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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Schweiz soll Konten einfrieren
> Bei einem Luftangriff in Mykolajiw wurden mindestens 50 Soldaten getötet.
> Selenski spricht per Video zu Demonstranten in der Schweiz.
Bild: Der ukrainische Präsident spricht zu Demonstranten in der Schweiz
## Angeblich Seeminen im Schwarzen Meer vor ukrainischer Küste
Wegen des [1][russischen Kriegs gegen die Ukraine] wächst im nordwestlichen
Schwarzen Meer vor der ukrainischen Küste die Gefahr durch Seeminen. Beide
Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Die ukrainische Marine habe die Häfen Odessa, Otschakiw, Tschornomorsk und
Piwdenny vermint, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Samstag
in Moskau mit. Einige der mehr als 420 verankerten Seeminen hätten sich im
Sturm aber losgerissen. Das bedrohe Schiffe auf dem Schwarzen Meer.
Schlimmstenfalls könnten Minen durch die türkischen Meerengen ins
Mittelmeer treiben, hieß es in der FSB-Mitteilung.
Das auf Schifffahrt spezialisierte ukrainische Portal BlackSeaNews zitierte
am Samstag ebenfalls die russische Warnung vor treibenden Seeminen. Es
berichtete aber unter Berufung auf eigene Quellen, die russische
Schwarzmeerflotte habe die Seeminen auf der Route zwischen Odessa und dem
Bosporus gelegt. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es nicht.
Seit dem [2][russischen Angriff vom 24. Februar] liegt die Schifffahrt im
nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres ohnehin zwangsweise still. Vor den
Küsten der EU-und Nato-Mitglieder Rumänien und Bulgarien ist nur wenig
Verkehr zu sehen. (dpa)
## Dutzende Tote bei russischem Angriff auf Kaserne in Mykolajiw
Bei einem russischen Luftangriff auf eine Militärkaserne im südukrainischen
Mykolajiw sind Augenzeugen zufolge dutzende Menschen getötet worden. „Nicht
weniger als 200 Soldaten schliefen in den Baracken“, sagte der 22-jährige
Soldat Maxim der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, einen Tag nach dem
Raketenangriff. „Mindestens 50 Leichen wurden aus den Trümmern gezogen,
aber wir wissen nicht, wie viele dort noch liegen.“ Die Rettungsarbeiten
dauerten an.
Die Russen „führten feige Raketenangriffe auf schlafende Soldaten durch“,
hatte der Regionalgouverneur von Mykolajiw, Vitali Kim, zuvor am Samstag in
einem im Onlinenetzwerk Facebook veröffentlichten Video erklärt. Er warte
auf Informationen über Verluste der ukrainischen Streitkräfte. Ein weiterer
Soldat vor Ort sagte AFP, der Angriff könnte 100 Menschen getötet haben.
„Wir zählen weiter, aber angesichts des Zustands der Leichen ist es fast
unmöglich, die Zahl festzustellen“, sagte einer der Rettungskräfte.
Der Bürgermeister von Mykolajiw, Oleksij Senkewjtsch, sagte ukrainischen
Medien, dass die Stadt, die vor dem Krieg fast eine halbe Million Einwohner
zählte, aus der benachbarten, von Russland kontrollierten Region Cherson
bombardiert worden sei. „Die Bombardierung geschieht zu schnell, um sie zu
erfassen und das Alarm-System in Gang zu setzen“, sagte er.
Rund um Mykolajiw gibt es heftige Kämpfe. Die Stadt gilt als strategisch
wichtig, da sie vor der [3][großen Hafenstadt Odessa] liegt. Odessa wurde
bislang von Angriffen verschont.
Die Ukraine gab unterdessen bekannt, bei Angriffen auf einen Flugplatz
außerhalb von Cherson einen weiteren russischen General getötet zu haben.
Es handele sich um den fünften hochrangigen Offizier der russischen Armee,
der seit Beginn der Invasion am 24. Februar getötet worden sei. (AFP)
## Selenski fordert von Schweiz das Einfrieren von Konten russischer
Oligarchen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte in einer Liveschalte
nach Bern die Schweizer Regierung auf, die Konten aller [4][russischen
Oligarchen] zu sperren. „Auch das ist ein Kampf gegen das Böse“, sagte
Selenskyj nach Angaben des Übersetzers vor tausenden
Antikriegsdemonstranten, die vor dem Schweizer Parlament demonstrierten.
