit. Allerdings | |
| benötigten weiterhin Tausende Zivilisten, die in Mariupol eingeschlossen | |
| seien, sicheres Geleit und Hilfe, sagt der IKRK-Delegationsleiter in der | |
| Ukraine, Pascal Hundt. Die Ukraine macht die russischen Streitkräfte dafür | |
| verantwortlich, dass mehrfach Bus-Konvois für größere Evakuierungen nicht | |
| nach Mariupol durchkamen. (rtr) | |
| ## Scholz gegen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich dagegen ausgesprochen, wegen des | |
| russischen Kriegs in der Ukraine die [1][Atomkraftwerke in Deutschland | |
| länger zu nutzen]. Das sei „kein guter Plan“, sagte der SPD-Politiker am | |
| Mittwoch im Bundestag. Die Atomkraftwerke seien nicht für einen | |
| Weiterbetrieb vorbereitet, außerdem habe sich Deutschland aus gutem Grund | |
| entschieden, den Betrieb auslaufen zu lassen. Deutschland ringt darum, | |
| unabhängiger von Öl- und vor allem von Gas-Importen aus Russland zu werden. | |
| Wolle man die Kernkraftwerke deswegen länger laufen lassen, seien neue | |
| Brennstäbe und andere nukleare Ressourcen nötig, sagte Scholz. Diese seien | |
| jedoch nicht einfach verfügbar. Scholz sprach von einer | |
| Milchmädchenrechnung und wies darauf hin, dass sich auch lange nicht alle | |
| fossilen Importe durch Atomenergie ersetzen ließen. So würden etwa | |
| Öl-Importe auch zur Herstellung chemischer Produkte gebraucht. | |
| Scholz kündigte außerdem weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. „Es | |
| muss unser Ziel sein, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnt“, sagte | |
| Scholz im Bundestag. Man werde der Ukraine in Abstimmung mit den EU- und | |
| Nato-Partnern auch weiter Waffen liefern und den Druck auf Russland über | |
| Sanktionen erhöhen. (dpa/rtr) | |
| ## 🐾 „Schwere wirtschaftliche Folgen“ | |
| Erdgas ist nicht nur zum Heizen notwendig, sondern auch die Grundlage der | |
| Industrie, erklärt Michael Vassiliadis, Chef der Industriegewerkschaft | |
| Bergbau, Chemie, Energie. Er lehnt deshalb ein Gas- und Energieembargo | |
| gegen Russland ab, wie er [2][im Interview mit Hannes Koch in der taz | |
| sagt]. | |
| ## In Luhansker Verwaltungssitz Siewierodonezk brennen zehn Hochhäuser | |
| In Siewierodonezk nordwestlich der Stadt Luhansk stehen zehn Hochhäuser | |
| nach russischem Beschuss in Flammen, teilt der Bezirksgouverneur von | |
| Luhansk mit. In Siewierodonezk sitzt die ukrainische Bezirksverwaltung, da | |
| Luhansk, Hauptstadt des gleichnamigen Verwaltungsbezirks, seit 2014 unter | |
| Kontrolle von prorussischen Separatisten steht. (rtr) | |
| ## EU stockt Lagerbestände auf | |
| Die Europäische Union hat nach Angaben der EU-Kommission angesichts der | |
| Besorgnis über den Krieg in der Ukraine mit der Aufstockung ihrer | |
| Lagerbestände zum Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen | |
| Vorfällen begonnen. Die EU werde ihre Reserven an Schutzausrüstung, | |
| Dekontaminationsmitteln, Medikamenten und Impfstoffen verstärken, die im | |
| Falle eines chemischen, nuklearen oder biologischen Zwischenfalls nützlich | |
| sein könnten, teilt die Brüsseler Behörde mit und bestätigte damit einen | |
| Reuters-Bericht der vergangenen Woche. (rtr) | |
| ## Konjunktur- und Zinssorgen ziehen Börsen nach unten | |
| Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen neuer Sanktionen des Westens | |
| gegen Russland hält die Börsen im Klammergriff. Dax und EuroStoxx50 fielen | |
| am Mittwoch um je rund zwei Prozent auf 14.140 beziehungsweise 3.824 | |
| Punkte. Spekulationen auf eine aggressivere geldpolitische Straffung der | |
