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# taz.de -- Gaslieferungen aus Russland: Putins Rubel-Trick mit Schlupfloch
> Wie von Moskau angedroht, muss jetzt russisches Gas in Rubel bezahlt
> werden. Die Umsetzung kommt aber der EU zugute – vorerst.
Bild: Gazprom bekommt jetzt nicht mehr direkt das Geld für sein Gas, sondern �…
Berlin taz | Das Gas fließt erst einmal weiter. So viel lässt sich sagen,
trotz ständiger Kurswechsel auf russischer und Alarmglockengebimmel auf
deutscher Seite. Am Donnerstag kündigte der russische Präsident Wladimir
Putin an, ab Freitag müssten alle Unternehmen aus „unfreundlichen Staaten“,
die russisches Gas kaufen wollen, Rubel-Konten eröffnen und von dort das
Gas bezahlen.
[1][Die Drohung ist nicht neu], aber es gibt nun ein Schlupfloch: Die
importierenden Unternehmen können während der voraussichtlich einmonatigen
Übergangsfrist ein Konto bei der Gazprombank eröffnen, die zum
gleichnamigen russischen Staatskonzern gehört. Wenn sie dort in Euro oder
Dollar einzahlen, wie in ihren Verträgen mit Gazprom vorgesehen, tauscht
die Bank die Währung in Rubel um. Die Rubel kauft sie an der russischen
Börse. An den Zahlungen ändert sich also nichts, der Umtausch findet auf
russischer Seite statt.
Dass den Importeuren dieser Umweg erlaubt wurde, ist wohl ein Versuch der
Gesichtswahrung Putins. Die G7-Staaten hatten sich geweigert, ihr Gas
direkt in Rubel zu bezahlen, weil sie diese bei der Russischen Zentralbank
hätten kaufen müssen. Damit würden sie ihre Sanktionen unterlaufen, aber
vor allem der Zentralbank die Macht verleihen, den Umtauschkurs
festzulegen. Die Gazprombank ist dagegen von den Sanktionen ausgenommen,
weil sie die Gaslieferungen mit abwickelt. Ohnehin musste Gazprom 80
Prozent der eingehenden Euro- oder Dollar-Zahlungen in Rubel umtauschen.
Dass es jetzt 100 Prozent sind, wird sich daher nicht maßgeblich auf die
Stabilität des Rubel auswirken.
Unklar bleibt, wie die Gebühren der Kontoeröffnung und -führung und der
genaue Wechselkurs ausgestaltet sind. Die Ökonomin Hella Engerer vom
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hält es für eher
unwahrscheinlich, dass die russische Zentralbank der Gazprombank den
Wechselkurs vorschreibt. Denn [2][genau das war ja der Streitpunkt], der
nun dem Vernehmen nach – sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch der
italienische Ministerpräsident Mario Draghi hatten von einer Einigung
berichtet – ausgeräumt ist.
## Wirtschaftsministerium denkt über Enteignungen nach
Während der sich ständig ändernden Bedingungen für den Gaseinkauf arbeitet
das Bundeswirtschaftsministerium an Plänen, ob und wie eine Enteignung
deutscher Tochterfirmen russischer Energiekonzerne umzusetzen ist. Das
berichten Handelsblatt und Bloomberg unter Berufung auf Insiderkreise. Die
Gazprom-Tochter Wingas hat Bloomberg zufolge Probleme, neue Verträge zu
schließen. Außerdem schieben einige Banken Überweisungen an das Unternehmen
auf. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit will das Ministerium
sicherstellen, dass [3][die Versorgung gesichert] ist: Wingas beliefert 20
Prozent des deutschen Gasmarkts.
Ökonomin Engerer weist darauf hin, dass Gazprom und Rosneft aufgrund ihrer
großen Marktmacht die Möglichkeit hätten, den Energiemarkt noch weiter zu
destabilisieren. Darauf bereite sich die Bundesregierung nun vor.
1 Apr 2022
## LINKS
[1] /Russland-pocht-auf-Zahlungen-in-Rubel/!5845647
[2] /Sanktionen-und-Devisen/!5843041
[3] /Wirtschaftsweise-ueber-Energieimportstopp/!5845436
## AUTOREN
Jonas Waack
## TAGS
fossile Energien
Russland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Erdgas
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