Auch in Deutschland demonstrierten Menschen am Samstag in mehreren Städten
gegen den Krig in der Ukraine. Rund 600 Menschen hätten in Düsseldorf an
einem Aufzug vom Landtag zum Hofgarten teilgenommen, sagte ein Sprecher der
Polizei. „Stand with Ukraine“ oder „Putin kills children“ hieß es auf …
Bannern. Zudem hatten die Teilnehmer eine ukrainische Landesfahne vom Rhein
an der Staatskanzlei vorbei gespannt. Die Demonstration sei friedlich und
störungsfrei verlaufen, so der Sprecher. Zuvor hatte die Polizei mit
erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet und bis zu 1000
Demonstranten erwartet.
In Münster beteiligten sich etwa 50 Menschen an einer Friedensdemonstration
auf dem Prinzipalmarkt. Dort habe es ebenfalls keine besonderen
Vorkommnisse gegeben, teilte ein Polizeisprecher mit. In Köln nahmen der
Polizei zufolge circa 150 Menschen an einem Friedenszug vom Roncalliplatz
zum Rudolfplatz teil. (dpa)
## 190.000 Zivilisten aus Kampfgebieten evakuiert
Die Ukraine hat seit Beginn der russischen Invasion 190.000 Zivilisten aus
Frontgebieten über Fluchtkorridore evakuiert, wie die stellvertretende
Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk in einem Fernsehinterview sagt. Die
Korridore in den Regionen Kiew und Luhansk waren am Samstag offen, aber ein
geplanter Korridor zur belagerten östlichen Hafenstadt Mariupol sei nur
teilweise funktionsfähig, da Busse von russischen Truppen nicht
durchgelassen würden. (rtr)
## USA schicken Militärkontingent nach Bulgarien
Zur Stärkung der Nato-Ostflanke wollen die USA ein Truppenkontingent nach
Bulgarien entsenden. Das sagte der bulgarische Ministerpräsident Kiril
Petkow nach Gesprächen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag
in Sofia. Dieses Kontingent soll unter dem Kommando des
Nato-Oberbefehlshabers in Europa stehen. (dpa)
## Polen plädiert für Handelsblockade durch die EU
Polen hält wegen des russischen Einmarschs in der Ukraine eine schärfere
Sanktionen der EU für angebracht. Ministerpräsident Mateus Morawiecki
fordert daher einen vollständigen Handelsstopp der EU mit Russland.
„Russland komplett vom Handel auszuschließen, könnte Russland zum
Nachdenken bringen, diesen grausamen Krieg besser zu beenden“, sagte
Ministerpräsident Mateus Morawiecki. Deshalb schlage Polen ein
Einfahrverbot russischer Schiffe mit russischen Waren in europäischen
Seehäfen vor sowie ein Verbot des Handels auf dem Landweg. Ein solcher
Schritt könne Russland dazu bewegen zu überlegen, ob es nicht besser wäre,
diesen grausamen Krieg zu beenden, sagte Morawiecki laut dem
Deutschlandfunk weiter.
Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur wurden im vergangenen Jahr Waren
im Wert von gut 33 Milliarden Euro aus der Russischen Föderation
importiert; der Wert der Exporte beläuft sich demnach auf rund 26,5
Milliarden. (dpa/rtr/taz)
## Verteidiger von Mariupol können nicht auf Unterstützung hoffen
Die ukrainischen Verteidiger [5][der umkämpften Hafenstadt Mariupol] am
Asowschen Meer können nicht auf Verstärkung hoffen. Olexij Arestowytsch,
ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, erklärte am
Freitagabend, die nächstgelegenen Streitkräfte, die jenen in Mariupol
helfen könnten, seien bereits in Kämpfe gegen die „überwältigende Macht d…
Feindes“ verwickelt, mindestens 100 Kilometer weit entfernt – oder beides.
„Es gibt gegenwärtig keine militärische Lösung für Mariupol“, sagte er.
