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# taz.de -- Preissturz in der Pandemie: Schweinehalter in der Krise
> Die Gewinne der Schweinehaltungsbranche sind eingebrochen. Das liegt an
> Corona – aber auch an der Afrikanischen Schweinepest.
Bild: „Existenzielle Krise“: Ferkel unter einer Wärmelampe in einem Schwei…
Berlin taz | Dem durchschnittlichen deutschen Schweinehalter geht es
wirtschaftlich gesehen derzeit ziemlich dreckig: Der Gewinn brach im
Wirtschaftsjahr von Juli 2020 bis Juni 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 69
Prozent auf 36.800 Euro ein, wie der Bauernverband am Donnerstag mitteilte.
Das ist ein sehr großer Rückgang selbst für eine Branche, deren Ergebnis
auch in normalen Zeiten erheblich schwankt. Zudem sind
Schlachtschweinepreise jetzt schon seit dem ersten Halbjahr 2020 so
niedrig, dass viele Betriebe aus dem Markt aussteigen. „Die Schweinehalter
sind in einer existenziellen Krise“, sagte Bauernverbandspräsident Joachim
Rukwied.
Das ist für viele Höfe fatal. Allerdings haben die Dumpingpreise für
Schweine auch positive Effekte: Wenn weniger Schweine gehalten werden,
werden weniger Treibhausgase frei. Tierrechtler begrüßen, dass weniger
Schweine „in Gefangenschaft“ leben. Die niedrigen Preise auf dem
konventionellen Markt könnten auch mehr Bauern veranlassen, Schweine auf
einem höheren Tierschutzniveau – etwa wie im Ökolandbau – zu halten, was
besser bezahlt wird.
Der Bauernverband betonte am Donnerstag, dass die Schweinepreise wegen der
Coronapandemie verfallen seien. Andere Faktoren erwähnte Rukwied erst auf
Nachfrage. Das hat wohl vor allem den Grund, dass viele Betriebe
Coronahilfen beantragt haben. Das Geld wird aber [1][nur gezahlt, wenn die
aktuelle Krise tatsächlich durch die Pandemie] ausgelöst wurde.
Tatsächlich ist der Schlachtschweinepreis von März bis August 2020 laut
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung von rund 2 Euro je Kilogramm
um etwa 25 Prozent gefallen. Damals legten massive Coronaausbrüche unter
Arbeitern mehrere große Schlachthöfe lahm, so dass gemästete Schweine nicht
getötet werden konnten. Zudem wurde weniger Schweinefleisch gegessen, weil
wegen des Lockdowns Restaurants geschlossen waren und Großveranstaltungen
nicht stattfanden. Zwar kochten die Leute zu Hause mehr, aber das konnte
die Rückgänge in der Gastronomie nicht völlig kompensieren.
## Ökobetriebe mit mehr Gewinn als im Vorjahr
Doch um ebenfalls gravierende rund 15 Prozent in den Keller schickte die
Preise im September/Oktober 2020 der Ausbruch der [2][Afrikanischen
Schweinepest] in Deutschland. Denn wegen dieser für die Tiere tödlichen
Seuche fiel der größte Kunde im Ausland aus: China ließ wie viele andere
Nicht-EU-Staaten keine Importe mehr aus der Bundesrepublik zu. Nach China
gingen im ersten Halbjahr 2020 laut Statistischem Bundesamt 27 Prozent der
deutschen Schweinefleischexporte. Das entsprach nach einer taz-Schätzung
etwa 10 Prozent der deutschen Schlachtmenge. In der Schweinepest-Phase
rächte sich also, dass die deutschen Erzeuger so abhängig sind vom Export:
2020 wurden [3][47 Prozent der Schlachtmenge ins Ausland] verkauft.
Anderen Landwirten geht es besser als den Schweinehaltern. Der
durchschnittliche Ökobetrieb machte [4][laut Bauernverband] 2020/21 mit
76.000 Euro 9 Prozent mehr Gewinn als im Vorjahr. Bei Milchviehbetrieben
betrug das Plus 4 Prozent auf 56.400 Euro. Sonderkulturbetriebe wie
Weingüter erwirtschafteten sogar 12 Prozent mehr, nämlich 86.800 Euro. Da
die Schweinehaltung so umsatzstark ist, fiel der Durchschnittsgewinn aller
Haupterwerbsbetriebe aber um 15 Prozent auf 52.100 Euro.
9 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.topagrar.com/panorama/news/ueberbrueckungshilfe-fuer-schweineha…
[2] /Afrikanische-Schweinepest/!t5472957
[3] https://www.thuenen.de/media/ti-themenfelder/Nutztierhaltung_und_Aquakultur…
[4] https://www.bauernverband.de/fileadmin/user_upload/dbv/situationsbericht/20…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
Schweine
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Pandemie
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Cem Özdemir
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Afrikanische Schweinepest
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