# taz.de -- Ende von Russlands Europarat-Mitarbeit: Desaster für Putins Kritik… | |
> Der Europarat galt selbst im Tschetschenienkrieg als Gesprächskanal. | |
> Jetzt will sich Russland zurückziehen – auch aus der | |
> Menschenrechtskonvention. | |
Bild: Auch in Russland demonstrieren Menschen gegen die Invasion in der Ukraine | |
Wohl denen, die weiter auf Verhandlungen mit Russland setzen. Das Moskauer | |
Außenministerium hat jetzt angekündigt, sich von den Sitzungen des | |
Europarates zurückzuziehen und die Institution zum Jahresende ganz zu | |
verlassen. Damit fühlt sich Moskau auch nicht mehr an die Europäische | |
Menschenrechtskonvention gebunden. | |
Die Begründung ist hanebüchen. [1][Russland] könne die „subversiven | |
Aktionen der unfreundlichen EU- und Nato-Staaten nicht mehr mittragen, die | |
die Organisation sowie den gemeinsamen humanitären und rechtlichen Raum | |
zerstören“, heißt es in der Erklärung. | |
Aber hat der Europarat Russland nicht gerade erst die Vertretungsrechte im | |
Ministerrat und der Parlamentarischen Versammlung entzogen? Stimmt. Nur war | |
das die einzig mögliche Reaktion auf Putins Angriffskrieg gegen die | |
Ukraine, der schon jetzt viele Zivilist*innen das Leben gekostet und | |
über zwei Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat. Andernfalls hätte | |
sich der „Hüter von Demokratie“ vollends lächerlich gemacht. | |
Dabei war der Geduldsfaden des Europarates lang. 1996, noch während des | |
ersten [2][Tschetschenienkrieges], wurde Russland aufgenommen. | |
Befürworter*innen argumentierten, über die Straßburger Organisation | |
könne man auf Russlands Entwicklung Einfluss nehmen und das Land einhegen. | |
Von wegen. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Ausbruch | |
des Krieges in der Ostukraine 2014 wurde Russland das Stimmrecht in der | |
Parlamentarischen Versammlung entzogen – eine Entscheidung, die 2019 wieder | |
rückgängig gemacht wurde. Die Türen blieben offen. | |
Doch nun könnten sie bald ganz zu sein. Das ist ein Desaster – vor allem | |
für Putin-kritische [3][Russ*innen], deren Menschenrechte massiv verletzt | |
werden. Ihnen wird der Gang vor den Europäischen Gerichtshof für | |
[4][Menschenrechte] künftig versperrt sein. Dabei wäre diese Option gerade | |
jetzt so wichtig, wo Wladimir Putin auch dem eigenen Volk den „Krieg“ | |
erklärt hat. Derzeit häufen sich Berichte, der Geheimdienst FSB mache auch | |
vor Jugendlichen nicht Halt, die den Ukrainekrieg infrage stellen. | |
10 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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