# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Schweiz soll Konten einfrieren | |
> Bei einem Luftangriff in Mykolajiw wurden mindestens 50 Soldaten getötet. | |
> Selenski spricht per Video zu Demonstranten in der Schweiz. | |
Bild: Der ukrainische Präsident spricht zu Demonstranten in der Schweiz | |
## Angeblich Seeminen im Schwarzen Meer vor ukrainischer Küste | |
Wegen des [1][russischen Kriegs gegen die Ukraine] wächst im nordwestlichen | |
Schwarzen Meer vor der ukrainischen Küste die Gefahr durch Seeminen. Beide | |
Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. | |
Die ukrainische Marine habe die Häfen Odessa, Otschakiw, Tschornomorsk und | |
Piwdenny vermint, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Samstag | |
in Moskau mit. Einige der mehr als 420 verankerten Seeminen hätten sich im | |
Sturm aber losgerissen. Das bedrohe Schiffe auf dem Schwarzen Meer. | |
Schlimmstenfalls könnten Minen durch die türkischen Meerengen ins | |
Mittelmeer treiben, hieß es in der FSB-Mitteilung. | |
Das auf Schifffahrt spezialisierte ukrainische Portal BlackSeaNews zitierte | |
am Samstag ebenfalls die russische Warnung vor treibenden Seeminen. Es | |
berichtete aber unter Berufung auf eigene Quellen, die russische | |
Schwarzmeerflotte habe die Seeminen auf der Route zwischen Odessa und dem | |
Bosporus gelegt. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es nicht. | |
Seit dem [2][russischen Angriff vom 24. Februar] liegt die Schifffahrt im | |
nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres ohnehin zwangsweise still. Vor den | |
Küsten der EU-und Nato-Mitglieder Rumänien und Bulgarien ist nur wenig | |
Verkehr zu sehen. (dpa) | |
## Dutzende Tote bei russischem Angriff auf Kaserne in Mykolajiw | |
Bei einem russischen Luftangriff auf eine Militärkaserne im südukrainischen | |
Mykolajiw sind Augenzeugen zufolge dutzende Menschen getötet worden. „Nicht | |
weniger als 200 Soldaten schliefen in den Baracken“, sagte der 22-jährige | |
Soldat Maxim der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, einen Tag nach dem | |
Raketenangriff. „Mindestens 50 Leichen wurden aus den Trümmern gezogen, | |
aber wir wissen nicht, wie viele dort noch liegen.“ Die Rettungsarbeiten | |
dauerten an. | |
Die Russen „führten feige Raketenangriffe auf schlafende Soldaten durch“, | |
hatte der Regionalgouverneur von Mykolajiw, Vitali Kim, zuvor am Samstag in | |
einem im Onlinenetzwerk Facebook veröffentlichten Video erklärt. Er warte | |
auf Informationen über Verluste der ukrainischen Streitkräfte. Ein weiterer | |
Soldat vor Ort sagte AFP, der Angriff könnte 100 Menschen getötet haben. | |
„Wir zählen weiter, aber angesichts des Zustands der Leichen ist es fast | |
unmöglich, die Zahl festzustellen“, sagte einer der Rettungskräfte. | |
Der Bürgermeister von Mykolajiw, Oleksij Senkewjtsch, sagte ukrainischen | |
Medien, dass die Stadt, die vor dem Krieg fast eine halbe Million Einwohner | |
zählte, aus der benachbarten, von Russland kontrollierten Region Cherson | |
bombardiert worden sei. „Die Bombardierung geschieht zu schnell, um sie zu | |
erfassen und das Alarm-System in Gang zu setzen“, sagte er. | |
Rund um Mykolajiw gibt es heftige Kämpfe. Die Stadt gilt als strategisch | |
wichtig, da sie vor der [3][großen Hafenstadt Odessa] liegt. Odessa wurde | |
bislang von Angriffen verschont. | |
Die Ukraine gab unterdessen bekannt, bei Angriffen auf einen Flugplatz | |
außerhalb von Cherson einen weiteren russischen General getötet zu haben. | |
Es handele sich um den fünften hochrangigen Offizier der russischen Armee, | |
