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# taz.de -- Fragen & Antworten zu Corona: Wie läuft’s mit der Pandemie?
> Die Inzidenzen sind hoch, die Politik lockert. Kommt die Impfpflicht,
> gibt es den Freedom-Day und was macht eigentlich Lauterbach?
Bild: Die Corona-Inzidenz steigt, die Maskenpflicht fällt
1 Fällt der „Freedom Day“ aus?
Kurz gesagt: Ja, zumindest an diesem Sonntag. Denn die Bundesländer sind
[1][mit dem neuen Infektionsschutzgesetz] unzufrieden und sie haben am
Donnerstag angekündigt, die meisten bisherigen Maßnahmen in einer
Übergangszeit bis Ende März oder Anfang April zu verlängern. Ihnen fehlt im
neuen Gesetz vor allem [2][die Maskenpflicht] in allen öffentlichen
Innenräumen.
Nach der Übergangszeit sollen dann grundsätzlich die „Basisregeln“ gelten.
Die schreiben noch eine Maske im öffentlichen Nahverkehr und in
Einrichtungen vor, die mit vulnerablen Gruppen arbeiten. Die Bundesländer
können zudem [3][„Hotspots“ definieren], in denen härtere Maßnahmen gelt…
wie Maskenpflicht in Innenräumen oder Abstandsgebote. Wie genau sie das
umsetzen sollen, wissen sie wohl selbst noch nicht. Bundeskanzler Olaf
Scholz (SPD) zeigte sich am Donnerstagabend aber optimistisch: „Wir
glauben, dass man mit diesen Regeln alles tun kann, was man tun muss.“ Ein
sogenannter Freedom Day mit großer Party wird das nicht.
Allerdings war ein [4][Freedom Day nach englischem Vorbild] auch gar nicht
geplant. Selbst die FDP spricht lieber von „Normalität“, obwohl Freedom gut
zu ihrer Ideologie passen würde. Vielleicht klang das zu sehr nach
Querdenken? Lediglich die AfD beantragte einen „Tag der Freiheit“.
2 Darf ich meine Masken wegwerfen?
Sie dürfen sie nicht nur wegwerfen, Sie sollten das sogar tun. Und zwar
regelmäßig. Denn die handelsüblichen Masken sind prinzipiell
Einwegprodukte, die man nicht allzuoft nutzen sollte.
Das wird sich durch die Lockerungen nicht ändern. Allerdings wird es
wichtiger, welche Maske man trägt. Die sogenannten OP-Masken schützen vor
allem Umstehende vor Infektionen durch herumfliegende Tröpfchen. Ihr
Einsatz ist sinnvoll, wenn möglichst alle in einem Raum maskiert sind. Wenn
dies künftig in Geschäften oder Schulen nicht mehr vorgeschrieben ist,
sollte man wieder mehr an sich selbst denken und eine FFP2-Maske tragen.
Die reduziert das Einatmen der Aerosole und vermindert das Risiko der
eigenen Ansteckung.
3 Kommt die Impfpflicht trotzdem?
Sie ist sogar schon da – zumindest im Gesundheitssektor. Seit Mittwoch gilt
die [5][einrichtungsbezogene Impfpflicht]. Ob eine allgemeine Impfpflicht
hinzukommt, ist noch offen. Bei der [6][Bundestagsdebatte am Donnerstag]
waren fünf Anträge im Rennen. Zwei davon planen eine konkrete Impfpflicht;
einmal ab 18 Jahren und einmal ab 50 Jahren. Ein dritter Antrag sieht vor,
eine Impfpflicht vorzubereiten, aber nur zu nutzen, wenn es nötig ist. Und
die anderen beiden lehnen eine Impfpflicht ab. Der Antrag für eine
Impfpflicht ab 18 hat zwar die meiste Unterstützung, aber keine Mehrheit.
In der ersten Aprilwoche stimmt der Bundestag voraussichtlich ab.
4 Wie ist eigentlich die Lage in den Krankenhäusern?
Die Zahl der coronapositiven Patient:innen in Kliniken ist sehr hoch.
Laut RKI stieg die Hospitalisierungsrate in dieser Woche auf über 7,5. Das
heißt, dass je 100.000 Einwohner:innen 7,5 mit einem positiven Test in
ein Krankenhaus aufgenommen wurden. [7][Experten gehen davon aus,] dass die
Rate eigentlich schon bei 14 liegt – und damit fast [8][so hoch wie an
Weihnachten 2020], als während der zweiten Welle extrem viele Menschen
starben.
Warum es dennoch keinen Aufschrei gibt? Das liegt an der Corona-Variante
Omikron, die zwar milder im Verlauf, aber hoch ansteckend ist. Und wenn
viele Menschen infiziert sind, sind es eben auch viele
Krankenhauspatient:innen, ohne dass sie wegen Covid-19 ins Krankenhaus
kommen. In Rheinland-Pfalz trifft das auf gut die Hälfte der
Patien:innen zu. Ist also alles nur halb so wild?
