# taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Begrenzte Impfpflicht beschlossen | |
> Der Bundestag hat eine erste begrenzte Corona-Impfpflicht für | |
> Gesundheitspersonal beschlossen. Niedersachsen verschärft Maßnahmen an | |
> Weihnachten. | |
Bild: Überlast: Behandlung eines Patienten auf einer Intensivstation | |
## Niedersachsen verschärft Maßnahmen an Weihnachten | |
In Niedersachsen soll es von Heiligabend bis zum 2. Januar landesweit | |
verschärfte Corona-Maßnahmen geben. Dann müssen etwa Diskotheken schließen | |
und es sind nur Veranstaltungen mit weniger Menschen erlaubt. Das kündigte | |
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag in Hannover an. „Ich bin | |
wirklich einigermaßen, ich muss sagen beunruhigt über das, was Anfang des | |
Jahres auf uns zukommen kann. Wir müssen uns alle immer wieder daran | |
erinnern, dass wir ganz persönlich eine Verantwortung haben, jetzt auch in | |
dieser schwierigen Phase der Pandemie gut in Niedersachsen durchzukommen, | |
so wie wir das bis jetzt immer geschafft haben“, so Weil. | |
Zudem wird die Präsenzpflicht an Niedersachsens Schulen vor Weihnachten | |
aufgehoben. Vom 20. Dezember an und damit drei Tage vor Ferienbeginn | |
könnten die Schülerinnen und Schüler auf Antrag der Eltern vom Unterricht | |
befreit werden, kündigte die Landesregierung an. Einen Anspruch auf | |
Distanzlernen gebe es an diesen Tagen nicht. Die Ferien sollen aber wie | |
geplant am 23. Dezember beginnen und bis zum 7. Januar dauern. | |
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) erklärte, die Möglichkeit zur | |
Unterrichtsbefreiung werde für Eltern eingeräumt, die wegen noch nicht | |
vollständig geimpfter oder geboosterter Familienmitglieder und Angehörigen | |
aus Risikogruppen einen weitergehenden Schutz zum Weihnachtsfest benötigen. | |
Die Befreiung könne formlos beantragt werden, jedoch nur für alle drei Tage | |
am Stück. (dpa) | |
## Gericht gestattet Friseurbesuch | |
Wer in Niedersachsen nicht gegen das Coronavirus geimpft oder von einer | |
Covid-Infektion genesen ist, darf nach einer Entscheidung des | |
Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Lüneburg nicht vom Besuch beim Friseur | |
ausgeschlossen werden. Die derzeitige 2G-plus-Regel bei körpernahen | |
Dienstleistungen sei unangemessen und unter Berücksichtigung des aktuellen | |
Infektionsgeschehens im Bundesland keine notwendige Schutzmaßnahme, teilte | |
das Gericht am Freitag mit. Es bezog sich auf die körperpflegerischen | |
Grundbedarfe, wozu etwa der Besuch beim Friseur oder der Fußpflege zählten. | |
(dpa) | |
Japans CO2-Emissionen sinken in Pandemie auf Rekordtief | |
In Japan sind die Treibhausgas-Emissionen im Zuge der Corona-Pandemie auf | |
ein Rekordtief gesunken. In dem im März 2021 zu Ende gegangenen | |
Haushaltsjahr reduzierte sich der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen um gut | |
fünf Prozent auf knapp 1,15 Milliarden Tonnen, wie am Freitag aus | |
vorläufigen Zahlen des Umweltministeriums in Tokio hervorging. Das ist der | |
niedrigste Wert, seit Japan 1990 mit der Aufzeichnung begann. Das | |
Umweltministerium sah dennoch keinen Grund zur Zufriedenheit: „Wir können | |
kaum behaupten, dass der Rückgang 2020 ganz auf unseren Kampf gegen die | |
Klimawandel zurückgeht,“ sagte Yoshiteru Sakaguchi, ein Vertreter des | |
Ministeriums, vor Journalisten. Schließlich habe die Corona-Pandemie die | |
Industrieproduktion und damit den Energiebedarf gedämpft. (rtr) | |
## Bundestag beschließt erste begrenzte Corona-Impfpflicht | |
Im Kampf gegen die Coronapandemie hat der Bundestag eine erste begrenzte | |