der seit Beginn der Invasion am 24. Februar getötet worden sei. (AFP) | |
## Selenski fordert von Schweiz das Einfrieren von Konten russischer | |
Oligarchen | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte in einer Liveschalte | |
nach Bern die Schweizer Regierung auf, die Konten aller [4][russischen | |
Oligarchen] zu sperren. „Auch das ist ein Kampf gegen das Böse“, sagte | |
Selenskyj nach Angaben des Übersetzers vor tausenden | |
Antikriegsdemonstranten, die vor dem Schweizer Parlament demonstrierten. | |
Auch in Deutschland demonstrierten Menschen am Samstag in mehreren Städten | |
gegen den Krig in der Ukraine. Rund 600 Menschen hätten in Düsseldorf an | |
einem Aufzug vom Landtag zum Hofgarten teilgenommen, sagte ein Sprecher der | |
Polizei. „Stand with Ukraine“ oder „Putin kills children“ hieß es auf … | |
Bannern. Zudem hatten die Teilnehmer eine ukrainische Landesfahne vom Rhein | |
an der Staatskanzlei vorbei gespannt. Die Demonstration sei friedlich und | |
störungsfrei verlaufen, so der Sprecher. Zuvor hatte die Polizei mit | |
erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet und bis zu 1000 | |
Demonstranten erwartet. | |
In Münster beteiligten sich etwa 50 Menschen an einer Friedensdemonstration | |
auf dem Prinzipalmarkt. Dort habe es ebenfalls keine besonderen | |
Vorkommnisse gegeben, teilte ein Polizeisprecher mit. In Köln nahmen der | |
Polizei zufolge circa 150 Menschen an einem Friedenszug vom Roncalliplatz | |
zum Rudolfplatz teil. (dpa) | |
## 190.000 Zivilisten aus Kampfgebieten evakuiert | |
Die Ukraine hat seit Beginn der russischen Invasion 190.000 Zivilisten aus | |
Frontgebieten über Fluchtkorridore evakuiert, wie die stellvertretende | |
Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk in einem Fernsehinterview sagt. Die | |
Korridore in den Regionen Kiew und Luhansk waren am Samstag offen, aber ein | |
geplanter Korridor zur belagerten östlichen Hafenstadt Mariupol sei nur | |
teilweise funktionsfähig, da Busse von russischen Truppen nicht | |
durchgelassen würden. (rtr) | |
## USA schicken Militärkontingent nach Bulgarien | |
Zur Stärkung der Nato-Ostflanke wollen die USA ein Truppenkontingent nach | |
Bulgarien entsenden. Das sagte der bulgarische Ministerpräsident Kiril | |
Petkow nach Gesprächen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag | |
in Sofia. Dieses Kontingent soll unter dem Kommando des | |
Nato-Oberbefehlshabers in Europa stehen. (dpa) | |
## Polen plädiert für Handelsblockade durch die EU | |
Polen hält wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine eine schärfere | |
Sanktionen der EU für angebracht. Ministerpräsident Mateus Morawiecki | |
fordert daher einen vollständigen Handelsstopp der EU mit Russland. | |
„Russland komplett vom Handel auszuschließen, könnte Russland zum | |
Nachdenken bringen, diesen grausamen Krieg besser zu beenden“, sagte | |
Ministerpräsident Mateus Morawiecki. Deshalb schlage Polen ein | |
Einfahrverbot russischer Schiffe mit russischen Waren in europäischen | |
Seehäfen vor sowie ein Verbot des Handels auf dem Landweg. Ein solcher | |
Schritt könne Russland dazu bewegen zu überlegen, ob es nicht besser wäre, | |
diesen grausamen Krieg zu beenden, sagte Morawiecki laut dem | |
Deutschlandfunk weiter. | |
Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur wurden im vergangenen Jahr Waren | |
im Wert von gut 33 Milliarden Euro aus der Russischen Föderation | |
importiert; der Wert der Exporte beläuft sich demnach auf rund 26,5 | |
Milliarden. (dpa/rtr/taz) | |