„Das ist nicht nur meine Meinung, das ist die Meinung des Militärs.“
Auch am Samstag gab es wieder russische Angriffe auf Mariupol. Unter
anderem kämpften ukrainische und russische Soldaten um das
Azovstal-Stahlwerk, eines der größten in Europa. Der Berater des
ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, erklärte am Samstag im
ukrainischen Fernsehen: „Ich kann sagen, dass wir diesen
Wirtschaftsgiganten verloren haben.“ (AP)
## Mitarbeiter der belarussischen Botschaft verlassen Ukraine
Alle elf Mitarbeiter:innen der belarussischen Botschaft haben die
Ukraine verlassen, wie das unabhängige belarussische Medienprojekt Nexta
mitteilte. Nexta bezieht sich auf Aussagen des Botschafters Igor Sokol. Er
habe gesagt, dass sein Auto an der Grenze von oben bis unten untersucht
worden sei und einige Mitarbeiter:innen die ganze Nacht über an der
Grenze festgehalten worden seien. Die letzten hätten die Ukraine am
Samstagmorgen um 9 Uhr verlassen.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sagte am Samstag, er
wolle keine russischen Atomwaffen in seinem Land erlauben. Das schreibt das
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Ich habe nicht vor, hier Atomwaffen
aufzustellen, hier Atomwaffen zu produzieren, Atomwaffen zu bauen oder
gegen irgendjemanden einzusetzen“, habe er laut einem am Freitag von seinem
Büro veröffentlichten Interview mit dem japanischen Fernsehsender TBS
gesagt. Zuvor hatte er noch angeboten, russische Atomwaffen in Belarus zu
stationieren. Lukaschenko bezeichnete seine frühere Erklärung laut RND als
Reaktion auf Gespräche im Westen über eine mögliche Verlegung taktischer
US-Atomwaffen von Deutschland nach Polen. (jot)
## Österreich ist vorerst auf russisches Gas angewiesen
Der österreichische Öl- und Gaskonzern sieht kurzfristig nur wenig
Spielraum für sein Land, unabhängig von russischen Gaslieferungen zu
werden. „Für Österreich sind die Alternativen kurzfristig wirklich
begrenzt. Lieferverträge laufen bis 2040. Derzeit werden damit 80 Prozent
des heimischen Gasbedarfs gedeckt“, sagte Konzernchef Alfred Stern dem ORF.
Natürlich könne man einen früheren Ausstieg rechtlich prüfen. „Wir
beschäftigen uns zurzeit wirklich hauptsächlich damit, die
Versorgungssicherheit sicherzustellen. Welche anderen Konsequenzen das hat,
das wird sich über die nächsten Monate dann herausstellen.“ (rtr)
## Britische Ex-Premiers fordern Kriegsverbrechertribunal für Ukraine
Die beiden früheren britischen Premierminister Gordon Brown (Labour) und
John Major (Konservative) haben sich für ein gesondertes
Kriegsverbrechertribunal für die Ukraine ausgesprochen. Hintergrund ist,
dass eine Anklage gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin [6][beim
Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag] wegen des Befehls zum
Angriffskrieg gegen die Ukraine unwahrscheinlich sei, sagte Brown der BBC
am Samstag.
„Im Rahmen des Internationale Strafgerichtshofs werden Kriegsverbrechen,
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord bestraft“, sagte Brown.
Aber hinsichtlich des Verbrechens eines Angriffskrieges gebe es dort ein
juristisches Schlupfloch, weil Moskau gegen eine solche Anklage beim
UN-Sicherheitsrat ein Veto einlegen könne.
Eine [7][Petition für die Einrichtung eines Sondertribunals] sei innerhalb
von zwei Tagen bereits von mehr als 750.000 Menschen, darunter zahlreichen
Rechtsexperten sowie etwa 40 früheren Regierungs- und Staatschefs aus der
ganzen Welt unterzeichnet worden, sagte Brown. Der Labour-Politiker
verglich das Vorhaben mit den Strafgerichtstribunalen für Ruanda,
Ex-Jugoslawien und den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher
im Zweiten Weltkrieg.
Brown schloss sich der Einschätzung von US-Präsident Joe Biden an, dass
sich Putin Kriegsverbrechen schuldig gemacht hat. „In Nürnberg haben die
wir Nazis zur Rechenschaft gezogen. Jetzt acht Jahrzehnte später, müssen
wir sicherstellen, dass es einen Tag der Abrechnung für Putin geben wird“,
so Brown weiter. (dpa)
## Russland: Hyperschall-Rakete zerstört Raketenarsenal in Ukraine
Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine berichtet Russland
vom Einsatz der Hyperschall-Rakete „Kinschal“. Mit der auch als Dolch
bezeichneten ballistische Rakete habe die russische Luftwaffe ein
ukrainisches Raketenarsenal im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört, teilte ein
Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Samstag mit.