Impfpflicht für Gesundheitspersonal und weitere Krisenregelungen | |
beschlossen. Für das Gesetz der Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen | |
stimmten am Freitag 571 Abgeordnete. Mit Nein votierten 80 Abgeordnete, 38 | |
enthielten sich. Am Nachmittag soll darüber auch noch der Bundesrat in | |
einer Sondersitzung abschließend entscheiden. | |
Konkret sollen Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen Menschen | |
wie Pflegeheimen und Kliniken bis 15. März 2022 Nachweise als Geimpfte oder | |
Genesene vorlegen müssen. Neben Ärzten sollen künftig befristet auch | |
Apotheken, Zahnärzte und Tierärzte mitimpfen können. Ergänzt und verlängert | |
werden sollen Möglichkeiten für die Länder zu regional härteren | |
Corona-Beschränkungen. (dpa) | |
## Präsenzunterricht hat weiterhin höchste Priorität | |
Die Minister:innen der Länder haben ihren Kurs für offene Schulen in | |
der Coronapandemie bekräftigt. Der kontinuierliche Präsenzunterricht habe | |
für sie weiterhin höchste Priorität, um das Recht der Kinder und | |
Jugendlichen auf Bildung und Teilhabe zu gewährleisten, heißt es in einem | |
am Freitag veröffentlichten Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK). | |
Die KMK hatte am Vortag über die aktuelle Coronalage an den Schulen | |
beraten. In der vergangenen Woche waren laut Daten aus den Ländern mehr als | |
100.000 Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern bekannt. Insgesamt | |
gibt es rund 11 Millionen Schüler in Deutschland. | |
„Das Offenhalten der Schulen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, | |
heißt es in dem Beschluss weiter. Nach den umfangreichen Schulschließungen | |
im letzten und vorletzten Schuljahr müssten nun Erwachsene Verantwortung | |
übernehmen und die verschärften Regeln im öffentlichen Leben konsequent | |
einhalten. „Wo notwendig, müssen weitere Kontakt- und Zugangsbeschränkungen | |
für ungeimpfte Erwachsene einen zusätzlichen Beitrag zur Eindämmung der | |
Pandemie leisten.“ | |
Beschlossen wurden von der KMK zudem Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel, | |
Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Unterrichts in einer | |
digitalisierten Welt und ein Programm zur Verbesserung der Fortbildung und | |
der Unterrichtsqualität im Fach Mathematik. Damit werde darauf reagiert, | |
dass nur knapp die Hälfte aller Jugendlichen die mathematischen Kompetenzen | |
erreiche, die die KMK in ihren Regelstandards festgelegt habe. (dpa) | |
## Inzidenz bei 413,7 | |
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag leicht | |
gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen | |
pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 413,7 an. | |
Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 422,3 gelegen. Vor einer Woche | |
lag die bundesweite Inzidenz bei 442,1 (Vormonat: 232,1). Die | |
Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 61.288 | |
Coronaneuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des | |
RKI-Dashboards von 05.02 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es | |
74.352 Ansteckungen. | |
Die Corona-Zahlen zeigen, dass sich der Trend nach unten verstärkt. [1][Der | |
7-Tage-Mittelwert sinkt auf 53.137, das sind 1.866 weniger als am Vortag.] | |
Einen größeren absoluten Rückgang hat es überhaupt erst einmal gegeben. | |
Allerdings relativiert sich das, weil wir unverändert auf einem | |
besorgnierregend hohen Level sind. Da führen selbst kleinere Ausschläge zu | |
größeren absoluten Veränderungen. Der 7-Tage-Mittelwert liegt am Freitag | |
7,3 Prozent unter dem Level vor einer Woche. [2][Die Kurve knickt leicht | |