## Verteidiger von Mariupol können nicht auf Unterstützung hoffen | |
Die ukrainischen Verteidiger [5][der umkämpften Hafenstadt Mariupol] am | |
Asowschen Meer können nicht auf Verstärkung hoffen. Olexij Arestowytsch, | |
ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, erklärte am | |
Freitagabend, die nächstgelegenen Streitkräfte, die jenen in Mariupol | |
helfen könnten, seien bereits in Kämpfe gegen die „überwältigende Macht d… | |
Feindes“ verwickelt, mindestens 100 Kilometer weit entfernt – oder beides. | |
„Es gibt gegenwärtig keine militärische Lösung für Mariupol“, sagte er. | |
„Das ist nicht nur meine Meinung, das ist die Meinung des Militärs.“ | |
Auch am Samstag gab es wieder russische Angriffe auf Mariupol. Unter | |
anderem kämpften ukrainische und russische Soldaten um das | |
Azovstal-Stahlwerk, eines der größten in Europa. Der Berater des | |
ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, erklärte am Samstag im | |
ukrainischen Fernsehen: „Ich kann sagen, dass wir diesen | |
Wirtschaftsgiganten verloren haben.“ (AP) | |
## Mitarbeiter der belarussischen Botschaft verlassen Ukraine | |
Alle elf Mitarbeiter:innen der belarussischen Botschaft haben die | |
Ukraine verlassen, wie das unabhängige belarussische Medienprojekt Nexta | |
mitteilte. Nexta bezieht sich auf Aussagen des Botschafters Igor Sokol. Er | |
habe gesagt, dass sein Auto an der Grenze von oben bis unten untersucht | |
worden sei und einige Mitarbeiter:innen die ganze Nacht über an der | |
Grenze festgehalten worden seien. Die letzten hätten die Ukraine am | |
Samstagmorgen um 9 Uhr verlassen. | |
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sagte am Samstag, er | |
wolle keine russischen Atomwaffen in seinem Land erlauben. Das schreibt das | |
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Ich habe nicht vor, hier Atomwaffen | |
aufzustellen, hier Atomwaffen zu produzieren, Atomwaffen zu bauen oder | |
gegen irgendjemanden einzusetzen“, habe er laut einem am Freitag von seinem | |
Büro veröffentlichten Interview mit dem japanischen Fernsehsender TBS | |
gesagt. Zuvor hatte er noch angeboten, russische Atomwaffen in Belarus zu | |
stationieren. Lukaschenko bezeichnete seine frühere Erklärung laut RND als | |
Reaktion auf Gespräche im Westen über eine mögliche Verlegung taktischer | |
US-Atomwaffen von Deutschland nach Polen. (jot) | |
## Österreich ist vorerst auf russisches Gas angewiesen | |
Der österreichische Öl- und Gaskonzern sieht kurzfristig nur wenig | |
Spielraum für sein Land, unabhängig von russischen Gaslieferungen zu | |
werden. „Für Österreich sind die Alternativen kurzfristig wirklich | |
begrenzt. Lieferverträge laufen bis 2040. Derzeit werden damit 80 Prozent | |
des heimischen Gasbedarfs gedeckt“, sagte Konzernchef Alfred Stern dem ORF. | |
Natürlich könne man einen früheren Ausstieg rechtlich prüfen. „Wir | |
beschäftigen uns zurzeit wirklich hauptsächlich damit, die | |
Versorgungssicherheit sicherzustellen. Welche anderen Konsequenzen das hat, | |
das wird sich über die nächsten Monate dann herausstellen.“ (rtr) | |
## Britische Ex-Premiers fordern Kriegsverbrechertribunal für Ukraine | |
Die beiden früheren britischen Premierminister Gordon Brown (Labour) und | |
John Major (Konservative) haben sich für ein gesondertes | |
Kriegsverbrechertribunal für die Ukraine ausgesprochen. Hintergrund ist, | |
dass eine Anklage gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin [6][beim | |
Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag] wegen des Befehls zum | |