| US-Notenbank trübten die Stimmung an der Wall Street vorbörslich und | |
| sorgten für einen Ausverkauf bei Staatsanleihen. Frankreichs Börsen zittern | |
| vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag. | |
| Angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine steige das Risiko eines | |
| bislang von der EU vermiedenen Öl- und Gasembargos von Tag zu Tag und damit | |
| die Inflations- und Konjunkturrisiken für Europa, kommentierten die | |
| Analysten der Commerzbank. Russland selbst rückt einer Staatspleite näher: | |
| Erstmals wurden am Mittwoch Zahlungen für zwei Fremdwährungsanleihen nicht | |
| in Dollar, sondern in Rubel geleistet. | |
| Die USA und ihre Verbündeten wollen die Daumenschrauben für die russische | |
| Wirtschaft weiter anziehen. Ein mit den G7-Staaten und der EU abgestimmtes | |
| Paket sollte am Mittwoch vorgestellt werden. „So viel steht fest: Mit jedem | |
| Eingriff nimmt das Risiko einer Rezession in Deutschland zu“, sagte | |
| Konstantin Oldenburger, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Die | |
| Industrieaufträge brachen im Februar hierzulande bereits stärker weg als | |
| erwartet. (rtr) | |
| ## Russland will an diplomatischen Beziehungen zum Westen festhalten | |
| Die Führung in Moskau will nach eigenen Angaben an ihren diplomatischen | |
| Beziehungen zum Westen festhalten. Mit der jüngsten [3][Ausweisung | |
| zahlreicher russischer Diplomaten] schadeten diese Länder nur ihren eigenen | |
| Interessen, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax den | |
| stellvertretenden Außenminister Alexander Gruschko. Nach Deutschland und | |
| anderen europäischen Staaten wies am Mittwoch auch Griechenland als | |
| Reaktion auf den Krieg in der Ukraine mehrere russische Diplomaten aus. | |
| Zwölf Diplomaten wurden zu unerwünschten Personen erklärt, wie das | |
| Außenministerium in Athen mitteilt. (rtr) | |
| ## Studie: Zinserhöhungen könnten Energiepreise drücken | |
| Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) können einer Studie | |
| zufolge die Energiepreise in Deutschland drücken. Diese dürften um bis zu | |
| vier Prozent fallen, geht aus der Untersuchung des Deutschen Instituts für | |
| Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am | |
| Mittwoch vorlag. Grund dafür ist die durch steigende Zinsen erwartete | |
| Euro-Aufwertung. Dadurch würden die Preise für in Dollar gehandelte | |
| Ölprodukte reduziert. Allerdings ginge damit auch eine unerwünschte | |
| Nebenwirkung einher: die Industrieproduktion würde ausgebremst, die | |
| Arbeitslosigkeit steigen. | |
| „Die vorliegenden Berechnungen haben gezeigt, dass eine straffere | |
| Geldpolitik durchaus auch eine signifikante Wirkung auf die Energiepreise | |
| hat“, so das Fazit der DIW-Forscher. Zwar beeinflusse die EZB mit ihrer | |
| Zinsentscheidung nicht wesentlich den Preis auf dem Weltmarkt, dafür aber | |
| den Wert des Euro. „Wertet der Euro auf, sinken die Verbraucherpreise für | |
| Kraftstoffe und Heizkosten in Deutschland signifikant“, so die Experten. | |
| Mit einer Zinserhöhung hätte die EZB demnach theoretisch ein wirkungsvolles | |
| Instrument in der Hand, die Preise im Euroraum insgesamt zu stabilisieren. | |
| Eine Leitzinserhöhung, die den Zins der einjährigen deutschen Bundesanleihe | |
| um ein viertel Prozentpunkt steigen lasse, würde dem DIW zufolge die | |
| deutschen Verbraucherpreise noch im selben Monat um 0,2 Prozent dämpfen. | |
| Das entspreche immerhin einem Zehntel des jährlichen Inflationsziels der | |
| EZB, das bei zwei Prozent liegt. | |