nach unten.] | |
Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten | |
derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und | |
Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen | |
Regionen nicht mehr hinterher. | |
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 484 | |
Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 390 Todesfälle. Der | |
7-Tage-Mittelwert klettert auf 346,9, das sind 16,1 Prozent mehr als vor | |
einer Woche. Das Wochenwachstum dieses Wertes nimmt zudem seit 3 Tagen | |
wieder zu. [3][Die Kurve zeigt steil nach oben.] | |
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.423.520 nachgewiesene Infektionen | |
mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, | |
da viele Infektionen nicht erkannt werden. (dpa/taz) | |
## Pläne für neue Coronamaßnahmen der Regierung | |
Im Kampf gegen die Coronapandemie sollen Bundestag und Bundesrat an diesem | |
Freitag eine erste begrenzte Impfpflicht und weitere Krisenregelungen | |
beschließen. Die Gesetzespläne der neuen Koalition von SPD, FDP und Grünen | |
sehen vor, dass Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen | |
Menschen wie Pflegeheimen und Kliniken bis Mitte März 2022 Nachweise als | |
Geimpfte oder Genesene vorlegen müssen. Neben Allgemein- und Fachärzten | |
sollen auch Apotheken und Tierärzte mitimpfen können. Ergänzt und | |
verlängert werden sollen Möglichkeiten für die Länder zu regional härteren | |
Beschränkungen. | |
Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Donnerstagabend gemeinsame | |
Anstrengungen mit den Ländern für eine deutliche Beschleunigung der | |
Impfungen an. Mit Blick auf die neue Virusvariante Omikron sagte er nach | |
einer Schaltkonferenz mit den Regierungschefs, es sei nun umso dringender, | |
dass möglichst viele eine Auffrischimpfung bekämen. Gleichzeitig machten | |
Bund und Länder deutlich, dass es keine zusätzlichen Beschränkungen über | |
die Weihnachtsfeiertage geben, die Lage aber beobachtet werden soll. | |
Nächste Woche soll ein Expertenrat auch genauere Einschätzungen zu Omikron | |
geben, wie der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, der | |
Nordrhein-Westfale Hendrik Wüst (CDU), sagte. Wenn nötig, solle dann agiert | |
werden. | |
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte das Bekenntnis zur | |
Intensivierung der Impfungen, vermisste aber eine Entscheidung über den | |
Umfang einer vollständigen Impfung. „Die vom neuen | |
Bundesgesundheitsminister aufgeworfene Frage, ob für den 2G-Status | |
zukünftig drei Impfungen erforderlich sind, wurde nicht entschieden“, | |
kritisierte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg in der Düsseldorfer | |
„Rheinischen Post“ (Freitag). „Das ist bedauerlich, denn so hätte ein | |
deutlicher Anreiz für die Booster-Impfung gesetzt werden können.“ | |
Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, der Bayer Klaus | |
Holetschek (CSU), sagte dem TV-Sender Welt: „Im Moment spricht viel dafür, | |
dass man erst nach drei Impfungen vollständig geimpft sein wird.“ Die | |
Fachminister würden am Montag oder Dienstag darüber reden. | |
Lauterbach hatte im ZDF gesagt: „Die Impfung ist nur abgeschlossen, wenn | |
man dreimal geimpft wurde.“ Das sei die neue Realität, um vor der | |
Omikron-Variante einigermaßen geschützt zu sein. | |
Allerdings gab es am Abend einen Bericht über Omikron-Infektionen trotz | |
dritter Impfung. Dies soll nach einer Untersuchung bei sieben Deutschen in | |
Südafrika der Fall gewesen sein, wie Wolfgang Preiser, Mitglied des | |
Forschungskonsortiums, das die Variante entdeckt hat, dem Berliner | |