Angriffskrieg gegen die Ukraine unwahrscheinlich sei, sagte Brown der BBC | |
am Samstag. | |
„Im Rahmen des Internationale Strafgerichtshofs werden Kriegsverbrechen, | |
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord bestraft“, sagte Brown. | |
Aber hinsichtlich des Verbrechens eines Angriffskrieges gebe es dort ein | |
juristisches Schlupfloch, weil Moskau gegen eine solche Anklage beim | |
UN-Sicherheitsrat ein Veto einlegen könne. | |
Eine [7][Petition für die Einrichtung eines Sondertribunals] sei innerhalb | |
von zwei Tagen bereits von mehr als 750.000 Menschen, darunter zahlreichen | |
Rechtsexperten sowie etwa 40 früheren Regierungs- und Staatschefs aus der | |
ganzen Welt unterzeichnet worden, sagte Brown. Der Labour-Politiker | |
verglich das Vorhaben mit den Strafgerichtstribunalen für Ruanda, | |
Ex-Jugoslawien und den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher | |
im Zweiten Weltkrieg. | |
Brown schloss sich der Einschätzung von US-Präsident Joe Biden an, dass | |
sich Putin Kriegsverbrechen schuldig gemacht hat. „In Nürnberg haben die | |
wir Nazis zur Rechenschaft gezogen. Jetzt acht Jahrzehnte später, müssen | |
wir sicherstellen, dass es einen Tag der Abrechnung für Putin geben wird“, | |
so Brown weiter. (dpa) | |
## Russland: Hyperschall-Rakete zerstört Raketenarsenal in Ukraine | |
Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine berichtet Russland | |
vom Einsatz der Hyperschall-Rakete „Kinschal“. Mit der auch als Dolch | |
bezeichneten ballistische Rakete habe die russische Luftwaffe ein | |
ukrainisches Raketenarsenal im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört, teilte ein | |
Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Samstag mit. | |
Durch die Hyperschall-Rakete sei das unterirdische Munitionsdepot der | |
ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Südwesten der Ukraine am Freitag | |
vernichtet worden, teilte die russische Seite mit. Es sei der erste Einsatz | |
im Kampf überhaupt, hieß es. Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer seien zwei | |
Stützpunkte der militärischen Aufklärung zerstört worden. Überprüfbar war… | |
die Angaben nicht. | |
Ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurii Ihnat, bestätigte | |
ukrainischen Medien den Beschuss des Munitionsdepots. Demnach erfolgte der | |
Angriff am Freitag. Es müsse jedoch erst noch bestätigt werden, ob es sich | |
bei der von Russland eingesetzten Rakete um die Hyperschallrakete | |
„Kinschal“ gehandelt habe, sagte er. | |
Bisher kamen die „Kinschal“-Raketen vor allem bei Manövern zum Einsatz – | |
zuletzt wenige Tage vor der Invasion in die Ukraine, die am 24. Februar | |
begann. Abgefeuert werden sie von Kampfflugzeugen des Typs MiG-31. Sie | |
können nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung | |
treffen – unter Umgehung aller Luftabwehrsysteme und übertreffen die | |
Schallgeschwindigkeit um ein Mehrfaches: Sie sollen mit mehr als 6000 | |
Kilometern pro Stunde fliegen. (dpa/ap) | |
## Selenski an Russen: Stellen Sie sich 14.000 Leichen im Stadion vor | |
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski äußerte sich zum Auftritt des | |
Kremlchefs Wladimir Putin im Luschniki-Stadion in Moskau am Freitag – und | |
konterte mit einem Zahlenvergleich: Knapp 100.000 Menschen vor dem Stadion, | |
in der Arena selbst 95.000 Menschen – dies entspreche zusammen etwa der | |
Zahl der russischen Soldaten, die in die Ukraine eingefallen seien, sagte | |
er in einer Videoansprache. „Und jetzt stellen Sie sich 14.000 Leichen in | |