| Eine Zinserhöhung hat dem DIW zufolge aber auch unangenehme Nebenwirkungen. | |
| „Schlechtere Finanzierungsbedingungen und eine sinkende Nachfrage lassen | |
| die Arbeitslosenquote nach dem Schock um etwas mehr als 0,1 Prozentpunkte | |
| steigen“, so die Forscher. Während die Industrie sich schnell erhole und | |
| nach rund drei Monaten zum Ausgangsniveau zurückkehre, sei der Anstieg der | |
| Arbeitslosenquote nachhaltiger. „Die EZB ist durch den Krieg in der Ukraine | |
| mit stark steigenden Energiepreisen und einer gefährdeten wirtschaftlichen | |
| Erholung somit in einer schwierigen Lage“, schlussfolgern die Ökonomen. | |
| (rtr) | |
| ## Moskauer DJ neuer Chef von Gazprom Germania? | |
| [4][Dem Spiegel zufolge] hat der russische Konzern Gazprom die Kontrolle an | |
| der deutschen Tochterfirma Gazprom Germania an einen DJ übertragen. Dmitrij | |
| Z. legt spiegel.de zufolge in Moskauer Clubs Progressive House auf und war | |
| als Geschäftsmann bislang eher im Autohandel aufgefallen. | |
| Die Gazprom-Germania-Gruppe hat eine [5][sehr wichtige Rolle] beim Handel, | |
| Transport und Speichern von Erdgas. Zu den mehr als drei Dutzend Firmen der | |
| Gruppe gehören Wingas, Lieferant vieler Stadtwerke, und Astora, Betreiber | |
| des größten Gasspeichers Deutschlands in Rehden. | |
| Gazprom hatte nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums in der | |
| vergangenen Woche die Firmen Gazprom Germania und Gazprom export business | |
| an zwei russische Firmen weitergegeben. Der neue Besitzer von Gazprom | |
| Germania hat die Liquidierung des Unternehmens angekündigt – damit bestand | |
| Gefahr für den Fortbestand laufender Verträge und die Versorgung der | |
| Kund:innen. | |
| Daraufhin hatte die Bundesnetzagentur am Dienstag auf Anordnung des | |
| Bundeswirtschaftsministeriums die Treuhänderschaft für die | |
| Gazprom-Germania-Gruppe übernommen. Das Bundeswirtschaftsministerium greift | |
| zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik in dieser Form ein. | |
| Der Spiegel hat sich die neuen Eigentümer angeschaut und stieß auf eine | |
| Aktiengesellschaft in Moskau namens Palmary. Im russischen | |
| Unternehmensregister sei ein einzelnes Zimmer in einem Bürokomplex als | |
| Firmensitz angegeben. Als Geschäftsgegenstand würden Immobiliendeals | |
| genannt. Laut russischem Handelsregister soll am 31. März 2022 ein neuer | |
| Geschäftsführer der Firma Palmary bestellt worden sein: Dmitrij Z. Der | |
| Spiegel hält ihn für einen Strohmann. Im russischen Unternehmerregister ist | |
| er mit einer Firma gelistet, deren Geschäftszweck mit „Einzelhandel mit | |
| elektrischen Haushaltsgeräten in Fachgeschäften“ angegeben wird. Wieder | |
| eine andere widmete sich dem „Großhandel mit Pkw“. Hinterlegt ist laut | |
| Spiegel im russischen Handelsregister auch eine persönliche | |
| Googlemail-Adresse. Das Profilbild des Accounts zeigt einen Mann bei einem | |
| Auftritt als DJ. Ähnliche Aufnahmen finden sich auf einem Facebook-Account, | |
| der auf den gleichen Namen registriert ist. Dort sieht man Z. im | |
| Blitzlichtgewitter von Diskotheken oder die Jazznummer „Georgia on my mind“ | |
| auf dem Klavier spielend. (jot/taz) | |
| ## 🐾 Nach dem Massaker in Butscha | |
| Seit dem 1. April ist die Kleinstadt Butscha, ganz in der Nähe von Kiew | |
| gelegen, von den russischen Okkupanten befreit. Hier lebten vor dem Krieg | |
| etwa 35.000 Menschen. Die verbliebenen Einwohner haben den Schock des | |
| letzten Monats noch lange nicht überwunden. [6][Ein Vor-Ort-Besuch von | |
| Anastasia Magasowa in der taz]. | |