„Tagesspiegel“ (Freitag) sagte. Aber: „Das darf man natürlich nicht fals… | |
verstehen, dass die Impfung nicht helfe.“ Auch die Hersteller | |
Biontech/Pfizer gehen davon aus, dass ihr Impfstoff weiterhin vor einer | |
schweren Erkrankung schützt. | |
Bis März wollen sie – unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung – einen | |
an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff bereitstellen. Das | |
Bundesgesundheitsministerium arbeitet derzeit an der Beschaffung, wie | |
Lauterbach in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ sagte. Die laufe auf | |
EU-Ebene wie auch in bilateralen Gesprächen. Er ging zudem davon aus, dass | |
die bis Weihnachten angestrebte Zahl von 30 Millionen Erst-, Zweit- und | |
Auffrischimpfungen auch nicht ausreichen wird. | |
Das Robert Koch-Institut (RKI) riet im neuen Wochenbericht trotz des | |
leichten Rückgangs der Neuinfektionen zu stärkeren Anstrengungen gegen die | |
Pandemie. Die hohe Infektionsgefahr bleibe angesichts der großen Fallzahl | |
weiter bestehen, hieß es am Abend. „Nur durch eine Intensivierung der | |
kontaktbeschränkenden Maßnahmen und rasche Erhöhung der Impfraten kann die | |
Situation verbessert werden.“ | |
Die neuen Ampel-Gesetzespläne sollen beides (wieder) ermöglichen. Sie | |
sollen zunächst im Bundestag beschlossen werden und direkt im Anschluss | |
auch in der Länderkammer. Ein Überblick: | |
■ Spezial-Impfpflicht: Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken, | |
Pflegeheimen und Arztpraxen sollen bis Mitte März 2022 Nachweise über | |
vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen müssen – oder eine | |
Arzt-Bescheinigung, dass sie nicht geimpft werden können. Neue Beschäftigte | |
brauchen das ab dann von vornherein. | |
■ Mehr Impfungen: Über Ärzte hinaus sollen befristet auch Apotheker, Tier- | |
und Zahnärzte Menschen ab 12 Jahren impfen dürfen. Voraussetzung sollen | |
eine Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder Einbindungen in mobile | |
Impfteams sein. | |
■ Regionale Maßnahmen I: Bei sehr kritischer Lage können die Länder, nach | |
einem Parlamentsbeschluss, schon härtere Vorgaben für Freizeit oder Sport | |
anordnen – aber nach einem ersten Ampel-Gesetz keine Ausgangsbeschränkungen | |
oder pauschale Schließungen von Geschäften und Schulen. Nun soll präzisiert | |
werden, dass Versammlungen und Veranstaltungen untersagt werden können, die | |
keine geschützten Demonstrationen sind – besonders im Sport mit größerem | |
Publikum. Klargestellt wird, dass Schließungen etwa der Gastronomie möglich | |
sind – aber nicht von Fitnesscentern und Schwimmhallen. | |
■ Regionale Maßnahmen II: Einzelne Länder hatten kurz vor Ende der | |
„epidemische Lage von nationaler Tragweite“ am 25. November noch auf dieser | |
alten Rechtsgrundlage umfassendere härtere Maßnahmen beschlossen. Diese | |
können bisher bis 15. Dezember in Kraft bleiben. Laut jüngstem Entwurf soll | |
die Frist bis 19. März verlängert werden. | |
■ Testpflichten: Für Beschäftigte und Besucher in Arztpraxen, Kliniken und | |
Pflegeheimen wurden schon Testpflichten festgelegt. Nun soll laut Entwurf | |
präzisiert werden, dass Patienten und „Begleitpersonen, die die Einrichtung | |
oder das Unternehmen nur für einen unerheblichen Zeitraum betreten“ nicht | |
als Besucher gelten – also Eltern beim Kinderarzt oder Helfer bei Menschen | |
mit Behinderung. | |
■ Kliniken: Kliniken sollen wieder Ausgleichszahlungen erhalten etwa für | |
frei gehaltene Betten oder Belastungen durch Patientenverlegung. | |
■ Kurzarbeitergeld: Ein Aufstocken des schon bis Ende März verlängerten | |
