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# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Empfehlung für Impfung Nummer 4
> Eine Lockdown-Studie von Ökonomen stößt bei Experten auf Skepsis. Die
> Stiko empfiehlt eine vierte Impfung. Italien beginnt mit der Auslieferung
> eines Corona-Medikaments.
Bild: Ein Spritzenfoto geht noch: Geht es bald zur Impfung Nr. 4?
## Italien beginnt mit Auslieferung von Corona-Medikament Paxlovid
Eine Woche nach der Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA
beginnt Italien mit der Auslieferung des Covid-19-Medikaments Paxlovid. Ab
Freitag sollen die Regionen und autonomen Provinzen die ersten 11.200
Einheiten der Pille des US-Herstellers Pfizer erhalten, teilte der
italienische Corona-Koordinator, General Francesco Figliuolo, am Donnerstag
mit.
Paxlovid kann von Patienten zu Hause oral eingenommen werden. Die Pille
gilt als sehr effektiv vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen – bei
ihnen soll sie das Risiko von sehr schweren Krankheitsverläufen um 89
Prozent senken. Der große Vorteil ist, dass Patienten die Tablette daheim
nehmen können und nicht für eine Infusion in Kliniken müssen.
Italien hat mit Pfizer einen Vertrag für die Lieferung von 600.000
Einheiten Paxlovid abgeschlossen. Diese sollen im Laufe des Jahres
ausgeliefert werden. (dpa)
## Lockdown-Studie von Ökonomen stößt bei Experten auf Skepsis
Die Studie dreier Ökonomen über einen angeblich sehr geringen Einfluss von
Lockdown-Maßnahmen auf Todeszahlen in der Corona-Pandemie haben Experten
kritisch bewertet. Die Kernaussage, Lockdowns verhinderten keine oder kaum
Todesfälle, ist aus Sicht des Leiters des Instituts für
Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie an der Universität
Marburg, Max Geraedts, „so nicht haltbar“.
Ihr Papier bezeichnen die Autoren Jonas Herby, Lars Jonung und Steve H.
Hanke als sogenannte Meta-Studie, die als eine Art Überblick die Daten von
rund 30 Einzelstudien und Arbeitspapieren zusammenfasse. Es gebe eine Fülle
wissenschaftlich qualitativ wesentlich hochwertiger Studien, „die aber auf
der Basis der von den Autoren gewählten Auswahlkriterien nicht
berücksichtigt wurden“, teilte Geraedts der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
mit.
Herby und seine Kollegen kommen in ihrem Papier zu dem Schluss, dass
staatlich geregelte Maßnahmen weltweit im Vergleich zu Empfehlungen und
freiwilligen Verhaltensänderungen der Bevölkerung kaum Effekt gehabt
hätten: In der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 sei aus den
untersuchten Studien herauszulesen, dass die Covid-Todesrate durch
verordnete Regelungen um nur 0,2 Prozent gesenkt worden sei.
Der Ökonom Andreas Backhaus von der Ludwig-Maximilians-Universität München
analysiert, dass einige der untersuchten Einzelstudien „nicht übermäßig
überzeugend“ seien. Sie erhielten „in der Meta-Analyse jedoch ein sehr
hohes Gewicht, treiben also das Gesamtergebnis“, twitterte er über das
US-Papier.
Die Untersuchung von Herby und seinen Kollegen wurde in keinem Journal
herausgegeben, sondern Ende Januar von einem der Autoren auf der Homepage
des Johns Hopkins Institute for Applied Economics veröffentlicht. „Dadurch
umgehen die Autoren die Begutachtung durch Fachleute (Peer Review), eine
der wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft“,
teilte der Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen der dpa
mit. „Studien im Eigenverlag herauszugeben ist absolut unüblich und
unwissenschaftlich.“ (dpa)
## Zweite Boosterimpfung wird empfohlen
Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich für eine zweite
Corona-Auffrischimpfung für gesundheitlich besonders gefährdete und
exponierte Gruppen aus. Das teilte das Expertengremium am Donnerstag mit.
Für Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit
Immunschwäche sowie Beschäftigte in medizinischen und Pflegeeinrichtungen
soll es eine zweite Boosterimpfung geben. Ein Beschlussentwurf sei zur
Abstimmung an Fachkreise und Bundesländer gegangen, Änderungen seien noch
möglich.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich außerdem für den Einsatz
des Corona-Impfstoffs von Novavax für Menschen ab 18 aus. Der
Proteinimpfstoff solle zur Grundimmunisierung mit zwei Dosen im Abstand von
mindestens drei Wochen eingesetzt werden, teilte das Expertengremium am
Donnerstag mit. Ein entsprechender Beschlussentwurf sei zur Abstimmung an
Fachkreise und Bundesländer gegangen, daher seien Änderungen noch
möglich.(dpa)
## Inzidenz steigt auf Rekordwert
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet mit 236.120 Positiv-Tests binnen 24
Stunden einen neuen Höchstwert. Das sind 32.984 Fälle mehr als am
Donnerstag vor einer Woche, als 203.136 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die
bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen Rekordstand von 1.283,2
von 1.227,5 am Vortag. 164 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem
Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 118.334.