Durch die Hyperschall-Rakete sei das unterirdische Munitionsdepot der
ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Südwesten der Ukraine am Freitag
vernichtet worden, teilte die russische Seite mit. Es sei der erste Einsatz
im Kampf überhaupt, hieß es. Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer seien zwei
Stützpunkte der militärischen Aufklärung zerstört worden. Überprüfbar war…
die Angaben nicht.
Ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurii Ihnat, bestätigte
ukrainischen Medien den Beschuss des Munitionsdepots. Demnach erfolgte der
Angriff am Freitag. Es müsse jedoch erst noch bestätigt werden, ob es sich
bei der von Russland eingesetzten Rakete um die Hyperschallrakete
„Kinschal“ gehandelt habe, sagte er.
Bisher kamen die „Kinschal“-Raketen vor allem bei Manövern zum Einsatz –
zuletzt wenige Tage vor der Invasion in die Ukraine, die am 24. Februar
begann. Abgefeuert werden sie von Kampfflugzeugen des Typs MiG-31. Sie
können nach russischen Angaben Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung
treffen – unter Umgehung aller Luftabwehrsysteme und übertreffen die
Schallgeschwindigkeit um ein Mehrfaches: Sie sollen mit mehr als 6000
Kilometern pro Stunde fliegen. (dpa/ap)
## Selenski an Russen: Stellen Sie sich 14.000 Leichen im Stadion vor
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski äußerte sich zum Auftritt des
Kremlchefs Wladimir Putin im Luschniki-Stadion in Moskau am Freitag – und
konterte mit einem Zahlenvergleich: Knapp 100.000 Menschen vor dem Stadion,
in der Arena selbst 95.000 Menschen – dies entspreche zusammen etwa der
Zahl der russischen Soldaten, die in die Ukraine eingefallen seien, sagte
er in einer Videoansprache. „Und jetzt stellen Sie sich 14.000 Leichen in
diesem Stadion vor, dazu noch Zehntausende verwundete und verstümmelte
Menschen.“
Zugleich rief er Russland nachdrücklich zu ernsthaften und ehrlichen
Gesprächen über eine Friedenslösung auf. Sein Parlamentspräsident Ruslan
Stefantschuk betonte die sogenannten roten Linien für die Verhandlungen mit
der russischen Seite – Souveränität und territoriale Unversehrtheit der
Ukraine sowie ihre staatliche Unabhängigkeit.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die westlichen Verbündeten zu
weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine auf. Im Interview der
italienischen Tageszeitung Corriere della Sera (Samstag) sagte er: „Bitte,
unterstützen Sie uns“. Die europäischen Verbündeten und die Nato seien
angehalten, benötigte Waffen für die Verteidigung des Luftraumes über Kiew
zu schicken. (dpa)
## Krieg könnte Getreideexporte wegen Eigenbedarfs ausbremsen
Der Krieg in der Ukraine könnte die Getreideexporte aus dem Land zum
Erliegen bringen, wie Oleh Ustenko, Wirtschaftsberater des ukrainischen
Präsidenten, sagt. „Die Ukraine hat genügend Getreide und
Lebensmittelreserven, um ein Jahr zu überleben.“ Aber wenn der Krieg
weitergehe, werde das Land nicht in der Lage sein, Getreide zu exportieren.
Nach seinen Angaben ist die Ukraine bisher der weltweit fünftgrößte
Weizenexporteur. (rtr)
## Mehr als 200.000 Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland registriert
In Deutschland registrierte die Bundespolizei seit Beginn des russischen
Angriffs nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Samstag [8][207.742
Kriegsflüchtlinge]. Die Zahl der tatsächlich Angekommenen dürfte aber
deutlich höher sein. Nach UN-Angaben sind seitdem mehr als 3,1 Millionen
Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. Allein in Polen kamen bisher
rund zwei Millionen Menschen an.
Bildungspolitiker in den Ländern schätzen, dass etwa die Hälfte der in
Deutschland ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Kinder und
Jugendliche sind, die früher oder später in Schulen oder Kitas unterkommen.
Es gebe bisher keine verlässlichen Daten, sagte der Chef der neuen
Taskforce der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Thema, Hans Beckmann
(SPD), beim ersten Treffen der Expertengruppe am Freitag hätten
Ländervertreter aber eine solche Schätzung abgegeben.