diesem Stadion vor, dazu noch Zehntausende verwundete und verstümmelte | |
Menschen.“ | |
Zugleich rief er Russland nachdrücklich zu ernsthaften und ehrlichen | |
Gesprächen über eine Friedenslösung auf. Sein Parlamentspräsident Ruslan | |
Stefantschuk betonte die sogenannten roten Linien für die Verhandlungen mit | |
der russischen Seite – Souveränität und territoriale Unversehrtheit der | |
Ukraine sowie ihre staatliche Unabhängigkeit. | |
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die westlichen Verbündeten zu | |
weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine auf. Im Interview der | |
italienischen Tageszeitung Corriere della Sera (Samstag) sagte er: „Bitte, | |
unterstützen Sie uns“. Die europäischen Verbündeten und die Nato seien | |
angehalten, benötigte Waffen für die Verteidigung des Luftraumes über Kiew | |
zu schicken. (dpa) | |
## Krieg könnte Getreideexporte wegen Eigenbedarfs ausbremsen | |
Der Krieg in der Ukraine könnte die Getreideexporte aus dem Land zum | |
Erliegen bringen, wie Oleh Ustenko, Wirtschaftsberater des ukrainischen | |
Präsidenten, sagt. „Die Ukraine hat genügend Getreide und | |
Lebensmittelreserven, um ein Jahr zu überleben.“ Aber wenn der Krieg | |
weitergehe, werde das Land nicht in der Lage sein, Getreide zu exportieren. | |
Nach seinen Angaben ist die Ukraine bisher der weltweit fünftgrößte | |
Weizenexporteur. (rtr) | |
## Mehr als 200.000 Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland registriert | |
In Deutschland registrierte die Bundespolizei seit Beginn des russischen | |
Angriffs nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Samstag [8][207.742 | |
Kriegsflüchtlinge]. Die Zahl der tatsächlich Angekommenen dürfte aber | |
deutlich höher sein. Nach UN-Angaben sind seitdem mehr als 3,1 Millionen | |
Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. Allein in Polen kamen bisher | |
rund zwei Millionen Menschen an. | |
Bildungspolitiker in den Ländern schätzen, dass etwa die Hälfte der in | |
Deutschland ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Kinder und | |
Jugendliche sind, die früher oder später in Schulen oder Kitas unterkommen. | |
Es gebe bisher keine verlässlichen Daten, sagte der Chef der neuen | |
Taskforce der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Thema, Hans Beckmann | |
(SPD), beim ersten Treffen der Expertengruppe am Freitag hätten | |
Ländervertreter aber eine solche Schätzung abgegeben. | |
Am Wochenende waren in vielen deutschen Städten Demonstrationen und | |
Konzerte für den Frieden in der Ukraine angekündigt – am Samstag etwa in | |
Münster, Düsseldorf, Frankfurt, Magdeburg, Hannover und Hamburg. Am Sonntag | |
war unter anderem am Brandenburger Tor in Berlin eine große Kundgebung mit | |
dem Titel „Sound of Peace“ mit zahlreichen Musikern geplant. (dpa) | |
## Selenski warnt Russland vor hohem Preis des Krieges | |
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den russischen | |
Streitkräften vorgeworfen, mit der Blockade der größten Städte die | |
Bevölkerung in die Knie zwingen zu wollen. Er sagte, die Russen | |
verhinderten es, dass Lieferungen die eingekreisten Städte im Zentrum des | |
Landes sowie im Südosten erreichten. Er warnte am Samstag, diese Strategie | |
werde scheitern und Moskau werde langfristig verlieren, falls es den | |
[9][Krieg in der Ukraine] nicht beende. | |
„Die Zeit ist gekommen, die territoriale Integrität und das Recht für die | |
Ukraine wiederherzustellen. Andernfalls werden Russlands Kosten so hoch | |
