# taz.de -- Veranstaltung am Holocaustgedenktag: Neonazis torpedieren Online-Vo… | |
> Bei einer Zoom-Konferenz der Gedenkstätte Ahrensbök wählten sich Neonazis | |
> ein. Sie hielten Hakenkreuze in die Kamera und zeigten | |
> Enthauptungsvideos. | |
Bild: Öffentlich zugängliche Videokonferenz: schwer zu kontrollieren, wer sic… | |
Zum [1][Holocaustgedenktag] in der vergangenen Woche organisierte die | |
Gedenkstätte Ahrensbök in Schleswig-Holstein eine Zoom-Veranstaltung. Der | |
Historiker und Zeitzeuge Jörg Wollenberg sprach dort über den Todesmarsch | |
von Auschwitz nach Holstein und die Bombardierung der „Cap Arcona“ mit | |
Tausenden KZ-Häftlingen an Bord. Nach etwa 30 Minuten begannen sechs | |
rechtsextreme Männer das Gedenken „zu torpedieren“, sagt | |
Gedenkstättenleiter Sebastian Sakautzki. | |
Die virtuelle Veranstaltung war auf der [2][Website der Gedenkstätte] | |
beworben worden. Einzelne Medien wiesen vorab auf den Vortrag hin. Nach | |
einer namentlichen Anmeldung war eine Teilnahme möglich. | |
Die Täter hätten aber offensichtlich keine Klarnamen benutzt, sagt | |
Sakautzki. So gelang es ihnen, sich bei der Zoom-Veranstaltung einzuwählen. | |
Beim Vortrag begannen sie, Hakenkreuze und weitere Schmierereien in ihre | |
Kameras zu halten. Sie skandierten „Heil Hitler“ und zeigten Aufnahmen von | |
rechtsextremen Aufmärschen. Sakautzki unterbrach die Veranstaltung. | |
Einem Teil der Störer gelang es, sich bei einem Neustart wieder | |
einzuwählen, um Enthauptungsvideos zu zeigen. Erneut wurde unterbrochen. | |
Erst beim zweiten Neustart gelang es den Tätern nicht mehr, sich wieder | |
einzuschalten. | |
Seit Beginn der Pandemie finden verschiedene Online-Veranstaltungen zum | |
historischen Nationalsozialismus und aktuellen rechten Entwicklungen statt. | |
Störaktionen und [3][Provokationen] kamen seither immer wieder vor. | |
Am Montag hat die Gedenkstätte Anzeige wegen der Störaktion erstattet. | |
„Diese Störaktion bleibt von uns nicht unwidersprochen“, hatte Daniel | |
Hettwich, Vorsitzender des Trägervereins, zuvor angekündigt. „Dass die | |
vermutlich Rechtsradikalen dieses historische Datum und den Vortrag eines | |
Zeitzeugen als Plattform nutzten, macht deutlich, wie wichtig die Arbeit in | |
der Gedenkstätte ist“, sagt er. | |
Gedenkstättenleiter Sakautzki geht davon aus, „dass die Aktion geplant und | |
arbeitsteilig organisiert war“. Er sei dankbar, dass Wollenberg sein | |
Referat unbeirrt fortsetzen wollte. „Auch seitens der Zuhörer, von denen | |
einige so geistesgegenwärtig gewesen waren, Fotos von den Störer-Szenen zu | |
machen, ist der Zuspruch, sich nicht einschüchtern zu lassen, groß | |
gewesen.“ | |
Tobias von Pein, SPD-Landtagsabgeordneter, zeigt sich entsetzt von der | |
Störaktion: „Das ist nicht nur ekelerregend, es ist auch ein Zeichen für | |
die Aggressivität von Rechtsextremisten, die in der gesamten Gesellschaft | |
Boden erobern und zugleich Demokraten und Antifaschisten zurückdrängen | |
wollen.“ | |
Der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz geht aktuell von 120 | |
NPD-Mitgliedern und 10 Anhänger:innen der Partei „Die Rechte“ aus. Das | |
„Personenpotenzial“ im rechten Spektrum liege insgesamt aber bei 920 | |
Personen. 56 Straf- und drei Gewalttaten verübten rechte Täter:innen in | |
der Region Ostholstein im Jahr 2020. | |
3 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Holocaust-Ueberlebende-als-Zeitzeugen/!5827548 | |
[2] http://www.gedenkstaetteahrensboek.de/ | |
[3] /Zeigen-von-Reichssymbolik-im-Unterricht/!5752715 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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