Kurzarbeitergelds soll ermöglicht werden. Demnach sollen ab dem vierten | |
Bezugsmonat 70 Prozent der Nettoentgeltdifferenz gezahlt werden – wenn ein | |
Kind im Haushalt lebt, 77 Prozent. Ab dem siebten Bezugsmonat sind 80 und | |
mit Kind 87 Prozent geplant. Dies soll für Beschäftigte gelten, die bis zum | |
31. März 2021 während der Pandemie einen Anspruch auf Kurzarbeitergeld | |
hatten. Außerdem sollen die Beschäftigten, die seit April 2021 erstmals in | |
Kurzarbeit gegangen sind, für die Zeit von Januar bis März 2022 einen | |
Anspruch auf die erhöhten Leistungssätze erhalten. (dpa) | |
## Studie zu 29 Ländern: Deutschland recht krisenfest in der Pandemie | |
In der Coronapandemie haben sich Demokratie, Staat und Verwaltung, | |
Wirtschaft und soziale Sicherung einer Analyse zufolge in Deutschland als | |
robust erwiesen. Die Bundesrepublik schneide bei der Krisenfestigkeit im | |
internationalen Vergleich unter 29 Industrieländern gut ab, liege nach | |
Schweden und Neuseeland in der Spitzengruppe, hieß es in einer Studie der | |
Bertelsmann Stiftung. Dafür waren 94 Indikatoren von Februar 2019 bis | |
Januar 2021 – also im ersten Coronajahr – untersucht worden, mehr als 70 | |
Experten hatten Länderberichte erstellt. Berücksichtigt wurden | |
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) und Länder der Organisation | |
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). | |
Dennoch gebe es auch hierzulande erhebliche Defizite, die neue | |
Ampelregierung müsse bei Digitalisierung und Krisenvorsorge einen Neustart | |
angehen, forderten die Studienautoren am Freitag in Gütersloh. Bewertet | |
wurden die drei Säulen Widerstandsfähigkeit der Demokratie, Organisation | |
des Krisenmanagements von Politik und Behörden sowie drittens die | |
Robustheit von Wirtschaft und Sozialstaat in der Pandemie. | |
Im Teilbereich Demokratie-Robustheit erhielten Polen, Ungarn und die Türkei | |
die schlechtesten Noten. „Dort nutzen Regierungen die Pandemie, um | |
Bürgerrechte auf Dauer einzuschränken.“ Es zeigte sich, dass es in Staaten, | |
in denen demokratische Werte wie Freiheit der Medien, Unabhängigkeit der | |
Justiz oder Bürgerrechte schon vor der Krise gefährdet waren, weitere | |
„besorgniserregende Rückschritte“ gab, wie die Erhebung betonte. In den | |
allermeisten Ländern seien die Parlamente ins Krisenmanagement schlecht | |
eingebunden gewesen, vor allem wegen des hohen Zeitdrucks. Deutschland kam | |
hier zusammen mit Portugal auf Platz 6. | |
Beim Krisenmanagement – bewertet mit Rang 5 – habe es auch in der | |
Bundesrepublik im ersten Pandemie-Jahr wegen Kompetenzgerangels gehakt, | |
bilanzierte die Untersuchung. So hätten sich etwa bei Kontaktnachverfolgung | |
und Daten-Management viele Schwächen gezeigt, sagte Studienautor Christof | |
Schiller der Deutschen Presse-Agentur. Es brauche mehr Transparenz. Es gehe | |
um schnelle und anschauliche Vermittlung von Daten an die Bürger. „Damit | |
sie gut informiert sind und die Akzeptanz der vielen einschränkenden | |
Maßnahmen erhöht wird.“ Aus der Zivilgesellschaft müssten mehr Experten bei | |
politischen Entscheidungen hinzugezogen werden – Gewerkschaften, | |
Arbeitgeber, Umwelt- oder auch Sozialverbände. | |
Zunächst habe sich unter den politischen Akteuren eine recht gute | |
Kompromissfähigkeit gezeigt, die dann aber bröckelte, meinte Schiller. „Die | |
Profilierung der jeweiligen Länder-Regierungen wurde wichtiger, der | |
Bund-Länder-Grundkonsens nahm ab.“ Man sehe hier eine „Baustelle“, beim | |
koordinierten Vorgehen müsse Deutschland besser werden. Es brauche zudem | |
vorausschauende Politikansätze. | |