| ## Russland will Beschlagnahmen vor Gericht anfechten | |
| Die Führung in Moskau will eine Beschlagnahme von russischem Eigentum im | |
| Ausland vor Gerichten weltweit anfechten. „Die Gegner Russlands sollten | |
| verstehen, dass sie mit einer großen Anzahl von Fällen vor Gericht | |
| konfrontiert werden. Sowohl vor den nationalen Gerichten der Vereinigten | |
| Staaten und Europas als auch vor internationalen Gerichten“, teilt der | |
| Vizechef des nationalen Sicherheitsrates und ehemalige Präsident Dmitri | |
| Medwedew auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Am Montag etwa hatte | |
| Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die bisherige Deutschland-Tochter | |
| des russischen Gasriesen Gazprom, Gazprom Germania, bis Ende September | |
| unter die Treuhandschaft der Bundesnetzagentur gestellt. (rtr) | |
| ## Von der Leyen droht neben Kohle-Sanktion mit weiteren Schritten | |
| EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen droht neben einem | |
| Importstopp von Kohle auch ein Ölembargo gegen Russland an. Mit Blick auf | |
| das am Dienstag von der Kommission vorgeschlagene Importverbot auf | |
| russische Kohle sagt von der Leyen vor dem Europäischen Parlament: „Diese | |
| Sanktionen werden nicht unsere letzten Sanktionen sein.“ Sie fügt hinzu: | |
| „Jetzt müssen wir uns Öl anschauen und die Einnahmen, die Russland aus | |
| fossilen Brennstoffen bezieht.“ (rtr) | |
| ## Britischer Gesundheitsminister: Welt muss Massenmord in Ukraine stoppen | |
| Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid sieht in den Berichten über | |
| Tötungen von Zivilisten durch russische Truppen in der Ukraine Parallelen | |
| zum Massaker im bosnischen Srebrenica vor rund 27 Jahren. „Dies ist ein | |
| Massenmord von noch nie dagewesenem Ausmaß in Europa. So etwas haben wir, | |
| glaube ich, seit 1995 nicht mehr gesehen“, sagt er im BBC-Fernsehen. Die | |
| Welt müsse handeln, um diesen Massenmord in der Ukraine zu stoppen. Damit | |
| verglich Javid die Ereignisse in der Ukraine mit dem Völkermord in Bosnien, | |
| als im Juli 1995 bosnisch-serbische Truppen eine Sicherheitszone der | |
| Vereinten Nationen in Srebrenica überrannten und rund 8.000 muslimische | |
| Jungen und Männer töteten. Das Massaker gilt als schlimmstes | |
| Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Russland bestreitet | |
| die Vorwürfe von Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine und spricht von | |
| einer Propaganda-Inszenierung. (rtr) | |
| ## Zeitung veröffentlicht Videoaufnahme | |
| Die New York Times [7][veröffentlichte in der Nacht] von ihr verifizierte | |
| Videoaufnahmen, die tödliche Schüsse russischer Soldaten auf einen | |
| Zivilisten in Butscha belegen sollen. Das ukrainische Video stamme von Ende | |
| Februar – kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die | |
| Militärverwaltung von Homostel – eines Nachbarorts von Butscha – erklärte | |
| laut lokalen Medien, dort würden nach der russischen Besatzung rund 400 | |
| Bewohner vermisst. Mehrere Bewohner von Hostomel seien auch in Butscha | |
| gefunden worden. | |
| Aus Sicht der US-Regierung sind die [8][Gräueltaten von Butscha] womöglich | |
| nur „die Spitze des Eisbergs“. In Gebieten in der Ukraine, zu denen es noch | |
| keinen Zugang gebe, hätten russische Truppen „wahrscheinlich auch | |
| Gräueltaten begangen“, sagte Regierungssprecherin Jen Psaki. | |
| Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte nach einem Gespräch mit | |
| dem ukrainischen Staatsoberhaupt Selenskyj Unterstützung für die Aufklärung | |