Zumindest auf den Intensivstationen sieht es so aus. Dort werden aktuell
etwa 2.300 Covid-Patient:innen behandelt, das ist nicht einmal halb so
viel, wie noch im November. „Die Belegung mit Covid-19 liegt deutlich unter
der Spitze der Deltawelle und steigt allenfalls langsam an“, sagt Christian
Karagannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische
Intensivmedizin und Notfallmedizin. Entspannt sei die Lage dennoch nicht.
„Das Hauptproblem in vielen Kliniken ist im Moment der immense
Personalausfall. Dies trifft auf zum Teil ziemlich ausgebrannte Teams ohne
Reserven.“
5 Redet der Twitter-Lauterbach noch mit dem Gesundheitsminister?
Wie eh und je mahnt Karl Lauterbach auf Twitter, dass es wegen der 200 bis
300 Toten pro Tag [9][keinen Freedom Day geben könne]. Er beklagt, dass
Deutschland [10][die höchste Corona Inzidenz] in Europa hat. Und [11][lobt
die Autorin Margarete Stokowski], die [12][über ihr Leben mit Long Covid
geschrieben] und den Gesundheitsminister kritisiert hat. Dabei heißt der
mittlerweile: Karl Lauterbach. Im Netz wird die Frage gestellt, ob der
Twitter-Karl nicht mal mit dem Minister reden könne.
Ganz so fremd sind sich die beiden aber nicht. Zwar verteidigt der Minister
weiterhin das Auslaufen der Maßnahmen. Aber er twittert auch, dass die
Länder erst mal selber ihre Möglichkeiten ausschöpfen müssten. Und er
[13][greift als letztes Mittel sogar zu Großbuchstaben]: „Maske und 2G+
ohne drohende Überlastung? Machen weder Gerichte noch FDP. Mag man nicht
mögen. Aber so IST es. Somit kämpfe ich um jede mögliche Verbesserung der
Lage. Lasse mich gerne kritisieren wo angemessen. ABER MEHR GEHT JETZT
NICHT, DAS MÖGLICHE MUSS MAN SOFORT NUTZEN.“ Das ist die personifizierte
Verbindung von virtueller und realer Gesundheitspolitik.
6 Wie schlimm sind diese Rekordzahlen gerade?
Bis zu 300.000 Corona-Infektionen am Tag – und dennoch ist es nicht
vollkommen absurd, dass über Lockerungen debattiert wird. Denn Omikron hat
eine niedrigere Letalität. Aktuell werden nur 12 bis 13 Todesopfer pro
10.000 Infizierten registriert. Während der dritten Coronawelle im Frühjahr
2021 waren es bis zu 500. Man könnte Corona tatsächlich abhaken, wenn die
Zahl der Infizierten nicht so hoch wäre. Etwa 18 Millionen Infektionen hat
das RKI seit Beginn der Pandemie registriert, die Hälfte davon, also 9
Millionen allein in den letzten 7 Wochen. Trotz niedriger Letalität gibt es
deshalb rund 200 Tote pro Tag, in etwa so viel wie bei der 1. und der 3.
Welle.
„Die Weltgesundheitsorganisation weist darauf hin, dass auch ein
pandemisches Virus, das bei gesunden Menschen überwiegend vergleichsweise
milde Symptome verursacht, durch die hohe Zahl von Erkrankten in einem
begrenzten Zeitraum die Gesundheitssysteme eines Staates überlasten könne.“
Das steht in einem RKI-Bericht über die Grippe-Welle 2016/17. Hier ähneln
sich Corona und die angeblich harmlose Grippe tatsächlich einmal sehr.
7 Wo soll das alles hinführen?
Corona wird bleiben. Die Frage ist nur: Wie präsent bleibt es. Karl
Lauterbach sprach kürzlich von vier Szenarien für den Herbst. Omikron
bleibt, Delta kommt zurück, die beiden verbünden sich oder es kommt eine
neue Variante. Wer nicht geimpft ist, wird ein Problem haben. Der große
Rest wird lernen, mit dem Virus zu leben.
19 Mar 2022
## LINKS
[1] /Umstrittenes-Ende-der-Maskenpflicht/!5838446
[2] /Geplante-Coronalockerungen/!5838468
[3] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5840873
[4] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/corona-freedomday-101.html
[5] /Einrichtungsbezogene-Impfpflicht/!5837055
[6] /Bundestagsdebatte-zur-Corona-Impfpflicht/!5842369
[7] https://twitter.com/gereonas/status/1504393727170813953
[8] https://twitter.com/gereonas/status/1504394482376224768
[9] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1502625476355006467
[10] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1502938901240983554
[11] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1503816314535743493
[12] https://www.spiegel.de/kultur/coronavirus-freedom-day-oder-nicht-long-covi…
[13] https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1504394676933210116
## AUTOREN
Gereon Asmuth
David Muschenich
## TAGS
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