Die schleppende Digitalisierung habe auch den Bildungsbereich getroffen. | |
Bei der Krisenanfälligkeit des Schulsystems schneide die Bundesrepublik mit | |
Rang 15 eher schlecht ab. Hier gebe es hohen Reformbedarf. Vor allem | |
Schüler aus bildungsfernen Familien seien in den Homeschooling-Phasen kaum | |
von den digitalen Angeboten erreicht worden, kritisierte Schiller. | |
Bei der dritten Säule sieht die Studie Deutschland insgesamt auf dem 2. | |
Rang – in dem Unterbereich Wirtschaftspolitik dabei sogar auf dem | |
internationalen Spitzenplatz. „Dank umfassender Kurzarbeiterregelung und | |
solider Staatsfinanzen“, wie Wirtschaftsexperte und Co-Autor Thorsten | |
Hellmann schilderte. Auch die sozialen Sicherungssysteme seien im ersten | |
Pandemie-Jahr stabil geblieben. Zudem habe das starke Gesundheitssystem | |
Deutschland unter deutlich günstigeren Vorzeichen in die Pandemie starten | |
lassen als viele andere Staaten. | |
Laut Studie rangierten bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik Japan und | |
Frankreich im Mittelfeld, die USA im unteren Drittel, Mexiko bilde das | |
Schlusslicht. Alle Staaten hätten sich in der Krise „massiv verschuldet.“ | |
(dpa) | |
## Lauterbach zur Impfpflicht: Verhängung von Bußgeldern unvermeidbar | |
Zur Durchsetzung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht setzt der neue | |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf Bußgelder. „Ins Gefängnis | |
muss niemand“, sagte der SPD-Politiker dem „Spiegel“. „Aber die Verhän… | |
von Bußgeldern ist unvermeidbar.“ Zur Höhe sagte er, man müsse mit | |
Psychologen und Ökonomen reden, „ab wann Strafen eine Wirkung erzielen“. | |
Wenn jemand nicht zahle, müssten die Bußgelder „empfindlich erhöht werden�… | |
„Aber ich bin mir sicher, dass wir allein mit der Ankündigung der | |
allgemeinen Impfpflicht schon sehr viele Menschen erreichen werden.“ | |
Zahlreiche Politiker hatten sich zuletzt für eine allgemeine Impfpflicht | |
gegen Corona ausgesprochen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist dafür | |
und hat angekündigt, dass der Bundestag darüber ohne die sonst übliche | |
Fraktionsdisziplin abstimmen soll. Zunächst stimmt das Parlament an diesem | |
Freitag aber über die Einführung einer Impfpflicht für Beschäftigte in | |
Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen ab, diese sollen ab Mitte März | |
Nachweise über vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen müssen. | |
Der Gesundheitsminister warnte, es sei kaum zu verhindern, dass die neue | |
Omikron-Variante des Coronavirus sich auch bei uns ausbreite. „Die Analysen | |
von Expertinnen wie Sandra Ciesek und anderen zeigen alle in dieselbe | |
Richtung: Mit der zweifachen Impfung haben wir einen sehr beschränkten | |
Schutz gegen Infektionen, möglicherweise gar keinen mehr nach Monaten“, | |
sagte er. „Dann wären die Ungeimpften und diejenigen ohne Boosterimpfungen | |
im vollen Risiko in Bezug auf die Infektion.“ Wahrscheinlich bliebe ein | |
Schutz gegen schwere Krankheit. „Deshalb brauchen wir unbedingt eine | |
allgemeine Impfpflicht“, so Lauterbach. | |
Diese gehöre zu den zwei Dingen, „die uns aus dieser Krise herausführen | |
können“ – das zweite sei eine erfolgreiche Boosterkampagne. „Gerade bei … | |
Omikron-Variante könnte die Boosterimpfung besonders bedeutsam sein.“ (dpa) | |
10 Dec 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/gereonas/status/1469207902904889349 | |
[2] https://twitter.com/gereonas/status/1469208701592604673 | |
[3] https://twitter.com/gereonas/status/1469209881689444356 | |
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