Insgesamt fielen in Deutschland bislang [1][mehr als 10,42 Millionen
Coronatests positiv aus.] (rtr)
## Forderungen nach Stufenplänen
Die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)
fordern Stufenpläne für Öffnungsschritte in der Corona-Politik. „Wenn sich
das Infektionsgeschehen so entwickelt, wie von Epidemiologen
prognostiziert, werden die Fallzahlen von Ende Februar an allmählich
sinken“, sagt der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Bund und Länder sollten deshalb
vorbereitet sein und möglichst schon jetzt Stufenpläne für Öffnungen
vorbereiten, die dann hoffentlich bald umgesetzt werden können.“ Noch seien
die Einschränkungen aber unumgänglich. „Deutschland hat die zweitälteste
Bevölkerung in Europa und eine im Vergleich zu Dänemark und England
niedrige Impfquote unter Älteren.“ Auch der Vorstandsvorsitzende der
Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sagt dem RND, es sei
jetzt angesichts steigender Patientenzahlen in den Krankenhäusern nicht der
richtige Zeitpunkt für Lockerungen. „Aber natürlich benötigen wir für die
nahe Zukunft, wenn wir die Omikron-Welle hinter uns gebracht haben, klare
Perspektiven für Öffnungen.“(rtr)
## Lindner gegen 2G-Regel im Einzelhandel
Finanzminister Christian Lindner spricht sich für die Abschaffung der
2G-Regel im Einzelhandel aus. Der FDP-Chef fordert bei RTL/ntv klare
Öffnungsperspektiven und verweist darauf, dass die gesetzlichen Grundlagen
der Corona-Maßnahmen am 19. März auslaufen. „Es geht nicht darum, dass
jetzt alle Maßnahmen fallen.“ Notwendig sei eine verlässliche Planung. „D…
Maßnahmen, die aber wirtschaftlichen Schaden anrichten und die Menschen in
ihrer Freiheit einschränken, ohne einen wirksamen Beitrag zu leisten zur
Bekämpfung des Pandemiegeschehens, solche Maßnahmen müssen entfallen. Und
deshalb ist 2G im Handel nicht erforderlich, die Maske ist es schon.“ (rtr)
## Omikron führt zu hohen Infektionszahlen in den USA
In den USA breitet sich die bereits seit einiger Zeit dominierende
Omikron-Mutante weiter aus. Die Gesundheitsbehörden melden mindestens
352.309 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das ergibt eine Reuters-Zählung
auf Basis offizieller Daten. Am Vortag waren es noch knapp 302.000
nachgewiesene Ansteckungsfälle. Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie
75,64 Millionen Infektionsfälle registriert. Die Zahl der Todesfälle in
Zusammenhang mit dem Virus steigt um mindestens 3.701 auf 897.383. Die USA
weisen weltweit die höchsten Infektions- und Totenzahlen auf.
Fluggesellschaften, Wirtschafts- und Reiseverbände in den USA dringen auf
eine Aufhebung der Testpflicht vor internationalen Flügen für Geimpfte.
„Umfragen unter Passagieren zeigen, dass Tests vor dem Abflug ein wichtiger
Faktor für die Entscheidung sind, nicht ins Ausland zu reisen. Die Menschen
sind einfach nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass sie nicht mehr in
die USA zurückkehren können“, schreiben der Branchenverband Airlines for
America, die US-Handelskammer, die Aerospace Industries Association und die
US-Travel Association an den Coronavirus-Koordinator des Präsidialamtes,
Jeff Zients. Dieses lehnt eine Stellungnahme ab. (rtr)
## Neuseeland lockert Einreise
Neuseeland lockert ab Ende Februar die Einreisebestimmungen. Geimpfte
Neuseeländer, die sich in Australien aufhalten, können ab dem 27. Februar
ohne Quarantäne in ihre Heimat zurückkehren, sagt Ministerpräsidentin
Jacinda Ardern. Aus allen anderen Ländern sei die quarantänefreie Einreise
für geimpfte Staatsbürger zwei Wochen später möglich. Geimpfte
Rucksacktouristen, Fachkräfte und ausländische Studenten werden ab März ins
Land gelassen und können sich selbst isolieren, anstatt in staatlichen
Quarantäneeinrichtungen untergebracht zu werden. Touristen aus Australien
ist die Einreise ab Juli gestattet, Reisenden aus dem Rest der Welt ab
Oktober. (rtr)
## Integrationsbeauftragte: Menschen mit Migrationshintergrund gezielt beim
Impfen ansprechen
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hat
bei der Impfkampagne eine gezielte Ansprache von Menschen mit
Einwanderungsgeschichte gefordert. Sie setze dabei vor allem auf
aufsuchende Beratung und Aufklärung in verschiedenen Sprachen, sagte die
SPD-Politikerin am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“. „Wir müssen da jet…
wirklich große Anstrengungen setzen.“ Am vergangenen Wochenende hatte
Alabali-Radovan eine Corona-Impfaktion in den Berliner Neukölln-Arkaden
besucht.
Alabali-Radovan wies auf die weiter unklare Datenlage zu dem Impfverhalten
von Migranten hin. „Die Studien, die bisher existieren, sind da noch nicht
so aussagekräftig“, sagte sie. Sie verwies darauf, dass in Bundesländern
mit niedriger Impfquote wie Brandenburg, Sachsen und Thüringen der Anteil
der Menschen mit Einwanderungsgeschichte kleiner sei als etwa in Bremen,
dem Land mit der höchsten Impfquote. „Da sehen wir, dass wir genauer
hinschauen müssen“, sagte die SPD-Politikerin. Sie blicke daher gespannt
auf die Studie zur Impfbereitschaft von Migranten, die am
Donnerstagvormittag vorgestellt werden sollte. (dpa)
3 Feb 2022
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