# taz.de -- Luca-App in Hamburg: Hintertür bleibt offen | |
> Hamburg verzichtet auf die Kontaktverfolgung. Die Stadt will ihren | |
> Vertrag mit dem Betreiber der Luca-App aber nicht endgültig kündigen. | |
Bild: Manchmal noch Pflicht, aber wohl nicht mehr lange: das Einchecken mit der… | |
Bremen taz | Ab Samstag müssen Hamburger Kneipen, Kinos und Co. nicht mehr | |
die persönlichen Daten ihrer Besucher:innen aufnehmen. Die nach wie vor | |
geltende Regel, nach der nur Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen Test | |
zu Veranstaltungen oder in Restaurants dürfen, reiche zum Schutz, so die | |
Argumentation des Senats. | |
Das müsste auch in Hamburg [1][das Aus der Luca-App] bedeuten – oder? | |
Tatsächlich hat sich die Stadt eine Hintertür offen gehalten. „Wir nutzen | |
die Luca-App ab Samstag nicht mehr, aber wir stellen sicher, dass wir sie | |
in Zukunft kurzfristig wieder nutzen können“, sagte Senatssprecher Marcel | |
Schweitzer am Montag. | |
Heißt: Auf die Datenerhebung über die App wird zwar verzichtet, aber der | |
Vertrag mit der Firma Culture4Life um den Rapper Smudo nicht gekündigt. Ob | |
und wann wieder eine Phase in der Pandemie kommt, in der eine | |
Kontaktverfolgung nötig ist, wisse niemand, so die Begründung. | |
Laut der Finanzbehörde wird die Stadt bis Ende März 663.000 Euro für die | |
Nutzung der App ausgegeben haben. Die „Bereitstellung“ und die „technische | |
Anschlussfähigkeit der Stadt“ koste ab dann monatlich 4.000 Euro. Die | |
Corona-Warn-App des Bundes sei keine Alternative, sagt Behördensprecher | |
Claas Ricker. Sie sei kein Instrument der Kontakterhebung, „bei dem die | |
Gesundheitsämter aktiv auf die betroffenen Bürgerinnen und Bürger zugehen | |
können, da ihnen die relevanten Kontaktdaten nicht vorliegen“. | |
## Gute Idee mit Sicherheitslücken | |
Denn genau das war die Idee von Luca: Gesundheitsämter sollten direkt auf | |
die Daten der App zugreifen können, um Menschen, die mit Infizierten in | |
Kontakt waren, warnen zu können. Die Corona-Warn-App hingegen meldet eine | |
Gefahr nur an die betroffene Person selbst. Das Problem dabei: Die | |
sensiblen Daten von Nutzer:innen der Luca-App werden zentral | |
gespeichert, [2][Sicherheitslücken wurden immer wieder entdeckt]. Bei der | |
Corona-Warn-App hingegen spielt Datenschutz eine große Rolle. | |
In vielen Ländern ist mittlerweile klar, dass die Luca-App nicht nur | |
datenschutzrechtlich problematisch ist, sondern auch fast nichts gebracht | |
hat: „Der Einsatz der Luca-App hat im vergangenen Jahr bei der | |
Kontaktnachverfolgung keinen großen Mehrwert gezeigt“, sagte Bremens | |
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zur Kündigung der Verträge in | |
Bremen. Hier habe es nur „[3][wenige Abfragen] durch das Gesundheitsamt“ | |
gegeben. | |
Bremen, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen, Berlin | |
– viele Länder verlängern ihre Verträge mit Culture4Life nicht, die im | |
Frühjahr auslaufen. 13 Bundesländer hatten die App genutzt. Trotzdem gibt | |
Luca nicht auf: In einer aktuellen Erklärung heißt es, man wolle der | |
Gastronomie „ein umfassendes Digitalisierungsangebot“ machen. „Im nächst… | |
großen Update integrieren wir Bezahl-Services und den Personalausweis in | |
die App.“ | |
Gezwungen wurde niemand, die App zu nutzen. Meistens gab es vor Ort | |
Alternativen: Die Corona-Warn-App, [4][analoge Zettel] – in Bremen sogar | |
die stadteigene Variante „Gast Bremen“.Im Gegensatz zu Hamburg bleibt | |
Bremen bei der Kontaktverfolgung. Ob über Listen, die Corona-Warn-App oder | |
„Gast Bremen“ werde sich in den nächsten Wochen zeigen, so Bernhard. | |
## Hamburgs Opposition ist für die Kündigung | |
Aus Sicht der oppositionellen CDU-Fraktion in Hamburg „macht es keinen | |
Sinn, dass die Stadt am Vertrag für die Luca-App weiter festhält“, so der | |
parlamentarische Geschäftsführer Dennis Gladiator. Denn die | |
Kontaktverfolgung funktioniere bereits seit einiger Zeit nicht mehr, eine | |
Erhebung von Daten sei daher sinnlos. | |
Wenn künftig wieder Bedarf bestehen sollte, reiche die Corona-Warn-App. Die | |
Fraktion beantragte am Mittwoch, den Vertrag mit der Luca-App zu kündigen, | |
erhielt dafür in der Bürgerschaft aber keine Mehrheit. Die | |
Vertreter:innen der Regierungsfraktionen sparten das Thema aus und | |
riefen dazu auf, künftig die Corona-Warn-App zu nutzen. | |
Die Linke forderte in der Bürgerschaft ebenfalls eine Kündigung der | |
Verträge. Bis Ende Februar ginge das noch, sagte Metin Kaya, | |
Fraktionssprecher für Technologie. „Lassen sie uns Smudo nur noch das | |
machen, was er am besten kann: rappen.“ | |
2 Feb 2022 | |
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[4] /Zettelwirtschaft-statt-QR-Code-und-App/!5826275 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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erfüllt. |