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# taz.de -- Petition der Woche: Bis Karl Lauterbach sie hört
> Endometriose ist eine schmerzhafte Krankheit, doch sie wird oft nicht
> erkannt und verharmlost. Theresia Crone, selbst Betroffene, will das
> ändern.
Bild: Theresia Crone kämpft für mehr Aufklärung und eine bessere medizinisch…
Endometriose? Nie gehört? Kein Wunder, so geht es vielen – obwohl
Endometriose die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung in Deutschland
ist und häufiger auftritt als Diabetes Typ 2.
Bei einer Endometriose wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch
außerhalb der Gebärmutter – zum Beispiel an den Eierstöcken, im Beckenraum
oder am Darm. In extremen Fällen können die sogenannten Endometrioseherde
auch außerhalb des Bauchraums auftreten. Sie können zyklisch bluten, sich
entzünden und sehr starke Unterleibsschmerzen verursachen, sowohl während
der Periode als auch unabhängig davon.
Die Krankheit betrifft in Deutschland [1][eine von zehn] Frauen
beziehungsweise Menschen, die einen Uterus haben oder hatten. Theresia
Crone ist eine davon. Die 19-jährige Studentin hat ihre Endometriose
anfangs als Lebensmittelunverträglichkeit abgetan.
Als sie ihre Symptome schilderte, bekam sie von vielen Seiten – auch von
Mediziner:innen – gesagt, dass Periodenschmerzen normal seien. Während
des Abiturs hatte sie dann so starke Schmerzen, dass sie ohne Opiate nicht
mehr schlafen und essen konnte. Erst durch einen Besuch im
Endometriosezentrum wurde die Krankheit daraufhin bei ihr diagnostiziert.
Mit der [2][Petition #EndEndoSilence] wendet sich Crone jetzt an das
Gesundheitsministerium und sammelt Stimmen für eine nationale
Endometriosestrategie. Frankreich verkündete erst im Januar eine
solche Kampagne, in Australien ist sie längst umgesetzt. Einen Entwurf mit
15 Forderungen hat die Endometriose-Vereinigung Deutschland bereits
ausgearbeitet.
## Auch Mediziner:innen wissen nicht Bescheid
Etwa: ein kostenloser jährlicher Vaginal-Ultraschall und eine
Aufklärungskampagne. Crone vermutet, dass die Unkenntnis auch mit der
Stigmatisierung der Periode zusammenhängt: „Stell dich nicht so an“ oder
„Du willst doch nur keinen Sport machen“ seien typische Kommentare, die
sich Betroffene anhören müssten. Aufklärung ist auch unter
Mediziner:innen nötig: Vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose
vergehen im Schnitt zehn Jahre.
Eine weitere Forderung der Petition: Es sollen endlich mehr Fördergelder
für die Forschung zu Endometriose vom Bund bereitgestellt werden. Zuletzt
waren es jährlich durchschnittlich circa 25.000 Euro – eine lächerlich
geringe Summe.
Eine der wichtigsten Maßnahmen für Crone: „Endometriose muss als chronische
Krankheit anerkannt werden.“ Künftig könnte es so für Betroffene einfacher
werden, dass ihre Erkrankung als Behinderung anerkannt wird oder dass
Rehamaßnahmen genehmigt werden. Denn häufig sitzen auch in der Verwaltung
oder in Krankenkassen Mitarbeiter:innen, die Endometriose nicht
einschätzen können und Anträge daher ablehnen.
Crone erklärt, dass derzeit nicht einmal die Pille – ein häufig
verschriebenes Medikament bei Endometriose – von den Krankenkassen
übernommen werde. Die Diagnose Endometriose stelle somit auch eine
finanzielle Belastung dar.
Die Petition läuft seit einer Woche und wurde von fast 70.000 Menschen
unterzeichnet. Ein Enddatum steht noch nicht fest, Crone sagt: „Wir machen
so lange weiter, bis wir mit Karl Lauterbach eine nationale
Endometriosestrategie verkünden.“
5 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.endometriose-vereinigung.de/files/endometriose/ueber%20uns/Endo…
[2] https://www.change.org/p/gesundheitsminister-prof-dr-karl-lauterbach-endend…
## AUTOREN
Sophie Fichtner
## TAGS
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