Am Wochenende waren in vielen deutschen Städten Demonstrationen und
Konzerte für den Frieden in der Ukraine angekündigt – am Samstag etwa in
Münster, Düsseldorf, Frankfurt, Magdeburg, Hannover und Hamburg. Am Sonntag
war unter anderem am Brandenburger Tor in Berlin eine große Kundgebung mit
dem Titel „Sound of Peace“ mit zahlreichen Musikern geplant. (dpa)
## Selenski warnt Russland vor hohem Preis des Krieges
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den russischen
Streitkräften vorgeworfen, mit der Blockade der größten Städte die
Bevölkerung in die Knie zwingen zu wollen. Er sagte, die Russen
verhinderten es, dass Lieferungen die eingekreisten Städte im Zentrum des
Landes sowie im Südosten erreichten. Er warnte am Samstag, diese Strategie
werde scheitern und Moskau werde langfristig verlieren, falls es den
[9][Krieg in der Ukraine] nicht beende.
„Die Zeit ist gekommen, die territoriale Integrität und das Recht für die
Ukraine wiederherzustellen. Andernfalls werden Russlands Kosten so hoch
sein, dass sie mehrere Generationen lang nicht wieder aufstehen können.“
Dem Kreml attestierte er eine „vorsätzliche Taktik“, mit der eine
humanitäre Katastrophe herbeigeführt werden solle, um die Ukrainer zur
Kooperation zu zwingen. Er appellierte erneut an den russischen Präsidenten
Wladimir Putin, sich mit ihm zu treffen. Er verwies auf eine Kundgebung in
einem Moskauer Stadion, an der am Freitag 200.000 Menschen teilgenommen
hatten, um zu verdeutlichen, was auf dem Spiel steht.
„Stellen sie sich vor, dass in diesem Stadion in Moskau 14.000 Leichen sind
und Zehntausende weitere Verletzte und Verstümmelte. Das sind die
russischen Kosten während der Invasion“, erklärte er in seiner nächtlichen
Videoansprache, die vor dem Präsidialamt in Kiew aufgezeichnet wurde. In
dem Moskauer Stadion war der Jahrestag der russischen Krim-Annexion aus dem
Jahr 2014 gefeiert worden.
Die Kämpfe in der Ukraine dauerten unterdessen an mehreren Fronten an.
[10][In der Hafenstadt Mariupol] kämpften ukrainische und russische
Soldaten um das Azovstal-Stahlwerk, eines der größten in Europa. Der
Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, erklärte am
Samstag im ukrainischen Fernsehen: „Ich kann sagen, dass wir diesen
Wirtschaftsgiganten verloren haben.“ Und: „Tatsächlich wird eines der
größten Hüttenwerke in Europa zerstört.“
Das russische Militär verkündete den ersten Einsatz der Hyperschallrakete
„Kinschal“ im Kampf. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums,
Generalmajor Igor Konoschenkow, erklärte am Samstag, damit sei ein
unterirdisches Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in der westlichen
Region Iwano-Frankiwsk zerstört worden. Konaschenkow sagte zudem, die
russischen Streitkräfte hätten das Schiffsabwehr-Raketensystem „Bastion“
eingesetzt, um militärische Einrichtungen nahe Odessa anzugreifen. Dieses
Waffensystem hatte Russland erstmals 2016 in Syrien eingesetzt.
Die Ukraine und Russland verständigten sich nach Angaben der
stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf
zehn humanitäre Korridore. Den Angaben vom Samstag zufolge schließt dies
einen Korridor aus dem umkämpften Mariupol sowie mehrere [11][in den
Regionen Kiew] und Luhansk ein. Wereschtschuk gab zudem Pläne bekannt,
humanitäre Hilfen in die Stadt Cherson zu liefern, die derzeit vom
russischen Militär kontrolliert wird.
Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft erklärte am Samstag, 112 Kinder
seien seit Beginn des russischen Angriffs auf das Land getötet worden.