| der Gräueltaten zu, unter anderem in Form einer Sonderzahlung an den | |
| Internationalen Strafgerichtshof. In dem Telefonat redeten die beiden | |
| Präsidenten auch über Vergewaltigungen, die russische Soldaten in der | |
| Ukraine begangen haben sollen, wie es aus der französischen Regierung hieß. | |
| (rtr) | |
| ## Wieder Explosionen in Lwiw | |
| Selenskyj sagte in einer in der Nacht verbreiteten Videobotschaft, die | |
| ukrainischen Streitkräfte hielten die meisten Gebiete, in die Russland | |
| versucht habe vorzudringen. Am schwierigsten sei die Lage im Donbass und im | |
| Gebiet Charkiw im Osten des Landes. Russland sei zudem dabei, mehr Truppen | |
| für eine neue Offensive in die Ukraine zu schicken. Ukrainische Medien | |
| berichteten in der Nacht über Explosionen in den Gebieten Lwiw (Lemberg) im | |
| Westen und Dnipropetrowsk im Südosten des Landes. Informationen über Opfer | |
| oder Schäden gab es aber vorerst nicht. | |
| Am Dienstag war es nach Angaben aus Kiew gelungen, 3.800 Menschen aus | |
| umkämpften Gebieten zu retten, darunter rund 2.200 Menschen aus der | |
| größtenteils zerstörten Stadt Mariupol und dem nahen Berdjansk. Das | |
| russische Verteidigungsministerium meldete laut Agentur Tass, binnen 24 | |
| Stunden seien mehr als 18.600 Menschen aus „gefährlichen Bezirken“ der | |
| Ukraine, der Region Luhansk und Donezk gerettet worden. Zugleich kündigte | |
| das Verteidigungsministerium weitere Gefechte um Mariupol an, da die | |
| Ukraine Aufforderungen zum Abzug ignoriere. (rtr) | |
| ## Russische Truppen greifen Treibstofflager in Dnipro an | |
| Russische Streitkräfte haben in der Nacht ein Treibstoffdepot und eine | |
| Fabrik in der ukrainischen Region Dnipro angegriffen. Die Zahl der Opfer | |
| sei noch unklar, teilte der Gouverneur der Region, Walentin Resnitschenko, | |
| am Mittwoch über die Nachrichten-App Telegram mit. | |
| Die Nacht sei schwierig gewesen, schrieb der Gouverneur. „Der Feind griff | |
| unser Gebiet aus der Luft an und traf das Öldepot und eine der Fabriken.“ | |
| Das Öllager sei zerstört worden. Die Rettungskräfte seien noch damit | |
| beschäftigt, die Flammen im Werk zu löschen. „Es brennt sehr stark“, | |
| schrieb Resnitschenko. | |
| In der Region Luhansk im Osten des Landes wurden am Dienstag beim Beschuss | |
| der Stadt Rubischne ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt, wie | |
| Gouverneur Serhij Haidai am Mittwoch auf Telegram mitteilte. Das russische | |
| Militär konzentriere sich weiterhin auf den Osten der Ukraine, erklärte der | |
| ukrainische Generalstab. Ziel sei es, die vollständige Kontrolle über die | |
| Regionen Donezk und Luhansk zu erlangen. Teile der Regionen werden seit | |
| 2014 von Rebellen gehalten, die von Russland unterstützt werden. Moskau | |
| erkennt sie als unabhängige Staaten an. (ap) | |
| ## Abschiebungen in viele Länder ausgesetzt | |
| Wegen des russischen Angriffskrieges haben alle Bundesländer Abschiebungen | |
| in osteuropäische Länder ausgesetzt. [9][Das berichtet welt.de] mit Verweis | |
| auf die Welt am Sonntag. Dies betreffe neben Russland und der Ukraine auch | |
| Belarus, Moldau, Rumänien und weitere Länder. | |
| Abschiebungen seien „bis auf Weiteres aufgrund der Sperrung des Luftraums | |
| beziehungsweise der Aussetzung des direkten Linienflugverkehrs aus | |
| tatsächlichen Gründen nicht mehr möglich“, hieß es unter anderem aus dem | |
| bayerischen Innenministerium. Demnach wurde der Luftraum über der Republik | |
| Moldau bis vorerst 25. April gesperrt und der Flughafen in der Hauptstadt | |
