| # taz.de -- Schärfere Regeln für Internetkonzerne: Digitales Grundgesetz für… | |
| > Das EU-Parlament stimmt dem Digital Services Act zu. Onlineplattformen | |
| > sollen künftig mehr gegen illegale Inhalte tun. | |
| Bild: Die EU will Internetunternehmen wie Google stärker regulieren | |
| Brüssel taz | Die EU macht Ernst mit der Regulierung großer Onlinekonzerne | |
| wie Amazon, Facebook oder [1][Google]. Das Europaparlament hat mit großer | |
| Mehrheit für den den sogenannten Digital Services Act (DSA) gestimmt und | |
| damit den Startschuss für die letzten Verhandlungen mit den EU-Staaten | |
| gegeben. Eine Einigung wird im Frühjahr erwartet. | |
| Europaabgeordnete aller Fraktionen sprachen von einem großen Erfolg. Trotz | |
| massiver Lobbykampagnen vor allem der großen US-Konzerne sei es gelungen, | |
| EU-weit gültige und vorbildliche Regeln für die digitalen Dienste zu | |
| formulieren. Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken sprach von einem „neuen | |
| digitalen Grundgesetz für Europa“. | |
| Nach vielen Änderungen sieht der Gesetzentwurf vor, dass Online-Plattformen | |
| mehr gegen illegale Inhalte tun müssen. „Alles, was offline illegal ist, | |
| muss auch online illegal sein“, sagte die dänische Parlamentarierin | |
| Christel Schaldemose, die den Entwurf federführend betreut hat. Das | |
| Internet dürfe kein „Wilder Westen“ mehr sein. | |
| Neben neuen Vorkehrungen gegen Hassrede und Fake News soll der DSA auch | |
| [2][mehr Schutz für die Verbraucher] bringen. So sollen die Konzerne mehr | |
| Verantwortung für ihre Online-Marktplätze übernehmen, damit keine | |
| gefälschten oder gefährlichen Produkte mehr verkauft werden. Auch mit dem | |
| Missbrauch der Cookie-Banner soll Schluss sein. | |
| ## Kommerzielles Tracking bleibt | |
| Zudem wollen die Abgeordneten die Verwendung sensibler persönlicher Daten | |
| wie sexuelle Orientierung, Religion oder politische Gesinnung für | |
| Werbezwecke vollständig verbieten. Außerdem dürfen die Konzerne persönliche | |
| Daten von Kindern und Jugendlichen nicht mehr für gezielte Werbung und | |
| individuell zugeschnittene Inhalte nutzen. | |
| Allerdings gibt es auch Kritik. So klagt das auf Digitalpolitik | |
| spezialisierte europäische Netzwerk EDRI, dass das „überwachende“ | |
| [3][Tracking für kommerzielle Zwecke] nicht vollständig verboten worden | |
| sei. Es moniert, dass sich die Abgeordneten dagegen entschieden haben, den | |
| Nutzern eine Wahlfreiheit bei Empfehlungs-Algorithmen zu gewähren. | |
| Dies sei ein Erfolg der Konzernlobbyisten, glaubt die | |
| Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory. Im Jahr nach der | |
| Veröffentlichung des Vorschlages durch die EU-Kommission Ende 2020 habe es | |
| mindestens 613 Gespräche von Abgeordneten mit Interessenvertretern gegeben. | |
| Besonders aktiv waren demnach Google und Facebook. | |
| ## Streit um Durchsetzung | |
| Allerdings standen nicht nur die großen US-Konzerne auf der Bremse. Auch | |
| europäische Unternehmen und Start-ups haben vor allzu großen | |
| Einschränkungen gewarnt. Die Balance zwischen dem Verbraucherschutz und der | |
| Förderung der EU-Industrie müsse gewahrt werden, fordert der | |
| Branchenverband Bitcom vor den nun anstehenden Verhandlungen. | |
| Die 27 EU-Staaten hatten sich bereits im November auf eine gemeinsame | |
| Haltung festgelegt. Ein Streitpunkt war dabei die Frage, wer für die | |
| Durchsetzung der neuen Regeln verantwortlich sein soll. Bei sehr großen | |
| Onlineplattformen sollte allein die EU-Kommission zuständig sein, fordert | |
| der Rat. Er verspricht sich damit mehr Schlagkraft gegenüber den bisher | |
| übermächtigen Konzernen. | |
| 21 Jan 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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