Zudem seien 140 Kinder verletzt worden.(dpa)
## Deutschland schließt militärisches Eingreifen der Nato weiter aus
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) schließt ein
[12][militärisches Eingreifen des westlichen Bündnisses] in der Ukraine
kategorisch aus: „Die Nato wird nicht zur Kriegspartei, dabei bleibt es“,
sagt sie der Süddeutschen Zeitung. „Wir müssen verhindern, dass aus diesem
furchtbaren Krieg ein Flächenbrand wird.“ Auch die von der Ukraine
geforderte Flugverbotszone über dem von Russland angegriffenen Land lehnt
sie weiterhin ab: „Die Gefahr wäre unkalkulierbar. Deswegen haben wir so
klar entschieden, keine solche Zone einzurichten.“
Allerdings verstärkt Deutschland nach Angaben von
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze die Hilfen für die Ukraine
unter anderem mit schwerem Gerät zur Brandbekämpfung und für den
Zivilschutz der Bevölkerung im Krieg. „Wir helfen zum Beispiel mit
Feuerlöschgeräten, Sattelschleppern, Stromgeneratoren, Unterkünften für
Menschen auf der Flucht und psychologischer Betreuung“, sagt die
SPD-Politikerin der Augsburger Allgemeinen einem Vorabbericht zufolge. Am
Freitag sei bereits eine Ladung in das kriegsgeplagte Land geschickt
worden. (rtr)
## Ausgangssperre in südukrainischer Stadt Saporischschja
Das ukrainische Militär verhängt in Saporischschja eine Ausgangssperre ab
15.00 Uhr MEZ. Sie gelte für 38 Stunden bis zum frühen Montagmorgen, teilt
der stellvertretende Bürgermeister Anatolii Kurtiew mit. „Geht zu dieser
Zeit nicht raus!“ Die Stadt im Süden der Ukraine ist zu einem wichtigen
Durchgangspunkt für Flüchtlinge geworden, insbesondere aus der umkämpften
Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes. (rtr)
## Drei russische Kosmonauten an der ISS angekommen
Inmitten schwerster Spannungen zwischen Russland und dem Westen ist eine
rein russische Besatzung an der Internationalen Raumstation ISS mit
Umarmungen und Klatschen in Empfang genommen worden. Die Kosmonauten Oleg
Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow dockten am Freitag mit ihrem
Raumschiff vom Typ Sojus MS-21 an der ISS an, wie Live-Bilder der
US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten.
Kurz darauf schwebten sie in die ISS und wurden dort von ihren Kollegen –
den Russen Anton Schkaplerow und Pjotr Dubrow, den US-Amerikanern Mark
Vande Hei, Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron und dem Deutschen
Matthias Maurer – mit Jubel, Umarmungen, Händeschütteln, Klatschen,
hochgestreckten Daumen und Erinnerungsfotos empfangen.
Auf der Erde sorgten auch die Fluganzüge, die die Kosmonauten dabei trugen,
für Gesprächsstoff: Sie waren gelb mit einigen blauen Aufnähern. Beobachter
erinnerte das an die Farben der ukrainischen Flagge. Ob damit eine
Botschaft verbunden war, war zunächst unklar. Seit Beginn des Krieges
drücken viele Menschen mit Flaggen und den ukrainischen Nationalfarben
[13][Unterstützung für die Ukraine] aus.
Einer der Neuankömmlinge, Oleg Artemjew, erklärte jedoch, jede Besatzung
wähle ihre Fluganzüge selbst aus. „Wir haben tatsächlich viel gelbes
Material angesammelt, das wir also benutzen mussten. Deshalb also mussten
wir Gelb tragen.“
Die drei Kosmonauten waren rund drei Stunden vor dem Andocken vom
russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Das hatten
Live-Bilder der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos gezeigt. Zu sehen
war, wie die Rakete in den Nachthimmel über Zentralasien aufstieg.
In der Vergangenheit war anders als diesmal meist ein US-Astronaut oder
etwa ein Astronaut der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa bei Starts in der
Sojus mitgeflogen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa nutzt seit einiger Zeit
wieder US-Raumschiffe zur ISS.
Die wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Moskau verhängten Sanktionen
haben auch die Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland in der
Raumfahrt schwer belastet – auch wenn [14][beide Seiten betonen, die
Station zunächst weiter betreiben zu wollen]. Roskosmos hatte zuletzt
allerdings die Zukunft der ISS nach Auslaufen des Vertrags 2024 offen
gelassen. Die Nasa strebt eine Laufzeit bis 2030 an. (dpa)
19 Mar 2022
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[12] /Krieg-in-der-Ukraine/!5837042
[13] /Frauentag-in-Berlin/!5836493
[14] /Deutsch-Russische-Forschungsprojekte/!5838701
## AUTOREN
Johanna Treblin
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