| Chisinau vorübergehend geschlossen. | |
| Auch nach Polen, Rumänien, Tschechien und die Slowakei schieben die | |
| Bundesländer demnach nicht mehr ab: „aufgrund der hohen Belastung“, weil | |
| diese Länder besonders viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen haben. | |
| Polen und Rumänien hätten mitgeteilt, dass Überstellungen bis auf Weiteres | |
| nicht entgegengenommen werden. Ausnahmen seien nicht möglich, heißt es aus | |
| dem Innenministerium in Baden-Württemberg. | |
| Allerdings wird in andere Länder weiter abgeschoben. Unter anderem soll es | |
| am Donnerstag nach Angaben des [10][Twitter-Accounts Deportation Alarm] | |
| eine Abschiebung in die Türkei geben. (jot/taz) | |
| ## Kämpfe in Mariupol halten an | |
| In der eingekesselten [11][südostukrainischen Hafenstadt Mariupol] halten | |
| nach britischen Angaben die schweren Kämpfe und russischen Luftangriffe an. | |
| „Die humanitäre Lage in der Stadt verschlechtert sich“, teilt das britische | |
| Verteidigungsministerium auf Basis von Informationen des | |
| Militärgeheimdienstes mit. Die meisten der verbliebenen Einwohner müssten | |
| ohne Licht, Kommunikationsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Heizung | |
| oder Wasser auskommen. Die russischen Streitkräfte hätten den Zugang für | |
| humanitäre Hilfen verhindert, wahrscheinlich um den Druck auf die | |
| Verteidiger zur Kapitulation zu erhöhen. Die Angaben waren zunächst nicht | |
| unabhängig zu überprüfen. | |
| Die USA wollen derweil die Ukraine mit weiteren 100 Millionen Dollar für | |
| Sicherheitssysteme unterstützen. Dazu gehörten Panzerabwehrsysteme, teilt | |
| US-Außenminister Antony Blinken mit. (rtr) | |
| ## Selenski: Russland verstärkt Truppen in der Ostukraine | |
| Die russischen Streitkräfte treiben nach Angaben des ukrainischen | |
| Präsidenten Wolodimir Selenski ihre Offensive in der Ostukraine voran. Die | |
| ukrainischen Truppen leisteten jedoch Widerstand und verhinderten ein | |
| weiteres Vorrücken, sagte Selenski am frühen Mittwochmorgen in einer | |
| Videobotschaft. | |
| Die Ukraine sei sich bewusst, dass Russland Verstärkung für seine Offensive | |
| zusammenziehe, erklärte der Präsident. Die ukrainischen Streitkräfte seien | |
| mit Blick auf die Anzahl ihrer Soldaten und ihre Ausrüstung unterlegen. | |
| „Wir haben keine Wahl – das Schicksal unseres Landes und unseres Volkes | |
| wird gerade entschieden“, sagte er. „Wir wissen, wofür wir kämpfen. Und w… | |
| werden alles tun, um zu gewinnen.“ | |
| Selenski beriet nach eigenen Angaben mit westlichen Staats- und | |
| Regierungschefs über eine [12][neue Sanktionsrunde gegen Russland]. „Nach | |
| dem, was die Welt in Butscha gesehen hat, müssen die Sanktionen gegen | |
| Russland im Einklang mit der Schwere der Kriegsverbrechen stehen, die von | |
| den Besatzern verübt worden sind“, sagte er. | |
| Die USA wollten in Absprache mit der EU und der Gruppe der sieben führenden | |
| Industrienationen am Mittwoch weitere Strafmaßnahmen gegen Russland | |
| bekanntgeben. Vorgesehen war unter anderem ein Verbot aller neuen | |
| Investitionen in Russland. Die EU-Kommission schlug zudem einen Stopp von | |
| Kohleimporten aus dem Land vor. Es wäre das erste Mal, dass der Staatenbund | |
| den lukrativen russischen Energiesektor wegen der Invasion in die Ukraine | |
| sanktioniert. | |
| Der französische Präsident Emmanuel Macron habe sich bereit erklärt, | |
| technische und fachliche Unterstützung bei der Untersuchung der mutmaßlich | |
| von russischen Truppen [13][in Butscha begangenen Verbrechen] zu leisten, | |
