# taz.de -- Lesefestival in Berliner Clubs: Mit Literatur auf den Tanzboden | |
> Ein Festival wie eine Pop-Up-Messe: Bei „Beats & Books“ soll diese Woche | |
> die Berliner Literatur- mit der hiesigen Clubszene verknüpft werden. | |
Bild: Ein Buch, tanzend auf Literatur | |
BERLIN taz | Man geht in den Club, um zu feiern, Drogen zu nehmen und | |
jemanden abzuschleppen, klar. Aber wie wäre es denn mal zur Abwechslung | |
damit, im Club echte Literatur zu erleben, um dann im besten Falle immer | |
noch vor Ort bei einer Party abzustürzen? | |
Das Versprechen des kleinen Festivals „Beats & Books“ jedenfalls ist es, | |
die Berliner Literatur- mit der hiesigen Clubszene zu verknüpfen, um neue | |
Synergien zu erzeugen. „Buch trifft Bass“ verkündet die Reihe, bei der bis | |
zum 28. April 25 Berliner Verlage Lesungen plus Clubmusik und DJ-Sets in | |
zehn Feierläden vom Festsaal Kreuzberg bis zum Revier Südost veranstalten. | |
Die klassische Autorenlesung mal nicht in der nächstbesten Buchhandlung, | |
sondern unter der Discokugel und gedacht für das Clubvolk, das klingt | |
tatsächlich nach etwas Neuem. | |
Bei einer kleinen Pressekonferenz im Schokoladen in Mitte, einer der | |
Gastgeber bei „Beats & Books“, erklärt Berlins Kultursenator Klaus Lederer, | |
dass die Veranstaltung ein ziemlicher Schnellschuss sei. Nachdem die | |
Leipziger Buchmesse ausfiel und durch eine spontan organisierte | |
Pop-Up-Messe ersetzt wurde, [1][die auf ziemliche Begeisterung stieß], | |
dachte man sich: So etwas können wir hier in Berlin auch. Ein paar | |
Telefonate später habe bereits fast das ganze Programm gestanden. | |
Hört man Marcel Weber, Geschäftsführer des Schwuz, in das nun in den | |
nächsten Tagen auch die Literatur einzieht, und Johanna Hahn, | |
Geschäftsführerin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels des | |
Landesverbandes Berlin-Brandenburg, so zu, gehen Clubs und Literatur nun | |
eine fast schon logische Partnerschaft ein. Die Clubs mussten darben wegen | |
Corona, die Literaturszene auch. Hahn erklärt, den Buchhandlungen sei es | |
noch ganz gut ergangen, durften sie doch zumindest in Berlin und | |
Brandenburg auch während der Lockdowns geöffnet bleiben, weil sie „Waren | |
des täglichen Bedarfs“ anboten. | |
Aber die Sichtbarkeit von Autoren und Autorinnen, die nicht auf Lesereisen | |
gehen konnten, sei „drastisch eingeschränkt“ gewesen. Da ist es also nur | |
folgerichtig, dass Literatur und Clubs nun jede Chance nützen, um der | |
Öffentlichkeit zu zeigen: Wir sind aber wieder so was von da. | |
Vor allem kleine, undergroundige oder queere Verlage werden bei „Beats & | |
Books“ in den Clubs vertreten sein. Es wird Lyrik vorgetragen, aber auch | |
einfach über die Stadt, Antirassismus und Gender-Fragen diskutiert werden. | |
So mancher Talk am Clubtresen nachts um halb fünf wird somit einfach auf | |
den in eine große Lesebühne umgewidmeten Dancefloor geholt. Und danach, | |
davor oder dazwischen: DJs. | |
Klaus Lederer spricht davon, beim Zusammenbringen von Clubs und Büchern | |
würden „ganz andere Formate“ entstehen. Wie gelungen die dann im Einzelnen | |
sind, wird sich weisen. Jazz und Lyrik befruchten sich immerhin bereits | |
seit Jahrzehnten. Und dass der Rausch der Nacht sich mehr oder weniger | |
gelungen auch in Literatur widerspiegeln lässt, weiß man spätestens seit | |
„Rave“ von Rainald Goetz. Kommt also die Bewegung „Neue Berliner | |
Clubliteratur“? Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut „Beats & Books“ | |
funktioniert. | |
25 Apr 2022 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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