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# taz.de -- Elternprotest gegen Erzieherin in Halle: Für die Kita zu rechts?
> In Halle fordern Eltern, dass eine Kita-Angestellte geht. Sie glauben
> nicht, dass die Frau ihre rechtsextreme Gesinnung zu Hause lassen kann.
Bild: Wenn Eltern ihre Kinder an der Garderobe abgeben, vertrauen sie in die Ko…
Dresden taz | Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, sagt der
Volksmund. Heikel wird es, wenn der „Schnaps“ im aktiven Engagement in
einer rechtsextremen Gang und Tätlichkeiten auf Demonstrationen besteht;
der „Dienst“ aber in Kindererziehung. Eltern in Halle an der Saale
beschäftigt seit Jahresbeginn die Rückkehr einer solchen Erzieherin nach
ihrer vorläufigen Beurlaubung durch den Wohlfahrtsverband Volkssolidarität
als Arbeitgeber. Sie protestieren gegen deren Weiterbeschäftigung als
„Springerin“ im Rotationsprinzip wegen des Personalmangels. Im Dienst
konnte ihr allerdings keine nazistische Beeinflussung der Kinder
nachgewiesen werden.
Caroline K. ist die Lebensgefährtin [1][des über Sachsen-Anhalt hinaus
bekannten Neonazis Sven Liebich.] Als der 2020 zu einem Gerichtstermin
geladen war, attackierte sie ein Fernsehteam des ZDF. Für ihre vorläufige
Suspendierung sorgte im November des gleichen Jahres ein Video von
[2][einer militanten „Querdenker“-Demonstration] in Leipzig. Es zeigt sie
und andere gewaltbereite Demonstranten in Auseinandersetzungen mit der
Polizei und bei Tätlichkeiten gegenüber einem Fotografen. Eltern übten
schon damals Druck auf die Volkssolidarität aus. Auch im vergangenen Jahr
wurde Caroline K. auf sogenannten Montagsspaziergängen beobachtet.
Bezeichnenderweise hat das Team der Kita Rainstraße Halle im Januar
festgelegt, dass sie nach ihrem Wiedereinstieg nur in Stoßzeiten und nie
allein mit Kindern Kontakt haben darf. Eine Sprecherin der
Eltern-Arbeitsgruppe berichtet, dass die Eltern eine breite Abwehrhaltung
gegen die Erzieherin und ihr „offensiv rechtsextremes und rassistisches
Gedankengut“ entwickelt hätten. Einzelne beließen ihre Kinder zu Hause und
schickten sie erst jetzt im Februar wieder, nachdem Caroline K. an eine
andere Kita wechselte.
Die Elternvertretung forderte in einem offenen Brief an die
Volkssolidarität, „die Person nicht mehr als Erzieherin einzusetzen“. Die
Gründe für ihre damalige Beurlaubung bestünden fort. Sie sei als
pädagogische Fachkraft wegen des „Mangels an Empathie, Reife und
Verantwortung für das eigene Verhalten“ gänzlich ungeeignet.
## Geschäftsführer verweist auf Verhaltenskodex
An diesem Montag präzisierte die Elternvertretung der Kita Rainstraße ihre
Forderungen. Der Träger solle zu einem neuerlichen Video von K. Stellung
nehmen, arbeitsrechtliche Mittel prüfen und personenbezogene Daten vor
einem möglichen Missbrauch schützen. Mithilfe von Fachberatung könne ein
Ausstiegsangebot unterbreitet werden. Man wolle der Erzieherin nicht die
Existenzgrundlage entziehen, aber sie könne beispielsweise in die
Buchhaltung umgesetzt werden, ergänzt die Elternsprecherin.
In einem zweiten Teil der aktuellen Elternforderungen werden präventiv
Gespräche, eine Leitbild-Diskussion, Fortbildungen und Projektwochen
angeregt. Man erkenne die Sorgen der Eltern an, antwortete Geschäftsführer
Dirk Jürgens vom Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser e. V. den Eltern. Deren
„emotionales Aufbegehren“ sei ihm aber nicht bewusst gewesen.
Der taz gegenüber wies Jürgens darauf hin, dass alle Mitarbeiter einen
Verhaltenskodex unterschrieben haben, der diskriminierendes, gewalttätiges
oder sexistisches Verhalten nicht toleriert. Verstöße dagegen könnten
disziplinarische oder arbeitsrechtliche Folgen haben.
Die Elternvertretung der Kita Rainstraße fordert nun ein Gespräch mit dem
Träger bis zum 15. Februar. Man befürchtet eine Rückkehr der Erzieherin und
glaubt weiterhin nicht, dass sie ihre Gesinnung und Arbeit trennen kann.
Der Fall beschäftigt auch das Landesverwaltungsamt und das Jugendamt Halle.
8 Feb 2022
## LINKS
[1] /Prozess-wegen-Volksverhetzung/!5713998
[2] /Neonazis-in-der-Corona-Protestbewegung/!5758371
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
Kita
Erzieher
Halle
GNS
Demonstration
Kolumne Der rechte Rand
Schwerpunkt Rechte Musik
Reservisten
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