| sagte Selenski dem türkischen Nachrichtensender „Habertürk“ am Dienstag. … | |
| habe Macron auch gebeten, den Menschen in der belagerten südlichen Stadt | |
| Mariupol zu helfen. Selenski warf Russland vor, es wolle keine | |
| Hilfslieferungen in die belagerte Stadt zulassen. (ap) | |
| ## Auto rammt Tor der russischen Botschaft in Bukarest – Fahrer tot | |
| In der rumänischen Hauptstadt Bukarest ist ein Auto in das Tor der | |
| russischen Botschaft gekracht. Dabei sei der Fahrer ums Leben gekommen, | |
| teilt die Polizei mit. Ein Video, das vor dem Eintreffen der Feuerwehr | |
| aufgenommen wurde, zeigt, wie die Front des Autos in Flammen steht, während | |
| es in dem Tor verkeilt ist. Es war unklar, ob es sich um einen Unfall | |
| handelte oder ob der Mann absichtlich in das Tor fuhr. Die Identität des | |
| Fahrers nannte die Polizei nicht. In den vergangenen Wochen war es in | |
| mehreren europäischen Ländern vor russischen Botschaften zu Protesten gegen | |
| den Krieg in der Ukraine gekommen. Seit Beginn der russischen Invasion am | |
| 24. Februar sind bislang rund 625.000 Ukrainer nach Rumänien geflüchtet, | |
| etwa 80.000 von ihnen befinden sich noch im Land. Rumänien hatte zuletzt | |
| wie auch andere europäische Staaten mehrere russische Diplomaten | |
| ausgewiesen. (rtr) | |
| ## Langsamer fahren für die Ukraine – Greenpeace-Aktion an Autobahn | |
| Mit Tempo-100-Schildern in den Nationalfarben der Ukraine – Blau und Gelb – | |
| wirbt Greenpeace für befristete Geschwindigkeitsbegrenzungen. Anhänger der | |
| Organisation brachten die Schilder am Mittwochmorgen an der A9 südlich von | |
| Potsdam an. Ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf deutschen | |
| Autobahnen und 80 auf Landstraßen hätte nach Greenpeace-Berechnungen seit | |
| Kriegsbeginn 170 Millionen Euro an Zahlungen für russisches Öl eingespart. | |
| „Zumindest für die Zeit dieses schrecklichen Kriegs das Tempo generell zu | |
| drosseln, ist ein einfacher Schritt, die Abhängigkeit von Ölimporten zu | |
| senken“, erklärte die Organisation. Sie rief die FDP auf, sich für | |
| Tempolimits zu entscheiden. Greenpeace setzt sich für einen Importstopp für | |
| russisches Öl ein. Im Gegenzug soll es autofreie Sonntage geben, | |
| verlängerte Homeoffice-Regelungen und einen Stopp von Inlandsflügen. (dpa) | |
| ## 🐾 Voller Barrieren | |
| Unter den Geflüchteten sind auch viele Menschen mit Behinderung. Ohne | |
| Ehrenamtliche würde das System in Deutschland längst zusammenbrechen. | |
| [14][Sonja Smolenski hat sich für die taz mit dem Thema beschäftigt]. | |
| 6 Apr 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Fossile-vs-gruene-Inflation/!5842048 | |
| [2] /Gewerkschafter-ueber-Sanktionen/!5843373 | |
| [3] /Reaktionen-auf-Massaker-in-Butscha/!5846984 | |
| [4] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gazprom-wie-ein-moskauer-dj-p… | |
| [5] /Netzagentur-uebernimmt-Gazprom-Germania/!5847888 | |
| [6] /Nach-dem-Massaker-in-Butscha/!5843396 | |
| [7] https://www.nytimes.com/2022/04/05/world/europe/bucha-shooting-video.html | |
| [8] /Mutmassliche-russische-Kriegsverbrechen/!5845946 | |
| [9] https://www.welt.de/politik/deutschland/article237933839/Ukraine-Krieg-Absc… | |
| [10] https://twitter.com/Deport_Alarm/status/1511606016332505093 | |
| [11] /Theaterleiter-ueber-sein-Haus-in-Mariupol/!5843112 | |
| [12] /Lieferstopp-russischer-Kohle/!5843374 | |
| [13] /Nach-dem-Massaker-in-Butscha/!5843396 | |
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| Johanna Treblin | |
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