| # taz.de -- Internationale Geberkonferenz in Berlin: Millionenhilfen für Moldau | |
| > In dem armen Nachbarland der Ukraine leben derzeit 100.000 ukrainische | |
| > Geflüchtete. Ein Teil soll auf andere Staaten verteilt werden. | |
| Bild: Am Grenzübergang Palanca in Moldawien: Kinder bekommen eine erste Mahlze… | |
| Berlin taz | Humanitäre Hilfen in Höhe von 171 Millionen Euro für die | |
| Republik Moldau: So lautet das Ergebnis einer internationalen | |
| Geberkonferenz, die seit Dienstag in Berlin stattfindet. Zusätzlich erhält | |
| die ehemalige Sowjetrerepublik Unterstützung in Form von Krediten in Höhe | |
| von insgesamt 650 Millionen Euro. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz | |
| (SPD) Moldau bereits einen sogenannten Ungebundenen Finanzkredit (UFK) in | |
| Höhe von 50 Millionen Euro zugesagt. | |
| Die Finanzspritze kommt zur rechten Zeit. Seit dem Beginn des russischen | |
| Angriffskriegs auf die Ukraine hat [1][Moldau rund 390.000 Geflüchtete aus | |
| dem Nachbarland] aufgenommen, von denen sich aktuell dort noch rund 100.000 | |
| Menschen aufhalten. Davon sollen jetzt 12.000 Geflüchtete auf andere | |
| Staaten verteilt werden. | |
| Für Moldau, das 2014 ein Assoziierungsabkommen mit Brüssel unterzeichnet | |
| und vor vier Wochen den Antrag auf einen Beitritt zur EU gestellt hatte, | |
| bedeutet die Versorgung der Geflüchteten eine Kraftanstrengung | |
| sondergleichen. Mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von | |
| umgerechnet 4.458 Euro pro Kopf, das um mehr als das Fünffache unter dem | |
| EU-Durchschnitt liegt, gehört Moldau zu den ärmsten Staaten Europas. | |
| Zwar trägt die proeuropäische Regierung derzeit die Sanktionen gegen | |
| Russland mit, ist jedoch, was Gaslieferungen angeht, komplett abhängig. | |
| Dass Moskau entschlossen ist, Gas gegen Moldau auch als „Waffe“ | |
| einzusetzen, zeigten die Ereignisse vom vergangenen Januar. Wegen nicht | |
| vollständig bezahlter Rechnungen drohte Russland damit, den Gashahn | |
| abzudrehen. Die moldauische Regierung musste für 60 Tage einen | |
| Energienotstand auszurufen. | |
| 100 Prozent abhängig von Russland | |
| Doch andere Alternativen gibt es derzeit nicht, wie auch Moldaus | |
| Staatspräsidentin Maia Sandu unlängst einräumen musste. Es sei zwar für | |
| Moldau unrentabel, von einem Lieferanten zu 100 Prozent abhängig zu sein, | |
| doch die Marktsituation sei derzeit sehr angespannt. Daher könnte auf den | |
| Kauf von Gas in Russland nicht verzichtet werden. Doch mit diesem Problem | |
| stünde Moldau nicht allein da, sagte Sandu bei einer Pressekonferenz am | |
| Montag in Chișinău. | |
| Zuvor hatte sie den Montag zu einem Gedenktag für die unschuldigen Menschen | |
| ausgerufen, die in ihren Gemeinden und Häusern so grausam getötet worden | |
| seien. „Ich möchte, dass die Bürger*innen der Republik Moldau diese | |
| schrecklichen Bilder sehen, insbesondere diejenigen, die diesen Krieg nicht | |
| verurteilen, und diejenigen, die versuchen, diese Aktionen zu | |
| rechtfertigen“, sagte Sandu. | |
| Diese Sätze richteten sich wohl auch an Menschen in Transnistrien. Denn von | |
| dort könnte Chișinău Ungemach drohen. Seit dem Bürgerkrieg Anfang der 90er | |
| Jahre ist der schmale, international nicht anerkannte Landstreifen, wo vor | |
| allem Russisch gesprochen wird, der Kontrolle der moldauischen Regierung de | |
| facto entzogen. Schätzungsweise 1.500 russischen Soldaten sind dort derzeit | |
| stationiert. Unter anderem bewachen sie ein Waffendepot mit 20.000 Tonnen | |
| Munition. | |
| Anfang März hatte die transnistrische Führung die Forderung nach | |
| Anerkennung ihrer Unabhängigkeit erneuert. In der vergangenen Woche hatte | |
| der ukrainische Generalstab Nachrichten verbreitet, wonach in Transnistrien | |
| stationierte Truppen mobilisiert würden und Provokationen an der Grenze zur | |
| Ukraine planten – Transnistrien dementierte. | |
| Dennoch geht in Moldau die Angst um, in den Krieg hineingezogen oder | |
| [2][zum Ziel eines russischen Angriffs] zu werden. Vor wenigen Tagen warf | |
| Moldaus früherer Vize-Regierungschef Aleksandr Flenkja die Frage auf, wie | |
| Moldau seinen Platz definieren solle. „Neutralität funktioniert gut in | |
| Friedenszeiten“, sagte Flenkja. „Aber ich glaube nicht, dass irgendjemand | |
| in Kriegszeiten die Illusion hat, dass das, was uns bisher vor der | |
| russischen Invasion geschützt hat, uns auch weiterhin schützen wird.“ | |
| 5 Apr 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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