sein, dass sie mehrere Generationen lang nicht wieder aufstehen können.“ | |
Dem Kreml attestierte er eine „vorsätzliche Taktik“, mit der eine | |
humanitäre Katastrophe herbeigeführt werden solle, um die Ukrainer zur | |
Kooperation zu zwingen. Er appellierte erneut an den russischen Präsidenten | |
Wladimir Putin, sich mit ihm zu treffen. Er verwies auf eine Kundgebung in | |
einem Moskauer Stadion, an der am Freitag 200.000 Menschen teilgenommen | |
hatten, um zu verdeutlichen, was auf dem Spiel steht. | |
„Stellen sie sich vor, dass in diesem Stadion in Moskau 14.000 Leichen sind | |
und Zehntausende weitere Verletzte und Verstümmelte. Das sind die | |
russischen Kosten während der Invasion“, erklärte er in seiner nächtlichen | |
Videoansprache, die vor dem Präsidialamt in Kiew aufgezeichnet wurde. In | |
dem Moskauer Stadion war der Jahrestag der russischen Krim-Annexion aus dem | |
Jahr 2014 gefeiert worden. | |
Die Kämpfe in der Ukraine dauerten unterdessen an mehreren Fronten an. | |
[10][In der Hafenstadt Mariupol] kämpften ukrainische und russische | |
Soldaten um das Azovstal-Stahlwerk, eines der größten in Europa. Der | |
Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, erklärte am | |
Samstag im ukrainischen Fernsehen: „Ich kann sagen, dass wir diesen | |
Wirtschaftsgiganten verloren haben.“ Und: „Tatsächlich wird eines der | |
größten Hüttenwerke in Europa zerstört.“ | |
Das russische Militär verkündete den ersten Einsatz der Hyperschallrakete | |
„Kinschal“ im Kampf. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, | |
Generalmajor Igor Konoschenkow, erklärte am Samstag, damit sei ein | |
unterirdisches Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in der westlichen | |
Region Iwano-Frankiwsk zerstört worden. Konaschenkow sagte zudem, die | |
russischen Streitkräfte hätten das Schiffsabwehr-Raketensystem „Bastion“ | |
eingesetzt, um militärische Einrichtungen nahe Odessa anzugreifen. Dieses | |
Waffensystem hatte Russland erstmals 2016 in Syrien eingesetzt. | |
Die Ukraine und Russland verständigten sich nach Angaben der | |
stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf | |
zehn humanitäre Korridore. Den Angaben vom Samstag zufolge schließt dies | |
einen Korridor aus dem umkämpften Mariupol sowie mehrere [11][in den | |
Regionen Kiew] und Luhansk ein. Wereschtschuk gab zudem Pläne bekannt, | |
humanitäre Hilfen in die Stadt Cherson zu liefern, die derzeit vom | |
russischen Militär kontrolliert wird. | |
Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft erklärte am Samstag, 112 Kinder | |
seien seit Beginn des russischen Angriffs auf das Land getötet worden. | |
Zudem seien 140 Kinder verletzt worden.(dpa) | |
## Deutschland schließt militärisches Eingreifen der Nato weiter aus | |
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) schließt ein | |
[12][militärisches Eingreifen des westlichen Bündnisses] in der Ukraine | |
kategorisch aus: „Die Nato wird nicht zur Kriegspartei, dabei bleibt es“, | |
sagt sie der Süddeutschen Zeitung. „Wir müssen verhindern, dass aus diesem | |
furchtbaren Krieg ein Flächenbrand wird.“ Auch die von der Ukraine | |
geforderte Flugverbotszone über dem von Russland angegriffenen Land lehnt | |
sie weiterhin ab: „Die Gefahr wäre unkalkulierbar. Deswegen haben wir so | |
klar entschieden, keine solche Zone einzurichten.“ | |
Allerdings verstärkt Deutschland nach Angaben von | |
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze die Hilfen für die Ukraine | |
unter anderem mit schwerem Gerät zur Brandbekämpfung und für den | |
