# taz.de -- Russisches Parlament zur Ostukraine: Der Kreml applaudiert sich | |
> Russlands Duma stimmt einhellig für die Anerkennung der sogenannten | |
> Volksrepubliken Donezk und Luhansk. Auch der Föderationsrat gibt grünes | |
> Licht. | |
Bild: Votiert für die Anerkennung der Seperatistengebiete: Sitzung der Duma am… | |
Berlin taz | Wenn es pressiert, kann das russische Parlament auch mal im | |
Akkord arbeiten. Am Dienstag stimmte das Unterhaus, die Duma, der | |
Anerkennung der beiden sogenannten ostukrainischen Volksrepubliken | |
[1][Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten] zu. 400 Abgeordnete | |
votierten mit ja, Gegenstimmen gab es keine. | |
Bereits in der vergangene Woche hatte das Parlament auf Betreiben von | |
Abgeordneten der Kommunistischen Partei sowie der Kremlpartei Einiges | |
Russlands eine entsprechende Aufforderung an Präsident Wladimir Putin | |
gerichtet und mit großer Mehrheit verabschiedet. Am Montagabend hatte | |
Putin, nach einer angeblich live übertragenen Sitzung des Sicherheitsrats, | |
ein entsprechendes Dekret unterzeichnet. In der Nacht zu Dienstag wurden | |
erste Bewegungen russischer Truppen in Richtung Luhansk und Donezk | |
gemeldet. | |
Ebenso einstimmig wie die Unabhängigkeitserklärung winkten die | |
Volksvertreter in zweiter und dritter Lesung auch die Ratifizierung | |
verschiedener Verträge über Freundschaft und Beistand zwischen der | |
Russischen Föderation und den „Volksrepubliken“ durch. Laut Text der | |
Verträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren nebst der Option einer | |
Verlängerung und der Einführung des russischen Rubel als Währung heißt es, | |
Russland werde sich an der Verteidigung der Grenzen der Republiken | |
beteiligen und ermächtigt, die dortige militärische Infrastruktur sowie | |
Militärbasen zu nutzen. Ihre Abstimmung begleiteten die Abgeordneten mit | |
stehenden Ovationen. Auch die zweite Parlamentskammer, der Förderationsrat, | |
segnete die Beschlüsse ab. | |
## Rückkehr der Ukraine in den „Mutterleib“ | |
Vor dem eigentlichen Votum in der Duma hatte der Abgeordnete von der | |
Liberaldemokratischen Partei Russlands (LDPR), Andrei Lugovoi, der des | |
Giftmordes an dem Ex-KBGler Alexander Litwinenko 2006 in Großbritannien | |
beschuldigt wird, gesagt, die gesamte Ukraine müsse in den Mutterleib | |
zurückkehren und nicht nur die beiden Volksrepubliken. Dazu führte er ein | |
Video von LDPR-Chef Wladimir Schirinowski vor, in dem dieser den Einmarsch | |
Russlands in die Ukraine für den 22. Februar 2022 voraussagt. Auch diese | |
filmische Einlage quittierten die Anwesenden mit Beifall. | |
Der Vorsitzende der Partei Gerechtes Russland, Sergei Mironow, sagte, der | |
Tag der Anerkennung der beiden Republiken werde in Erinnerung bleiben wie | |
der 9. Mai (Ende des Großen Vaterländischen Krieges, Anm. d. Red.) sowie | |
der Tag der Wiedervereinigung mit der Krim. [2][Der Regierung in Kiew warf] | |
er vor, einen Genozid an den Brüdern im Donbass zu begehen, und kündigte | |
an, dass Russland die separatistischen Republiken verteidigen werde. | |
Was das genau heißt, blieb auch am Dienstag unklar. Das russische | |
Innenministerium kündigte an, vorerst keine Truppen in die | |
„Volksrepubliken“ schicken zu wollen. Sollte es zu einer Bedrohung kommen, | |
werde man entsprechend den Verträgen handeln. Verschwiemelt äußerte sich | |
auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auf mehrfache Nachfragen von | |
Journalist*innen, in welchen Grenzen Russland die „Volksrepubliken“ | |
anerkannt habe, antwortete er: Innerhalb derer, die sie selbst proklamiert | |
hätten. Dem habe er nichts hinzuzufügen. | |
22 Feb 2022 | |
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[2] http://Alexander%20Litwinenko | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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