Zivilschutz der Bevölkerung im Krieg. „Wir helfen zum Beispiel mit | |
Feuerlöschgeräten, Sattelschleppern, Stromgeneratoren, Unterkünften für | |
Menschen auf der Flucht und psychologischer Betreuung“, sagt die | |
SPD-Politikerin der Augsburger Allgemeinen einem Vorabbericht zufolge. Am | |
Freitag sei bereits eine Ladung in das kriegsgeplagte Land geschickt | |
worden. (rtr) | |
## Ausgangssperre in südukrainischer Stadt Saporischschja | |
Das ukrainische Militär verhängt in Saporischschja eine Ausgangssperre ab | |
15.00 Uhr MEZ. Sie gelte für 38 Stunden bis zum frühen Montagmorgen, teilt | |
der stellvertretende Bürgermeister Anatolii Kurtiew mit. „Geht zu dieser | |
Zeit nicht raus!“ Die Stadt im Süden der Ukraine ist zu einem wichtigen | |
Durchgangspunkt für Flüchtlinge geworden, insbesondere aus der umkämpften | |
Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes. (rtr) | |
## Drei russische Kosmonauten an der ISS angekommen | |
Inmitten schwerster Spannungen zwischen Russland und dem Westen ist eine | |
rein russische Besatzung an der Internationalen Raumstation ISS mit | |
Umarmungen und Klatschen in Empfang genommen worden. Die Kosmonauten Oleg | |
Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow dockten am Freitag mit ihrem | |
Raumschiff vom Typ Sojus MS-21 an der ISS an, wie Live-Bilder der | |
US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. | |
Kurz darauf schwebten sie in die ISS und wurden dort von ihren Kollegen – | |
den Russen Anton Schkaplerow und Pjotr Dubrow, den US-Amerikanern Mark | |
Vande Hei, Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron und dem Deutschen | |
Matthias Maurer – mit Jubel, Umarmungen, Händeschütteln, Klatschen, | |
hochgestreckten Daumen und Erinnerungsfotos empfangen. | |
Auf der Erde sorgten auch die Fluganzüge, die die Kosmonauten dabei trugen, | |
für Gesprächsstoff: Sie waren gelb mit einigen blauen Aufnähern. Beobachter | |
erinnerte das an die Farben der ukrainischen Flagge. Ob damit eine | |
Botschaft verbunden war, war zunächst unklar. Seit Beginn des Krieges | |
drücken viele Menschen mit Flaggen und den ukrainischen Nationalfarben | |
[13][Unterstützung für die Ukraine] aus. | |
Einer der Neuankömmlinge, Oleg Artemjew, erklärte jedoch, jede Besatzung | |
wähle ihre Fluganzüge selbst aus. „Wir haben tatsächlich viel gelbes | |
Material angesammelt, das wir also benutzen mussten. Deshalb also mussten | |
wir Gelb tragen.“ | |
Die drei Kosmonauten waren rund drei Stunden vor dem Andocken vom | |
russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Das hatten | |
Live-Bilder der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos gezeigt. Zu sehen | |
war, wie die Rakete in den Nachthimmel über Zentralasien aufstieg. | |
In der Vergangenheit war anders als diesmal meist ein US-Astronaut oder | |
etwa ein Astronaut der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa bei Starts in der | |
Sojus mitgeflogen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa nutzt seit einiger Zeit | |
wieder US-Raumschiffe zur ISS. | |
Die wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Moskau verhängten Sanktionen | |
haben auch die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland in der | |
Raumfahrt schwer belastet – auch wenn [14][beide Seiten betonen, die | |
Station zunächst weiter betreiben zu wollen]. Roskosmos hatte zuletzt | |
allerdings die Zukunft der ISS nach Auslaufen des Vertrags 2024 offen | |
gelassen. Die Nasa strebt eine Laufzeit bis 2030 an. (dpa) | |
19 Mar 2022 | |
## LINKS | |
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